«Wer langfristig investiert, sollte sich von kurzfristigen Schwankungen nicht aus der Ruhe bringen lassen.»

Unsicherheiten über die Geschwindigkeit der Anpassung der Geldpolitik der US-Notenbank Fed sowie die Gefahr einer Eskalation des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine haben letzte Woche zu starken Bewegungen an den Börsen geführt. Die Schwankungen innerhalb eines Tages waren so hoch wie zuletzt zu Beginn der Corona-Krise im Frühjahr 2020 oder im Dezember 2018, wo der Handelsstreit zwischen den USA und China sowie Wachstumssorgen die Märkte beunruhigten.

Aktuell suchen die Teilnehmer an den Finanzmärkten nach Orientierung und richten ihre Anlagestrategien neu aus. Der S&P 500 Index beispielsweise verlor letzten Montag innerhalb eines Tages vier Prozent, nur um diese gegen Ende des Tages wieder aufzuholen. Dies zeigt zum einen die Unsicherheit, die vorherrscht, zum anderen aber auch, dass ab einem gewissen Niveau die Käufer wieder in den Aktienmarkt eintreten.

Nebst dem Ukraine-Konflikt stand die US-Notenbank letzte Woche im Fokus der Marktteilnehmer. Aufgrund der hohen Inflationsraten gab es im Vorfeld Spekulationen, wonach die US-Notenbank die Zinsen im März sogar um mehr als die erwarteten 25 Basispunkte erhöhen könnte. Diesbezüglich gab es letzte Woche keine konkreten Aussagen. Die US-Notenbank belässt den Leitzins vorerst in der Bandbreite von 0 bis 0.25 Prozent. Jedoch wurde angedeutet, dass es angemessen sei, die Zinsen bald zu erhöhen. Der Arbeitsmarkt in den USA entwickelt sich stark - ein weiteres Zeichen dafür, dass die Zinsen im März ein erstes Mal erhöht werden. Zusätzliche Aussagen zum Zinserhöhungspfad wurden nicht gemacht. Weitere Zinserhöhungen im Quartalsrhythmus sind zu erwarten und die Bilanzreduktion dürfte im Sommer 2022 starten.

In der Summe lieferte die Notenbank somit das, was der Marktkonsens erwartet hat und liess sich nicht zu einer aggressiveren Vorgehensweise verleiten. In einer ersten Phase reagierten die Märkte gelassen auf den Entscheid der US-Notenbank, gaben aber im weiteren Handelsverlauf nach. Es kamen Befürchtungen auf, wonach die US-Notenbank doch mehr als vier Zinserhöhungen vornehmen könnte. Der Vorsitzende der US-Notenbank hat dies in einem anschliessenden Statement nicht verneint. Die Unsicherheit an den Märkten betreffend dem weiteren Zinspfad bleibt somit bestehen. Die Reaktionen an den Finanzmärkten zeigen denn auch, wie sensibel die Marktteilnehmer auf Aussagen zu einer Verschärfung der Geldpolitik reagieren.

Insgesamt ist die Konjunktur robust und es darf ein überdurchschnittliches Wachstum erwartet werden - auch mit steigenden Zinsen. Dies wird die Aktienmärkte stützen. Die hohen Inflationsraten, die steigenden Zinsen und die erhöhten geopolitischen Risiken werden jedoch auch in den kommenden Tagen zu Schwankungen an den Finanzmärkten führen. Insgesamt sind die Risiken klar angestiegen. Anzeichen für eine scharfe Korrektur sehen wir indes nicht. Wer nach einer langfristigen, auf die individuellen Bedürfnisse ausgerichteten Anlagestrategie investiert, sollte sich von kurzfristigen Schwankungen nicht aus der Ruhe bringen lassen.

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GKB - Graubündner Kantonalbank published this content on 31 January 2022 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 31 January 2022 13:09:10 UTC.