Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Donnerstag klar im Minus abgeschlossen. Waren es zu Handelsbeginn vor allem die Abgaben von Nestlé, die nach Vorlage von Quartalszahlen den Gesamtmarkt unter Druck setzten, kamen in der zweiten Handelshälfte noch Konjunktur- und Zinssorgen dazu. Zudem belasteten auch Quartalsabschlüsse grosser US-Firmen wie der IT-Konzerne IBM und Meta oder von Caterpillar die Stimmungslage an den internationalen Finanzmärkten.

Ein Dämpfer war für die Börse die überraschend deutliche Wachstumsabschwächung in den USA. Im ersten Quartal wuchs die US-Wirtschaft mit 1,6 Prozent deutlich langsamer als in den Quartalen davor. Dabei habe auch die wichtige Komponente des privaten Konsums enttäuscht, sagte ein Ökonom. Zugleich deuteten weitere US-Wirtschaftsdaten auf eine nach wie vor steigende Inflation hin. Somit werde die US-Notenbank mit den am Markt erhofften Zinssenkungen wohl noch weiter zuwarten, gab ein Händler zu bedenken. Die nächste Zinssitzung des Fed steht am 1. Mai an.

Der Swiss Market Index (SMI) fiel am Donnerstag um 0,97 Prozent auf 11'260,61 Punkte zurück. Im Tagestief sackte er gar unter die Schwelle von 11'200 Zähler ab. Der SLI-Index der 30 wichtigsten Aktien verlor am Berichtstag 1,00 Prozent auf 1838,10 Punkte und der breite SPI 0,93 Prozent auf 15'015,45 Zähler. Im SLI standen nur fünf Gewinner den 25 Verlierern gegenüber.

Massgeblich für das Minus im Gesamtmarkt verantwortlich war das Schwergewicht Nestlé (-2,0%). Der Nahrungsmittelkonzern hat mit Umsatzzahlen enttäuscht. Im Startquartal 2024 fiel das Verkaufsvolumen überraschend klar zurück. Vor allem in Nordamerika lief das Geschäft schlechter als erwartet. Auch dass Nestlé ab dem zweiten Quartal mit einer deutlichen Belebung beim Mengenwachstum rechnet, beruhigte die Marktteilnehmer kaum.

Als zweiter Blue Chip legte Holcim (Aktie: -1,8%) Zahlen vor. Im Gegensatz zu Nestlé übertraf der Baustoffkonzern die Erwartungen, am klarsten mit dem Betriebsergebnis EBIT. Der eingetrübten Börsenstimmung vermochte sich das Papier aber nicht zu entziehen. Darüber hinaus hätten am Markt wohl einige auf eine Erhöhung der Guidance gehofft, hiess es.

Zur Schwäche neigten noch weitere Zykliker: Die Aktien des Dentalimplantate-Herstellers Straumann etwa verloren nach anfänglichen Kursgewinnen am Ende deutliche 2,6 Prozent. Und auch Titel wie jene des Aromen- und Riechstoffherstellers Givaudan (-2,0%), des Hörgerätespezialisten Sonova (-1,4%) oder der im Gesundheitsmarkt tätigen Lonza und Alcon (je -1,7%) reihten sich weit hinten in der Blue Chips-Tabelle ein.

Auffallend waren am Berichtstag auch die beiden Pharmaschwergewichte: Während Roche GS (-1,5%) nach dem Taucher des Vortags von über 3 Prozent im Anschluss enttäuschender Quartalszahlen weiter nachgaben, knüpften Novartis (+1,0%) an die starke Performance seit der Quartalsvorlage vom Dienstag an. Händler verwiesen auf Umschichtungen aus Roche und Nestlé.

Auch die Aktien der früheren Novartis-Tochter Sandoz (+0,3%), Lindt&Sprüngli PS (+0,9%), Swatch Group (+0,7%) oder der SGS (+0,2%) schlossen den Handel fester ab. Der Warenprüfkonzerns berichtet am (morgigen) Freitag über die Umsatzentwicklung im ersten Quartal.

Im breiten Markt gaben jeweils nach Zahlen Bucher Industries (-1,3%) und EMS-Chemie (-0,3%) nach. Demgegenüber legten Vontobel (+3,2%) und vor allem Inficon (+5,8%) zu. Das Messtechnikunternehmen hatte im ersten Quartal trotz Umsatzrückgang mehr verdient, und CEO Oliver Wyrsch äusserte sich positiv zur Entwicklung am Halbleitermarkt.

Ebenfalls im Plus gingen die Titel des Halbleiterherstellers U-Blox (+3,3%) aus dem Handel. U-Blox zog im Segment der Roboterrasenmäher einen Auftrag an Land. Bei Idorsia (-8,6%) machte sich dagegen im Vorfeld der mit Spannung erwarteten Gläubigerversammlung vom 6. Mai bereits Nervosität unter den Anlegern breit, sagte ein Händler. Es geht um die finanziell schwierigen Lage bei dem Biotechunternehmen.

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