Auch nach der Übernahme der Medizintechnikfirma Haselmeier ist der Akquisitionshunger des Schweizer Industrieunternehmens Sulzer nicht gestillt.

"Wir könnten sicherlich ein paar hundert Millionen Franken einsetzen", sagte Konzernchef Greg Poux-Guillaume am Montag zur Nachrichtenagentur Reuters. Sulzer peile weiterhin gezielte Zukäufe wie den der schweizerisch-deutschen Haselmeier an, für die die Winterthurer 100 Millionen Euro bezahlen. "Wir könnten etwas Größeres machen, wenn sich das Richtige ergibt." Neben einer weiteres Stärkung des Gesundheitsgeschäfts sei der Konzern auch an Zukäufen im Wasser- und im Pumpenservice-Geschäft interessiert. Sulzer führe viele Gespräche, spruchreif sei derzeit aber nichts.

Haselmeier stelle patentgeschützte Injektionssysteme her. Dazu gehörten sogenannte Pens, mit denen sich Patienten Medikamente etwa gegen Diabetes oder Wachstumsstörungen selbst verabreichen könnten. Damit ist die in Familienbesitz stehende Gesellschaft in einem ähnlichen Gebiet tätig wie die Schweizer Ypsomed. Haselmeier erwirtschaftet mit 230 Mitarbeitern 36 Millionen Euro Umsatz. Zu den wichtigen Kunden gehören der deutsche Pharmakonzern Merck, Eli Lilly aus den USA und mehrere kleinere Anbieter aus Deutschland und Italien, wie Divisionsleiter Girts Cimermans sagte.

Mit Investitionen in den Vertrieb und einen Vorstoss in die USA und nach Indien will er das Geschäft kräftig ausbauen. "Wir erwarten, dass sich der Umsatz innerhalb von vier oder fünf Jahren verdoppelt, also in den Bereich von 70 Millionen Franken kommt", sagte der Lette. Im gleichen Zeitraum soll sich die Betriebsgewinn-Marge (Ebit) auf rund 25 von bisher rund zehn Prozent erhöhen.

Davon dürfte die gesamte Division Applicator Systems profitieren, die Geräte zur Applikatoren von Flüssigkeiten in der Dental-, Klebstoff-, Gesundheits- und Kosmetikbranche produziert. "Wenn unsere Zielmarge derzeit im Bereich von 20 Prozent liegt, werden wir uns mit unserem Produktmix in fünf Jahren definitiv einem Wert von rund von 23 bis 25 Prozent nähern", sagte Cimermans. Angesichts der im Konzervergleich deutlich überdurchschnittlichen Bewertung schliesst Poux-Guillaume längerfristig eine Abspaltung der Division nicht aus.

Mit Blick auf das laufende Geschäft sagte der Franzose, dass nach der durch Covid ausgelösten Delle eine Erholung im Gang sei. "Wenn ich ein Gesamtbild von Sulzer zeichne, bewegen wir uns im Rahmen dessen, was wir für die Erholung erwartet hatten, wenn nicht sogar etwas darüber." Die Prognose passe das Unternehmen gegenwärtig nicht an, denn Sulzer sei ohnehin eine von wenigen Firmen, die eine konkrete Aussage machten. "Aber wenn wir etwas sagen würden, dann wäre das sicher optimistischer und nicht pessimistischer als die bisherigen Angaben."