Das RTL-Management wolle an fast allen Titeln festhalten - neben dem Flaggschiff "Stern" etwa auch an der "Geo" und "Brigitte"-Familie, berichtete das Medien-Portal Meedia am Montag. Auch die Nachrichtenagentur Reuters erfuhr aus Verlagskreisen, dass es "wohl nicht ganz so schlimm wird". Dennoch dürfte es zu einem Jobabbau im dreistelligen Bereich kommen, hieß es an mehreren Stellen. RTL wollte dies nicht kommentieren und verwies darauf, dass RTL-Chef Thomas Rabe die Belegschaft über seine Pläne am Dienstagmorgen am Hamburger Baumwall informieren wolle.

Die Konzernmutter Bertelsmann und ihre TV-Tochter RTL Group hatten 2021 angekündigt, dass RTL Deutschland und Gruner+Jahr 2022 zusammengelegt werden sollen. Inzwischen haben viele Führungskräfte von Gruner+Jahr das Unternehmen verlassen. Topmanager aus Gütersloh und Köln haben zuletzt alle Verlags-Titel genau unter die Lupe genommen und geprüft, was behalten und was womöglich verkauft werden sollte. Rabe, der aktuell in Personalunion Chef von Bertelsmann, der RTL Group und RTL Deutschland ist, hat betont, dass man für die geplanten Investitionen im wichtigen Streaming-Geschäft Ressourcen neu verteilen und Strukturen hinterfragen müsse. "Das Magazingeschäft steht beispielsweise aktuell besonders unter Druck", hatte Rabe im Herbst in einem internen Interview gesagt. "Darum werden wir das Titelportfolio überprüfen und nur solche Titel mit RTL zusammenführen, die wirklich synergetisch sind."

Bei den Beschäftigten kam verstärkt Unruhe auf, als die "Süddeutsche Zeitung" kurz vor Weihnachten unter Berufung etwa auf potenzielle Käufer berichtete, es gebe derzeit bereits Verhandlungen mit interessierten Verlagen zum Kauf von Magazinen wie "Brigitte", "Gala" und "Schöner Wohnen".

Rabe will in mehreren Info-Runden mit Führungskräften, Betriebsrat und der gesamten Belegschaft in Hamburg sowie Köln die Zukunft des Medienkonzerns skizzieren. Beobachter erwarten, dass es einen Sparkurs mit Jobabbau auch für RTL geben könnte. Rabe wird auch mit Hamburgs Regierungschef Peter Tschentscher und Mediensenator Carsten Brosda zusammentreffen. Die Gruner+Jahr-Titel und die Belegschaft "gehören mit zu dem Besten, was es im Journalismus gibt", erklärte Brosda. "Ich hoffe sehr, dass dieser Wert auch beim Mutterkonzern gesehen wird - nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich und öffentlich."

Die Gewerkschaft Verdi fordert vom Manager ein klares Bekenntnis zur Stärke von Gruner+Jahr. "Wir erwarten von einem Medienunternehmen wie Bertelsmann und seinem langjährigen CEO Rabe, das ganze Potenzial eines Verlages und seiner Beschäftigten zu erkennen und Titel und Marken nicht zu verscherbeln", erklärte Verdi-Expertin Tina Fritsche.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Hans Seidenstücker - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)