Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Freitag im Minus geschlossen und damit erneut über die gesamte Woche Verluste erlitten. Während die US-Börsen und da besonders Technologie-Indizes wie Nasdaq wegen des Hypes um Künstliche Intelligenz fast täglich neue Höchststände erklimmen, wird der hiesige Markt von seinen defensiven Schwergewichten aus dem Nahrungsmittel- und dem Pharmasektor immer wieder ausgebremst.

Zum Wochenschluss waren es deutliche Abgaben bei Nestlé, die den ganzen Markt ins Minus hinabzogen. Davor waren es vor allem Novartis und Roche, welche mit ihren Jahresergebnissen sowie ihren Finanzzielen für das laufende Jahr bei Investorinnen und Investoren auf wenig Gegenliebe gestossen waren und für sinkende Kurse gesorgt hatten. Auch UBS als weiteres Schwergewicht waren mit ihren am Dienstag präsentierten Quartalszahlen ein Dämpfer für den Gesamtmarkt, auch wenn sich die Titel zuletzt wieder etwas stabilisierten.

Der SMI verlor am Freitag zum Handelsschluss 0,42 Prozent auf 11'091,58 Punkte. Auf die gesamte Woche ergibt das - wie bereits in der Vorwoche - ein Minus von 1,3 Prozent. Mittlerweile notiert der Index auch wieder unter dem Schlussstand von Ende 2023 bei 11'138 Zählern.

Der 30 Titel umfassende SLI, in dem Nestlé als schwächster Wert nicht mit dem ganzen Gewicht gerechnet werden, hielt sich etwas besser mit -0,19 Prozent auf 1796,30 Punkte, wobei sich Gewinner und Verlierer hier ziemlich genau die Waage hielten. Der breiter gefasste SPI büsste 0,52 Prozent auf 14'515,69 Zähler ein.

Nestlé (-3,0% auf 95,41 Fr.) waren für einmal ganz allein für das Minus des SMI verantwortlich. Belastet wurden die Titel des Westschweizer Nahrungsmittel-Herstellers von den schlecht aufgenommenen Zahlen des französischen Kosmetikkonzerns L'Oréal, an dem Nestlé eine massgebliche Beteiligung hält. Noch bis vor wenigen Tagen habe es danach ausgesehen, als ob die Nestlé-Aktien den Sprung nachhaltig zurück über 100 Franken schaffen würden, meinte ein Händler. Dass dies nun ausgerechnet von schwachen L'Oréal-Zahlen vereitelt worden sei, entbehre nicht einer gewissen Tragik, denn schliesslich seien die Franzosen in den letzten Jahren regelmässig für positive Zahlenüberraschungen gut gewesen.

Lange sah es so aus, als ob mit Roche GS (unv. auf 224,90 Fr.) ein weiteres Schwergewicht seinen jüngsten Abwärtstrend am letzten Tag der Woche fortsetzen würde, doch gegen Handelsschluss erholte sich der Titel. Viele Händler sprechen aber trotzdem mittlerweile von einem "Trauerspiel". Noch vor nicht allzu langer Zeit notierte das Papier (zum Teil pandemiegetrieben) leicht über 400 Franken, mittlerweile kommt die 200 Franken-Grenze immer näher. Letztmals darunter bewegte sich der Titel vor mehr als zehn Jahren.

Grösste Gewinner bei den 30 Blue Chips waren vor allem Titel aus dem Gesundheitssektor wie Alcon (+1,9%), Straumann (+1,9%) oder Sonova (+1,1%). Für Alcon bestätigte die Citigroup ihre Kaufempfehlung. Als unterstützend für die Branche wurden auch die Quartalszahlen des deutschen Medizintechnikunternehmens Carl Zeiss Meditec gewertet, das die Erwartungen übertroffen hatte. Ein Gegenwicht zu den grossen Verluste von Nestlé bildeten ausserdem andere SMI-Schwergewichte wie Novartis (+0,4%), Richemont (+0,6%) oder UBS (+0,6%).

Neben Nestlé schlossen noch SIG (-2,5%), Lindt&Sprüngli (-2,1%) und Givaudan (-1,5%) klar im negativen Bereich.

Die eigentliche Musik spielte derweil in der zweiten Reihe: Dort sprangen AMS Osram nach Zahlen 12,6 Prozent nach oben, im Top waren es gar über 20 Prozent. Grund war Händlern zufolge der optimistische Ausblick, den der Technologiekonzern am Morgen mit dem Quartalsbericht veröffentlicht hat.

Die Aktien der Ems-Chemie hingegen geben nach der Vorlage von Jahreszahlen um 2,1 Prozent nach. Der von SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher geführte Chemiekonzern hat im vergangenen Jahr weniger Umsatz und Gewinn erzielt, zudem wird die Dividende gekürzt.

Ebenfalls Zahlen vorgelegt haben die Immobiliengesellschaft Mobimo (+0,4%) und die Graubündner Kantonalbank (PS -0,9%). Grössere Gewinne gab es ausserdem noch bei weiteren Gesundheitswerten wie DocMorris (+8,1%) oder Ypsomed (+5,9%).

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