News | Gütersloh, 17.05.2021

Das Beste aus alter und neuer Arbeitswelt vereinen

Corona wird die Arbeitswelt nachhaltig verändern. Wie wir bei Bertelsmann in Zukunft arbeiten werden, skizziert Personalvorstand Immanuel Hermreck. Vier Handlungsfelder macht er aus: Flexibles Arbeiten, eine veränderte Führungskultur, transparente und zielgerichtete Kommunikation sowie umfassende, funktions- und divisionsübergreifende Zusammenarbeit.

Flexibles Arbeiten, eine veränderte Führungskultur, transparente und zielgerichtete Kommunikation sowie umfassende, funktions- und divisionsübergreifende Zusammenarbeit - das sind die vier zentralen Handlungsfelder für die Entwicklung neuer Arbeitsformen bei Bertelsmann. Wie er sich die Zukunft des Arbeitens bei Bertelsmann vorstellt und welche Rahmenbedingungen er dafür setzt, erklärt Personalvorstand Immanuel Hermreck im Interview.

Herr Hermreck, es wird derzeit viel darüber diskutiert, welche langfristigen Auswirkungen die Pandemie auf unser Leben und unsere Gesellschaft haben wird. Gehen Sie davon aus, dass Corona auch Folgen für die Arbeitswelt haben wird?

In jedem Fall. Corona verändert die Arbeitswelt grundlegend, nachhaltig und überall. Das gilt natürlich auch für Bertelsmann, in allen Bereichen und Unternehmen, auf verschiedenen Ebenen, allerdings in unterschiedlichen Ausprägungen. Unter dem Eindruck der Pandemie hat Bertelsmann bereits in den zurückliegenden Monaten neue Arbeitsformen und Initiativen eingeführt, ausgebaut und einem Härtetest unterzogen. Nachgedacht hatten wir darüber bereits vor Corona. Die Pandemie jedoch hat diesen Prozess wie so vieles andere nun enorm beschleunigt. Von einem Tag auf den anderen wurde in einer Form gearbeitet, die zuvor mal als undenkbar, mal als unerwünscht galt. Doch diese neue, flexible Form des Arbeitens hat funktioniert. Bei Bertelsmann sogar bestens, weshalb wir das Jahr 2020 so erfolgreich abschließen konnten.

Was waren die wesentlichen Gründe und Voraussetzungen für den Über-Nacht-Erfolg neuer Arbeitsformen?

Vielleicht, dass sie für uns nicht 'über Nacht' und unvorbereitet kamen. Wir bei Bertelsmann hatten fast überall die technischen und vor allem die kulturellen Voraussetzungen geschaffen, um unsere Arbeitswelt neu zu denken. Technisch kam uns die Digitalisierung vieler Prozesse zugute, ohne die beispielsweise das flächendeckende Homeoffice, wie wir es weltweit seit über einem Jahr praktizieren, nicht denkbar gewesen wäre. Und kulturell sind es eben die Werte Kreativität und Unternehmertum, die uns in einer solchen Ausnahmesituation stark machen: Nur wer kreativ und unternehmerisch auf eine Herausforderung dieses Ausmaßes zu antworten in der Lage ist, kann sie meistern.

… und das soll nun auch langfristig für die Einführung neuer Arbeitsformen gelten?

Na klar. Wir möchten den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern da, wo es möglich und sinnvoll ist, ein noch effektiveres, kreativeres und innovativeres Arbeiten ermöglichen, das gleichzeitig ihre persönlichen Interessen und Bedürfnisse stärker berücksichtigt. Es geht jetzt darum, hybride Arbeitsformen zu entwickeln, die das Beste aus alter und neuer Welt vereinen.

Wie genau soll das vor sich gehen?

Basierend auf den Erfahrungen der vergangenen Monate haben Vorstand und Group Management Committee über eine gemeinsame Grundhaltung zu New Work bei Bertelsmann diskutiert. Neben dem Wert und der Notwendigkeit neuer, flexibler Arbeitsformen erstreckt sich das neue Arbeiten über unterschiedliche Handlungsfelder. Damit verdeutlichen der Vorstand und das GMC ihren Anspruch, Veränderungen zu gestalten. Wir sind uns der Verantwortung bewusst, unsere Arbeitsumgebung permanent kritisch zu überprüfen und gegebenenfalls neu zu gestalten, um den Bedürfnissen unserer Mitarbeitenden bestmöglich gerecht zu werden, ganz gleich wie - und wo - sie arbeiten.

Sie sprechen konkrete Handlungsfelder an. Welche sind das?

Es sind vier an der Zahl: flexibles Arbeiten, eine dazu passende Führungskultur, transparente und zielgerichtete Kommunikation sowie umfassende, funktions- und divisionsübergreifende Zusammenarbeit. Diese Handlungsfelder mit Leben zu füllen, liegt nun in der Verantwortung der einzelnen Geschäfte, deren Arbeitswelten und Möglichkeiten teilweise weit auseinander liegen und für die jeweils spezifische Lösungen gefunden werden müssen. Essentiell bei der anschließenden Umsetzung ist gegenseitiges Vertrauen zwischen Beschäftigten und Führungskräften, unabhängig davon, an welchem Ort die Arbeit ausgeführt wird.

Was verstehen Sie unter flexiblem Arbeiten, um mit diesem Handlungsfeld zu beginnen?

