Berlin (Reuters) - Trotz eines Umsatzrekords hat Bertelsmann im ersten Halbjahr einen Gewinnrückgang einstecken müssen.

Gründe seien das schwache Werbegeschäft der TV-Tochter RTL und höhere Streaming-Investitionen, erklärte der Medien-, Dienstleistungs- und Bildungskonzern aus Gütersloh am Mittwoch. "Natürlich hinterlässt RTL gewisse Bremsspuren im Umsatz und im Ergebnis", sagte Vorstandschef Thomas Rabe der Nachrichtenagentur Reuters im Interview. Allerdings sei der Konzern breit aufgestellt und die Musiktochter BMG, der Dienstleister Arvato Group und die Bildungssparte Bertelsmann Education Group hätten dies weitgehend ausgeglichen. Bei den Konzernerlösen rechnet das Management für 2023 nun mit etwas weniger als bisher. Aber Rabe betonte: "Etwa 21 Milliarden Euro sind in diesem Jahr drin."

In den ersten sechs Monaten kletterten die Erlöse um 4,5 Prozent auf 9,7 Milliarden Euro. "Mal gucken, ob wir das Wachstumstempo im Gesamtjahr halten können", sagte der Konzernchef. Sollte der Verkauf der Bertelsmann-Anteile am Callcenter-Betreiber Majorel an die französische Teleperformance noch im Herbst über die Bühne gehen, könnte Bertelsmann hier mehrere Monate an Umsatz einbüßen.

Im ersten Halbjahr fiel der operative Gewinn (Ebitda) um etwa zehn Prozent auf rund 1,28 (Vorjahr: 1,43) Milliarden Euro. Das Konzernergebnis sackte noch deutlicher um rund 47 Prozent auf 260 Millionen Euro. Grund hierfür seien neben dem schwachen TV-Werbegeschäft auch Umstrukturierungen, etwa der Umbau des Zeitschriftengeschäfts bei RTL Deutschland, die Neuausrichtung des US-Geschäfts bei Penguin Random House und die Tiefdruck-Standortschließungen bei Bertelsmann Marketing Services.

RTL Deutschland dampft das Zeitschriften-Geschäft des Hamburger Traditionsverlags Gruner+Jahr ein und streicht rund 500 Arbeitsplätze. Etwa 200 weitere Jobs der insgesamt 1900 Vollzeitstellen sollen durch Verkauf von Magazinen wegfallen. "Wir sind durch mit den Verkäufen und mit den Einstellungen von Titeln", sagte Rabe zu Reuters. "Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden." Es sei gelungen, Geschäft mit Mitarbeitenden zu verkaufen und so Jobs zu erhalten. Es gebe noch Gespräche zur Zukunft der Kunstzeitschrift "Art". Er signalisierte, hier sei noch diese Woche eine "gute Lösung" zu erwarten.

RTL hatte Käufer etwa für das Wissensmagazin "P.M." (an GeraNova Bruckmann), das Wirtschaftsmagazin "Business Punk" (an die Weimer Media Group) und die Fußballzeitschrift "11Freunde" (Spiegel-Verlag) gefunden. Das Food-Magazin "Beef!" hingegen konnte RTL nicht losschlagen und stellt es bald ein.

Bertelsmann will seine Bildungssparte ausbauen und von Trends rund um digitale Gesundheit profitieren. Er sei zuversichtlich, den Umsatz hier 2023 auf eine Milliarde Euro und den operativen Gewinn auf rund 300 Millionen Euro zu steigern, sagte Rabe. "Das Geschäft würde ich in den nächsten zwei, drei Jahren gerne verdoppeln auf etwa zwei Milliarden Euro Umsatz und rund 600 Millionen Euro Gewinn." Dies sollte 2026 gelingen. "Wir sehen im Bildungsbereich sehr gute Möglichkeiten, weiter zu wachsen - auch durch Zukäufe, etwa in Brasilien."

Im Verlagsgeschäft von Penguin Random House konzentriert sich der Konzern seit der Ende 2022 geplatzten 2,2 Milliarden Dollar schweren Übernahme des US-Verlags Simon&Schuster auf kleinere Zukäufe und übernahm in diesem Jahr die US-Verlage Sourcebooks und Callisto Media sowie Roca Editorial in Spanien. "In den USA wollen wir unsere Position durch Akquisitionen weiter stärken", sagte Rabe. Geplant seien kleinere Deals.

(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Myria Mildenberger - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

- von Klaus Lauer