Berlin (Reuters) - Der französische Callcenter-Betreiber Teleperformance will die Bertelsmann-Beteiligung Majorel für drei Milliarden Euro übernehmen.

Teleperformance teilte am Mittwoch mit, man biete 30 Euro pro Majorel-Aktie. Die bisherigen Gesellschafter erhalten insgesamt zwei Milliarden Euro in bar und eine Milliarde Euro in Teleperformance-Aktien. Bertelsmann hatte die Call-Center seiner Dienstleistungstochter Arvato 2018 mit denen des marokkanischen Partners Saham zusammengelegt und unter dem Namen Majorel im Herbst 2021 an die Amsterdamer Börse gebracht. Bertelsmann und Saham halten derzeit je 39,5 Prozent an Majorel und kündigten an, dass sie die Offerte annehmen wollen.

Bertelsmann-Chef Thomas Rabe bezeichnete Majorel als unternehmerische Erfolgsgeschichte. "In den vier Jahren seit der Gründung hat sich allein der Umsatz von Majorel fast verdoppelt." Bertelsmann sei stolz darauf, Majorel zusammen mit Saham geformt zu haben und nun den strategischen Schritt zu gehen, die Anteile an Teleperformance zu verkaufen. "Teil der TP-Familie zu werden, ist der nächste natürliche Schritt auf unserem Weg", erklärte Majorel-Chef Thomas Mackenbrock.

Für den seit 2012 amtierenden Rabe dürfte dies Rückenwind geben. Zuletzt waren einige Prestigeprojekte des Managers gescheitert. So platzte die 2,2 Milliarden Dollar schwere Übernahme des US-Verlags Simon&Schuster durch die Bertelsmann-Tochter Penguin Random House, was den Konzern 200 Millionen Dollar an Abfindungszahlungen kostete. Rabe scheiterte auch in Frankreich und den Niederlanden mit seinem Vorhaben, rund um die Bertelsmann-Tochter RTL nationale Champions im europäischen Fernsehmarkt zu schaffen, um der Konkurrenz von Netflix & Co die Stirn zu bieten. Im September 2022 war auch eine Fusion von Majorel mit dem größeren Konkurrenten Sitel gescheitert.

Majorel ist in 45 Ländern und 70 Sprachen für rund 500 Kunden aktiv, im sogenannten Customer-Experience-Geschäft. Die Firma kümmert sich also für ihre Auftraggeber um deren Kundenbeziehungen. Im Geschäftsjahr 2022 verzeichnete Majorel mit rund 82.000 Mitarbeitenden ein Umsatzwachstum um 16 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. Der operative Gewinn (Ebitda) stieg um rund 18 Prozent zum Vorjahr auf 369 Millionen Euro, bei einer operativen Ebitda-Marge von 17,8 Prozent.

Die Teleperformance-Aktie lag am Vormittag rund 15 Prozent im Minus, während die Majorel-Papiere etwa 38 Prozent im Plus notierten.

(Bericht von Klaus Lauer und Piotr Lipinski, redigiert von Myria Mildenberger; - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)