Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt halten sich am Donnerstag die Aktivitäten in Grenzen. Vor der Bekanntgabe der geldpolitischen Beschlüsse der Europäischen Zentralbank (EZB) sei eine grosse Zurückhaltung spürbar, berichten Händler. Die Umsätze seien dementsprechend eher dünn. Wegen des anhaltenden Inflationsdrucks werde die EZB die Leitzinsen unverändert lassen und gleichzeitig wohl andeuten, dass eine Zinssenkung nicht unmittelbar bevorstehe, mutmasst die Graubündner Kantonalbank. Wann es zu einer Zinssenkung kommt, ist derzeit die Schlüsselfrage. EZB-Präsidentin Christine Lagarde habe sich zuletzt den Worten vieler ihrer Kollegen angeschlossen, dass eine Senkung im Sommer "wahrscheinlich" sei, so die GKB weiter.

Weitere Impulse gibt es nach der EZB, wenn Konjunkturzahlen von jenseits des Atlantiks veröffentlicht werden. So stehen dann unter anderem die Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe und erste Wachstumsdaten für das Schlussquartal 2023 auf dem Programm. Am Freitag werden die Angaben zu den privaten Einnahmen und Ausgaben sowie der PCE Deflator, das vom Fed bevorzugte Inflationsmass, erwartet. Dies sind weitere für die Geldpolitik wichtige Zahlen, die in die Zinsentscheidung des Fed am kommenden Mittwoch miteinfliessen dürften. Punktuell seien auch Kursbewegungen bei Aktien von Firmen, die Zahlen vorgelegt haben, zu beobachten, heisst es weiter.

Der Leitindex SMI notiert um 11.00 Uhr um 0,25 Prozent schwächer bei 11'169,19 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Werte enthalten und ihre Gewichtung gekappt ist, ermässigt sich um 0,08 Prozent auf 1774,8 und der breite SPI um 0,18 Prozent auf 14'563,13 Zähler. Im SLI halten sich Gewinner und Verlierer in etwa die Waage. Bis auf wenige Ausnahmen, betragen die Kursänderungen im SLI weniger als ein Prozent.

Gesucht sind Givaudan (+5,1% auf 3487 Fr.). Der Aromen- und Riechstoffhersteller hat im vergangenen Jahr zwar unter dem starken Franken und der getrübten Konsumentenstimmung gelitten, aber die Erwartungen der Analysten dennoch übertroffen. Vor allem, dass die Verkäufe im Schlussquartal wieder deutlich angezogen haben, kommt gut an. "Damit kann die Aktie aus eigener Kraft endlich aus dem Seitwärtstrend 2800/3300 Franken nach oben ausbrechen", sagt ein Händler.

Dahinter folgen mit grossem Abstand die PS von Lindt & Sprüngli (+0,9%) sowie eine Reihe zyklischer Werte wie SIG, Schindler PS, SIKA und Kühne+Nagel mit Gewinnen von 0,6 bis 1,1 Prozent.

Auch für Finanzwerte würden im Vorfeld der EZB-Zinsbeschlüsse höhere Kurse bezahlt, heisst es. Swiss Life, UBS und Swiss Re gewinnen bis zu 0,7 Prozent. Dagegen sind Julius Bär (-0,5%) tiefer. Händler verweisen darauf, dass der Vermögensverwalter kommende Woche den Jahresabschluss vorlegt und dann "hoffentlich endlich bekanntgibt, wie viel ihn das Signa-Debakel gekostet hat und ob es zu Änderungen im Management kommt".

Auf der anderen Seite sind defensive Werte wie Straumann (-1,5%) oder die Schwergewichte Roche GS (-0,9%) und Novartis (-0,9) nicht gefragt. Nestlé büssen 0,4 Prozent ein und notieren damit wieder unter 95 Franken - so tief wie seit 2021 nicht mehr.

Lonza (-1,5%) stehen am Tag vor der Bilanzvorlage ebenfalls auf den Verkaufslisten. Swatch (-0,3%) geben erneut nach und auch Richemont (-0,5%) tendieren schwächer.

Auf dem breiten Markt sacken Emmi nach Zahlen um -4,0 Prozent ab. Und auch Montana Aerospace (-6,3%) stehen nach enttäuschten Umsatzerwartungen 2023 stark unter Druck. Schlatter (-1,6%) rutschen nach guten Zahlen nach frühen Gewinnen ebenfalls in die Verlustzone. Dagegen knüpfen die Aktien von Meyer Burger (+5,7%) an den Erholungstrend der Vortage an. Auch Idorsia (+1,2%) machen erneut Boden gut.

pre/rw