FRANKFURT (Dow Jones)--Mit einem erneuten Kurseinbruch dürften Europas Aktienmärkte am Montag in die Woche starten. Die Verschärfung der Lage um die Ukraine verstärkt die Sorgen, außerdem dürften die weiteren Sanktionen gegen Russland auch westliche Unternehmen in Mitleidenschaft ziehen. Die Terminkontrakte auf den DAX brechen am Morgen um fast 4 Prozent ein und notieren nur noch knapp über der 14.000er-Marke. Der Bund-Future schießt im frühen Handel nach oben.

Der Westen hat nun russische Banken aufgrund der andauernden Angriffe auf die Ukraine vom Swift-Zahlungssystem ausgeschlossen. Die Verbündeten beschlossen zudem, die Möglichkeiten der russischen Zentralbank weiter einzuschränken, mit internationalen Finanzgeschäften den Kurs des Rubel zu stützen. Die europäischen Tochtergesellschaften der wichtigen russischen Sberbank werden "wahrscheinlich" zahlungsunfähig, erklärte die Europäische Zentralbank (EZB). Aufgrund der internationalen Verbindungen der Bankgeschäfte dürfte dies auch den Banken-Sektor in Europa stark belasten.

Schwach dürften auch Aktien aus dem Automobil-Sektor tendieren, die wie Renault ein hohes Russland-Exposure haben oder deren Lieferketten zunehmen belastet sind. Unter anderen zählen auch Versorger Uniper oder Reifenhersteller Nokian Tyres dazu.


   Folgen der Sanktionen in allen Sektoren auf dem Prüfstand 

Der Rubel zeigt sich im frühen Handel am Montag stark unter Druck. Der Preis für die Feinunze Gold steigt derweil wieder über die Marke von 1.900 Dollar, liegt mit 1.910 Dollar aber unter dem Hoch der Vorwoche. Auch wenn Gold als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten wie diesen gilt es hier zu bedenken, dass Russland über große Goldreserven verfügt. Auch die Ölpreise für WTI und Brent klettern um rund 6 Prozent, liegen damit aber noch knapp unter den Hochs der Vorwoche.

Dazu hat Russland mit einer erhöhten Alarmbereitschaft seiner Streitkräfte reagiert, was vor allem wegen der Nuklearwaffen Sorgenfalten hervorruft. Und selbst Störungen der Energieversorgung aus Russland könnten nicht ausgeschlossen werden, heißt es von Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege bei der Deutschen Bank. Ein weiterer Anstieg der Energiepreise würde aber nicht nur die Inflation anschieben, sondern auch die Konjunktur belasten.


   Starke Unterschiede in Branchen erwartet - Rüstung läuft 

Die einzelnen Branchen dürften sich weiter sehr differenziert entwickeln. Neben sehr schwachen Banken werden Rüstungs- und Nahrungsmittelaktien fest erwartet, auch der Versorger-Bereich und Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien. Diese hatten bereits in der Vorwoche von den zu erwartenden Investitionen in eine autarkere Energieversorung in Europa profitiert.

Weltweit dürften weiter die Aktien der Rüstungsunternehmen die Hauptgewinner des russischen Angriffs sein. Experten sprechen bereits von einer "Zeitenwende" bei der Einschätzung der Verteidigungserfordernisse. Vor allem die Bundeswehr könne ihren Aufgaben nicht mehr nachkommen und habe einen massiven Investitionsbedarf. Wichtige Truppenteile wie die Flugabwehr seien im Heer gar nicht mehr vorhanden und Deutschland der Nato-Forderung von 2 Prozent des BIP für die Verteidigung seit Jahren nicht nachgekommen. Bundeskanzler Olaf Scholz kündigte daher an, der Bundeshaushalt 2022 werde einmalig mit einem Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr ausgestattet. Zudem sollen von nun an - Jahr für Jahr - mehr als zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Verteidigung investiert werden.

Als Outperformer in Europa werden daher weiter alle militärnahen Aktien erwartet. So Rheinmetall und Hensoldt in Deutschland, Airbus, Leonardo, BAE Systems und andere. Thyssenkrupp und die Werftindustrie könnten von einem Wiederaufbau der Marine profitieren, die zum Schutz der Transatlantik-Route im Kalten Krieg essentiell war. Dem Radarspezialisten Hensoldt winkt zudem ein Auftrag vom US-Militär. Hensoldt hat eine Erfindung aus Tschechien so weit entwickelt, dass selbst Stealth-Flugzeuge durch Mobilfunk-Abstrahlungen aufgespürt werden können.


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DEVISEN          zuletzt      +/- %   0:00 Uhr  Fr, 17:04 Uhr   % YTD 
EUR/USD           1,1161      +0,1%     1,1152         1,1243   -1,8% 
EUR/JPY           128,93      +0,1%     128,84         129,95   -1,5% 
EUR/CHF           1,0336      -0,0%     1,0790         1,0435   -0,4% 
EUR/GBP           0,8347      -0,1%     0,8359         0,8385   -0,7% 
USD/JPY           115,53      -0,0%     115,55         115,60   +0,4% 
GBP/USD           1,3362      +0,2%     1,3341         1,3408   -1,3% 
USD/CNH           6,3124      -0,2%     6,3276         6,3144   -0,7% 
Bitcoin 
BTC/USD        37.842,46      +0,0%  37.827,22      39.527,91  -18,2% 
 
ROHÖL            zuletzt  VT-Settl.      +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex          96,83      91,59      +5,7%           5,24  +30,1% 
Brent/ICE         103,00      97,93      +5,2%           5,07  +32,9% 
 
METALLE          zuletzt     Vortag      +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)     1.909,10   1.889,20      +1,1%         +19,90   +4,4% 
Silber (Spot)      24,36      24,28      +0,3%          +0,08   +4,5% 
Platin (Spot)   1.064,58   1.055,05      +0,9%          +9,53   +9,7% 
Kupfer-Future       4,50       4,47      +0,6%          +0,03   +0,8% 
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February 28, 2022 02:10 ET (07:10 GMT)