Berlin (Reuters) - Die schwachen TV-Werbemärkte aufgrund der mauen Konjunktur belasten den europäischen Fernsehkonzern RTL.

Der Umsatz sank im ersten Quartal um neun Prozent auf 1,4 Milliarden Euro, wie die Bertelsmann[BTGGg.F]-Tochter am Donnerstag mitteilte. Die gesamten Werbeumsätze lagen bei 700 Millionen Euro und damit rund 15,6 Prozent unter dem Vorjahr. Trotz des schwachen Starts hält der Konzern an seiner Prognose fest und peilt für 2023 bei den Erlösen ein Plus auf 7,3 bis 7,4 Milliarden Euro an. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass es wie erwartet einen Aufschwung bei den TV-Werbemärkten in der zweiten Jahreshälfte gebe - und hier vor allem in Deutschland.

Im vorigen Jahr waren die Umsätze noch um 8,8 Prozent auf den Rekord von 7,2 Milliarden Euro gestiegen. Ende 2022 war die deutsche Wirtschaft allerdings geschrumpft und hatte Anfang 2023 nur stagniert. Die schwache Konjunktur samt Energiekrise und hoher Inflation sorgt dafür, dass sich Werbekunden zurückhalten. RTL schätzt, dass der Netto-TV-Werbemarkt in Deutschland zwischen Januar und März 17 bis 18 Prozent unter dem Vorjahresniveau lag. Eine Erholung sei auch im laufenden Frühjahrsquartal nicht zu erwarten, erklärte das Management um RTL-Chef Thomas Rabe.

Während der Umsatz des globalen Inhaltegeschäfts Fremantle zum Jahresstart um 5,6 Prozent auf 435 Millionen Euro sank, zogen die Streaming-Erlöse deutlich um 15,6 Prozent an. Sie blieben aber mit 74 Millionen Euro vergleichsweise gering. Die Summe der zahlenden Abonnenten der Streaming-Dienste RTL+ in Deutschland und Ungarn sowie Videoland in den Niederlanden stieg um gut 37 Prozent auf 5,9 Millionen. Vor allem wegen Investitionen in das Streaminggeschäft erwartet RTL beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) 2023 einen weiteren leichten Rückgang auf 1,0 bis 1,05 Milliarden Euro.

RTL verfolgt die Strategie, nationale Champions im europäischen Fernsehmarkt zu schaffen, um der großen Konkurrenz von Netflix & Co Paroli zu bieten. Zuletzt scheiterte Rabe damit jedoch in Frankreich und den Niederlanden, vor allem wegen kartellrechtlicher Bedenken.

Die Konzernmutter Bertelsmann steigerte im ersten Quartal ihren Umsatz um 5,6 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro. Für Schwung sorgten vor allem das Verlagsgeschäft von Penguin Random House, die Dienstleistungs-Tochter Arvato und die Bildungssparte Bertelsmann Education Group. Rabe, der auch Bertelsmanns-Chef ist, sagte dazu: "Der Jahresauftakt war für Bertelsmann insgesamt gut, trotz Umsatzrückgang bei RTL." Für 2023 rechnet der Konzern unverändert mit einem moderaten bis deutlichen Umsatzanstieg sowie einem stabilen operativen Ergebnis.

(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)