PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Anleger haben ihren Appetit auf Aktien zu Wochenbeginn erst einmal gezügelt. Steigende Zinsen machten Anleihen für Anleger wieder attraktiver, was zu Lasten des Aktienmarktes ging. Die Rendite fünfjähriger deutscher Staatsanleihen etwa stand am Montag erstmals seit Dezember 2015 wieder zeitweise über Null Prozent. Zuvor hatte der niederländische Notenbankpräsident Klass Knot ein schnelles Ende des Anleihekäufe durch die Europäische Zentralbank gefordert.

Vor diesem Hintergrund gab der Leitindex EuroStoxx 50 am Montag um 0,12 Prozent auf 3642,98 Punkte nach. Ein merklich nachgebender Eurokurs verhinderte Schlimmeres: Bei Exportunternehmen dürfte es erst einmal für etwas Erleichterung sorgen, dass die Gemeinschaftswährung zu Wochenbeginn deutlich unter 1,24 US-Dollar gefallen war.

Auch der französische CAC 40 fiel letztlich moderat um 0,14 Prozent auf 5521,59 Zähler. In London schloss der FTSE 100 hingegen 0,08 Prozent höher bei 7671,53 Punkten. Er profitierte dabei vom Anstieg bei den stark vertretenen Minenwerten sowie dem unter Druck stehenden britischen Pfund.

Der Renditeanstieg an den Anleihemärkten machte sich in einigen Branchen besonders stark bemerkbar, weil sich dort mit steigenden Kapitalmarktzinsen die Refinanzierungsbedingungen verschlechtern. Hierzu zählen unter anderem die kapitalbedürftigen Versorger und Immobilienwerte, deren Teilindizes mit Abschlägen von 0,7 beziehungsweise 0,9 Prozent in der Sektorwertung zu den größten Verlierern zählten.

Spanische Versorger wurden zusätzlich durch einen Bericht der Zeitung "El Mundo" belastet, wonach die spanische Regierung die Gastarife senken könnte. Analyst Alberto Gandolfi von Goldman Sachs rechnet mit deutlichen Kürzungen der Tarife, ähnlich wie zuvor bereits bei den Strompreisen. Unter Druck kamen vor allem die Aktien von Endesa mit minus 3,23 Prozent. Iberdrola gehörten mit gut 1 Prozent Minus zu den schwächsten Eurostoxx-Werten.

Profiteure steigender Rohstoffpreise waren die Minenwerte, deren Branchenindex um mehr als 1 Prozent stieg und so die unangefochtene Spitzenposition in der Sektortabelle einnahm. Steigende Preise für die Industriemetalle sorgten hier für Rückenwind. Allen voran ging es bei Glencore an der Spitze des FTSE 100 um mehr als 3 Prozent nach oben.

An der Börse in Kopenhagen verloren die Papiere des Pharmakonzerns Novo Nordisk 1,7 Prozent. Im Kampf um das belgische Biotechunternehmen Ablynx haben die Dänen das Nachsehen gegenüber Sanofi . Der französische Pharmariese zahlt 45 Euro je Ablynx-Aktie und toppt damit deren Offerte um etwa die Hälfte. Sanofi-Aktien gaben daraufhin in Paris um 0,8 Prozent nach.

In Madrid waren die Papiere von Bankia mit einem Verlust von mehr als 4 Prozent der größte Verlierer im Leitindex Ibex. Das Geldhaus hatte im vierten Quartal einen Verlust von 235 Millionen Euro verzeichnet.

In Zürich dagegen schossen Aktien von AMS um fast 17 Prozent nach oben. Der Hersteller von Sensoren hatte im vierten Quartal einen Umsatzsprung erzielt und seine Mittelfristziele erhöht. Branchenwerte aus dem Chipsektor waren im Zuge dessen allgemein gefragt. Aktien von STMicroelectronics etwa rückten um 2,4 Prozent vor.

Spitzenreiter im Eurostoxx waren die Aktien von Nokia mit einem Satz nach oben um mehr als 3 Prozent. Begründet wurde dies am Markt mit der Vorstellung neuer Chipsätze für den Mobilfunkstandard der fünften Generation (5G) und Überlegungen von US-Präsident Donald Trump, das künftige 5G-Netz aus Sicherheitsgründen zu verstaatlichen./tih/he