Es gibt immer wieder Aktien, die von den Anlegern gehegt und gepflegt werden, und zwar unabhängig von ihrer Bewertung - oder fast unabhängig davon. Der Zauber funktioniert, solange die Wahrnehmung des Marktes in Bezug auf die fundamentalen Qualitäten der betreffenden Unternehmen unverändert bleibt. Doch wenn die Dinge aus dem Ruder laufen, ist Vorsicht geboten! 

Hier sind sechs europäische Dossiers, die im vergangenen Jahr aufgrund eines Realitätsschocks stark an Boden verloren haben. Die Qualität ihrer Fundamentaldaten wird dadurch nicht unbedingt in Frage gestellt, was Chancen eröffnen kann:

  • Alfen (-28,4 % in 2023): Der niederländische Konzern verlor im vergangenen Jahr ein Drittel seines Wertes, nachdem er mehrere Jahre lang die Hitliste angeführt hatte. Bis Mitte Herbst ging es sogar noch deutlich stärker abwärts, bevor ein kräftiger Aufschwung die Verluste in Grenzen hielt. Alfen wurde Opfer der Diskrepanz zwischen der Begeisterung für die Entwicklung der Elektromobilität und dem langsamen Ausbau der Infrastruktur, was zu Überbeständen führte.
  • NIBE Industrier (-27,1 %): Der auf Wärmepumpen spezialisierte schwedische Konzern hatte auf einem dynamischen Markt mit einem höheren Angebot als der Nachfrage zu kämpfen. Dies führte zu Ergebnissen, die unter den Erwartungen lagen, was angesichts des Bewertungsniveaus, das die Aktie erreicht hat, schwer zu verzeihen ist. Die Aktie hat vier Geschäftsjahre mit einem KGV von mehr als 40 hinter sich.
  • Genmab (-26,7 % im Jahr 2023): Das kleine dänische Labor leidet unter dem Vergleich mit seinem großen Landsmann Novo Nordisk, muss sich aber wegen seiner Börsenentwicklung in den letzten Jahren - mit Ausnahme des Jahres 2023 - nicht schämen. Im abgelaufenen Jahr enttäuschten die Umsätze des wichtigsten Medikaments des Konzerns. Gleichzeitig würden die Analysten gerne etwas mehr Einblick in das zukünftige Portfolio haben.
  • Tecan (-26% in 2023): Wie viele Zulieferer der Pharmaindustrie litt auch der Schweizer Konzern im Jahr 2023, belastet durch einen hohen Vergleichsmaßstab als Erbe der Covid-Periode. Der Rückgang der Ergebnisse in den letzten beiden Geschäftsjahren und das Fehlen von Wachstum sind bei einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 40 bemerkenswert. Der Aufwärtspfad dürfte jedoch nach dem Ende der atypischen Geschäftsjahre wieder aufgenommen werden.
  • Tomra (-25,5 % im Jahr 2023): Das norwegische Unternehmen ist wie Alfen in einem attraktiven Themenbereich tätig, den technologischen Lösungen für das Abfallrecycling. Auch er hat ein kompliziertes Jahr hinter sich, das von Zielverfehlungen geprägt war. Auch hier half der im November eingeleitete Aufschwung, die Rechnung zu begleichen. Die Bewertungsmultiplikatoren sind immer noch hoch, aber Tomras Pure-Player-Karte ist ein starker Trumpf.
  • Sartorius Stedim Biotech (-21% in 2023): Die ehemalige Lieblingsaktie der europäischen Fondsmanager hatte ein schwieriges Jahr 2023. Ähnlich wie Tecan musste sie die überschwänglichen Gewinne der Phase 2020/2022 verdauen, zusätzlich zu einer Reihe von Warnungen, die das gute Image des französischen Unternehmens in der Finanzgemeinschaft beeinträchtigten. Die Aktie begann sich im November wieder zu erholen, aber die Bilanz bleibt im Ein- und Dreijahresvergleich negativ. Eine Art Reifekrise, die es zu bewältigen gilt.

Zu den weiteren Aktien, die im letzten Jahr erschüttert wurden und ähnliche Merkmale aufweisen, gehören Adyen, Tryg und Interparfums. Andere "Aristokraten" dieser Art glänzten hingegen auch 2023: Besondere Erwähnung verdient das deutsche Unternehmen Nemetschek, eines der wenigen europäischen Software-Perlen und natürlich (und immer wieder) Novo Nordisk.