Nach den Erfahrungen der vergangenen Monate arbeiten viele Kolleg:innen zuhause oder unterwegs genauso effektiv wie im Büro. Aus dem anfangs flächendeckenden Homeoffice ist längst für viele ein flexibler Wechsel zwischen Büro- und Heimarbeit geworden. Hinter diese Form der Flexibilität werden wir sicher nicht wieder zurückfallen.

Aber es geht nicht nur um mehr Homeoffice, oder?

Natürlich nicht. Es gibt ja auch bei Bertelsmann viele Bereiche, in denen Homeoffice-Tage nicht das Mittel der Wahl bei der Einführung neuer Arbeitsformen sein können. Hier wird es wichtig, andere Modelle zur Flexibilisierung der Arbeit zu entwickeln. Und wir müssen aufpassen, dass wir bei aller Flexibilisierung nicht den Wert des persönlichen Austausches unter Kolleg:innen oder mit Vorgesetzten aus den Augen verlieren. Mit Fortdauer der Pandemie wird das vielen immer bewusster. Der persönliche Austausch ist ein wichtiger Teil auch unserer Unternehmenskultur. Er fördert nicht nur den Kontakt zwischen Beschäftigten und somit das Teamgefühl, sondern er trägt auch zur Zugehörigkeit zum Unternehmen bei. Der Austausch muss somit Teil einer neuen Arbeitswelt bleiben. Mit der Herausforderung, gleichzeitig die Wünsche der Beschäftigten nach hybriden Arbeitsformen zu erfüllen und dabei persönliche Zusammenarbeit zu ermöglichen, müssen wir uns intensiv auseinandersetzen, um die richtige Balance zu finden.

Führung wird dabei zu einem entscheidenden Erfolgskriterium…

Das steht für mich außer Frage. Eine Führungskultur, die die Besonderheiten der neuen Arbeitswelt reflektiert, ist unverzichtbar. Führungskräfte müssen als Vorbilder dienen und ein Umfeld schaffen, in dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motiviert sind und sich entwickeln können. Dabei sollen Flexibilität, Offenheit und Verlässlichkeit gleichermaßen sichergestellt werden. Aufgabe der Führung ist es, ein mitarbeiterzentriertes Arbeitsumfeld auf Basis von Vertrauen zu schaffen. Dabei wiederum spielt Kommunikation - als drittes Handlungsfeld - eine wesentliche Rolle. Sie muss integrales Element von New Work bei Bertelsmann bleiben und über die vielfältigen zur Verfügung stehenden Formate hinweg transparente und verständliche Botschaften vermitteln. Von einer solchen Kommunikation ist es dann nur ein kleiner Schritt zum vierten Handlungsfeld des neuen Arbeitens bei Bertelsmann, der verstärkten Zusammenarbeit.

Was meinen Sie damit?

Konkret denke ich an noch mehr Kooperation über Hierarchieebenen und Geschäftseinheiten hinweg, an die Stärkung unserer Allianzen und der Bertelsmann Collaboration Plattform, die Bündelung von Kompetenzen und Kapazitäten, den Aufbau interdisziplinärer und diverser Teams und die Vernetzung von Geschäften. All das muss im Arbeitsalltag von Bertelsmann noch selbstverständlicher werden. Hier sind wir seit ein paar Jahren und in vielen Projekten und Allianzen glücklicherweise schon auf einem richtig guten Weg.

Gibt es schon Beispiele für neue Arbeitsformen bei Bertelsmann?

Die gibt es in allen vier Handlungsfeldern. Fremantle etwa erlaubt seinen Beschäftigten im Rahmen einer Testphase, ihr Arbeitsmuster zwischen Homeoffice und Büro nach beruflichen und persönlichen Erfordernissen festzulegen. Gruner + Jahr will neue Führungsformen in einer hybriden Arbeitswelt zum Kernbestandteil der Weiterbildung von Führungskräften machen. Im Handlungsfeld Kommunikation hat Arvato Systems 'Brown Bag Sessions' und digitale Austauschformen mit dem Management eingeführt, um Mitarbeitende über die Entwicklung der Geschäfte auf dem Laufenden zu halten. Bertelsmann Corporate schließlich hat mit dem 'Your Campus' und anderen Formaten die Grundlage für einen internationalen und bereichsübergreifenden Wissensaustausch geschaffen. Das alles sind nur einige von vielen Beispielen und Pilotprojekten auf dem Weg in eine neue Arbeitswelt bei Bertelsmann. Und ich freue mich, dass das Thema zugleich intensiv in konzernübergreifenden Gremien diskutiert und vorangetrieben wird. Das Creativity Advisory Board beispielsweise hat erst Anfang Mai erneut wichtige Denkanstöße und Impulse für die weltweite Einführung neuer Arbeitsformen gegeben und sich vor allem der Frage gewidmet, welche Form des Arbeitens Kreativität optimal unterstützt.

Wie wird Bertelsmann das Thema zukünftig begleiten?

Anfang des Jahres wurde eine konzernübergreifende, internationale Austausch-Plattform aufgesetzt, um Erfahrungen und Best Practice miteinander zu teilen und voneinander zu lernen. Zudem wird sich der Vorstand regelmäßig von den Divisionen im Rahmen der Strategic Business Committee's über den jeweiligen Fortschritt der New Work-Projekte berichten lassen.

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Bertelsmann SE & Co KGaA published this content on 17 May 2021 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 19 May 2021 09:03:01 UTC.