FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Börsen haben am Donnerstag mit leichten Gewinnen den Handel beendet. Für den Aktienmarkt lieferte die Bestätigung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB) keinen Impuls, vielmehr wurden Aktien durch den kleinen Verfall der Optionen auf die Indizes am Mittag leicht gestützt. Der Euro und die Anleihen kamen mit der Entscheidung und den Aussagen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde am frühen Nachmittag dagegen unter Druck. Der Euro rutschte auf 1,0790 Dollar, nach 1,0915 vor der EZB-Entscheidung. Obwohl die Risiken für Inflation und Wachstum höher eingestuft werden, bewegte sich die EZB keinen Zentimeter in Richtung einer früheren Anhebung der Leitzinsen vorwärts.

Der DAX stieg um 0,6 Prozent auf 14.164 Punkte, der Euro-Stoxx-50 zog um 0,5 Prozent auf 3.849 Punkte an. Überraschend legte VW erste Eckdaten vor, die an der Börse nicht gut ankamen, die Aktie verlor 1,5 Prozent. In Norwegen und Dänemark blieben die Börsen am Gründonnerstag geschlossen. In Schweden (13 Uhr MESZ) fand ein verkürzter Handel statt.


   Worauf wartet die EZB eigentlich noch? 

Für LBBW-Volkswirt Jens-Oliver Niklasch kann die Strategie einer Zentralbank nicht sein, sich erst dann zu bewegen, wenn in Sachen Inflation die allerletzte Unsicherheit geschwunden ist. "Das wird nämlich nie der Fall sein, denn die Zukunft ist bekanntlich immer unsicher", schrieb er in einem Kommentar. Daher könne man sich so langsam die Frage stellen, worauf die EZB eigentlich noch warte, um die Anleihekäufe einzustellen und die Zinserhöhungen einzuleiten. Das Argument, eine Zinserhöhung würde nichts an den steigenden Energiepreisen ändern, sei allenfalls halb richtig, da eine Konjunkturverlangsamung auch die Ölpreise drücken würde.

An Zinsanhebungen führt für Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, kein Weg vorbei. Es sei hoffentlich nur noch eine Frage der Zeit, bis die EZB der Fed folge und die geldpolitischen Zügel deutlicher straffe. Wie deutlich, hänge davon ab, wie sich die Mehrheiten im EZB-Rat entwickeln würden. Die Tauben seien bislang noch in der Mehrzahl. Dies erkläre auch die nur graduellen geldpolitischen Anpassungen. Die Bundesanleihen kamen nach den EZB-Aussagen unter Druck, die Rendite der Papiere mit einer Laufzeit von zehn Jahren stieg um knapp 7 Basispunkte auf 0,84 Prozent.


   VW kann bei Cash-Flow und Ausblick nicht überzeugen 

VW hat im ersten Quartal 2022 nach vorläufigen Berechnungen ein operatives Ergebnis vor Sondereinflüssen von rund 8,5 Milliarden Euro und eine operative Umsatzrendite von rund 13,5 Prozent erwirtschaftet. Den Netto-Cashflow des Bereichs Automobile gab der Hersteller mit rund 1,5 Milliarden Euro an. Damit liegt er deutlich unter der Markterwartung von 2,4 Milliarden Euro. Den Ausblick stuften die Analysten von Jefferies als vorsichtig ein, die Kommentare zu den Aussichten seien vage.

Drägerwerk brachen nach vorläufigen Zahlen zum ersten Quartal und einer Gewinnwarnung um 4,7 Prozent ein. Zum einen wurde an der Börse die Bruttomarge bemängelt, die einen Rückfall aufzeige. Zudem komme bei Investoren nicht gut an, dass zwischen dem Jahresabschluss am 3. März, an dem im 2022er Ausblick die EBIT-Marge von 1 bis 4 Prozent genannt wurde, und der am Vorabend publizierten Gewinnwarnung, nur gut ein Monat liege.


