Diese übernimmt die DDV Mediengruppe aus Dresden ("Sächsische Zeitung", "Morgenpost Sachsen") komplett und baut damit ihr Portfolio aus Regionalblättern aus, wie beide Unternehmen am Mittwoch mitteilten. Madsack betreibt bereits 19 Zeitungen wie die "Kieler Nachrichten", die "Leipziger Volkszeitung" oder die "Hannoversche Allgemeine Zeitung". Den Kaufpreis nannten die Beteiligten nicht. Unklar blieb zunächst, ob es aus Gründen der Effizienz einen Jobabbau unter den mehr als 1000 Beschäftigten der DDV geben könnte. Madsack wollte sich dazu nicht äußern.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) rief das Bundeskartellamt auf, diesen Deal und die jüngst bekannt gewordene Übernahme der "Schweriner Volkszeitung" durch den Schwäbischen Verlag ("Schwäbische Zeitung", "Nordkurier") kritisch zu prüfen. Verlässliche Aussagen über die Zukunft der redaktionellen Arbeitsplätze bei den betroffenen Titeln gebe es bisher nicht, kritisierte die Gewerkschaft. Hierzu müssten sich die Verlage klar äußern. Der DJV sieht zudem die Medienvielfalt gefährdet. In den neuen Bundesländern fehle eine mittelständisch geprägte Zeitungslandschaft. "Mit jeder Fusion wächst die Gefahr, dass die Großen noch größer und damit marktbeherrschend werden." Dies müssten die Kartellwächter berücksichtigen.

Madsack übernimmt den 60-Prozent-Anteil von Bertelsmann an der DDV sowie den 40-Prozent-Anteil von der Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft (ddvg). Die ddvg mit Sitz in Berlin ist die Holding des Unternehmensbereichs der SPD. Sie ist aus dem politischen Betrieb ausgegliedert und hält in ihrem historisch gewachsenen Kernportfolio Beteiligungen an sieben Verlagen und Verlagsgruppen - darunter auch etwa 23 Prozent an der Madsack Mediengruppe.

Madsack-Chef Thomas Düffert kündigte an, man wolle die Digitalisierung von regionalem Qualitätsjournalismus auf Basis der überregionalen Medienmarke und Plattform RedaktionsNetzwerkDeutschland (RND) vorantreiben und bleibe "Konsolidierer im deutschen regionalen Zeitungsmarkt". "Wir haben keinen Zweifel daran, dass Journalismus auch in einer rein digitalen Welt aus sich heraus ein erfolgreiches Geschäftsmodell sein wird und damit dessen Unabhängigkeit auch zukünftig sichert."

Auch der Berliner Verlag Axel Springer setzt als Herausgeber von "Bild" und "Welt" verstärkt auf das Digitalgeschäft und will mit "digital only" mittelfristig auf Printausgaben seiner Zeitungen verzichten. Bertelsmann ist Mutterkonzern der TV-Senderkette RTL und hat Titel seiner Zeitschriften-Tochter Gruner+Jahr zuletzt in RTL Deutschland eingegliedert, verkauft oder geschlossen. Vor mehr als 20 Jahren hatte sich Bertelsmann von der "Berliner Zeitung" und dem "Berliner Kurier" getrennt.

(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)