   Voestalpine verkauft Texas-Werk 

Voestalpine gewannen 1,5 Prozent. Der Stahlhersteller hat die Mehrheit an seinem Stahlwerk in Texas an Arcelormittal verkauft. Dies sei schneller als erwartet erfolgt, hieß es im Handel. Der Buchgewinn dürfte bei rund 280 Millionen Euro liegen, weshalb Voestalpine die Gewinnprognose für das laufende Jahr erhöhte.

Ericsson fielen nach Erstquartalszahlen um 5,0 Prozent. Diese lagen beim Umsatz zwar leicht über den Markterwartungen, beim Gewinn wurden diese aber deutlich verfehlt. Auch ist in der wichtigen Netzwerksparte Margendruck auszumachen.

Atlantia legten um 4,3 Prozent zu. Die Benetton-Familie will gemeinsam mit Blackstone ein Gebot über 12,7 Milliarden Euro oder 23 Euro je Anteilsschein für Atlantia abgeben. Benetton hält bereits 33 Prozent der Anteile. Damit kommt das Konsortium ACS zuvor, die ebenfalls Interesse an dem Infrastrukturanbieter aufweist.

In Paris stiegen Hermes um 2,7 Prozent. Das Umsatzwachstum von 27 Prozent im ersten Quartal sei "beeindruckend", so Bryan Garnier. Die Aktien der Werbeagentur Publicis gewannen 1,8 Prozent. Auch hier lag das organische Umsatzwachstum mit 10,5 Prozent weit über der Prognose von knapp 6 Prozent, wie es im Handel hieß.


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Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung   Entwicklung 
.                         stand      absolut         in %          seit 
.                                                          Jahresbeginn 
Euro-Stoxx-50          3.848,68       +20,72        +0,5%        -10,5% 
Stoxx-50               3.783,10       +21,79        +0,6%         -0,9% 
Stoxx-600                459,82        +3,04        +0,7%         -5,7% 
XETRA-DAX             14.163,85       +87,41        +0,6%        -10,8% 
FTSE-100 London        7.616,38       +35,58        +0,5%         +2,7% 
CAC-40 Paris           6.589,35       +47,21        +0,7%         -7,9% 
AEX Amsterdam            719,70        +1,63        +0,2%         -9,8% 
ATHEX-20 Athen         2.227,50       -16,15        -0,7%         +4,0% 
BEL-20 Brüssel         4.216,29       +24,16        +0,6%         -2,2% 
BUX Budapest          42.999,39      +347,76        +0,8%        -15,2% 
OMXH-25 Helsinki       4.906,02       +23,95        +0,5%        -12,3% 
ISE NAT. 30 Istanbul   2.771,91       +16,26        +0,6%        +36,9% 
OMXC-20 Kopenhagen         0,00         0,00         0,0%         -4,6% 
PSI 20 Lissabon        6.081,74       +51,78        +0,9%        +10,1% 
IBEX-35 Madrid         8.699,00       +81,20        +0,9%         -0,2% 
FTSE-MIB Mailand      24.862,35      +140,19        +0,6%         -9,8% 
RTS Moskau               950,35       -46,69        -4,7%        -40,5% 
OBX Oslo                   0,00         0,00         0,0%         +9,0% 
PX  Prag               1.375,87        +5,77        +0,4%         -3,5% 
OMXS-30 Stockholm      2.092,86        -5,72        -0,3%        -13,5% 
WIG-20 Warschau        2.093,17       -11,15        -0,5%         -7,7% 
ATX Wien               3.259,75       +30,19        +0,9%        -15,9% 
SMI Zürich            12.475,08       +96,40        +0,8%         -3,1% 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Do, 8:35 Uhr  Mi 17:15 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,0790      -0,9%        1,0917        1,0854   -5,1% 
EUR/JPY                135,88      -0,7%        136,90        136,43   +3,8% 
EUR/CHF                1,0173      -0,0%        1,0185        1,0144   -1,9% 
EUR/GBP                0,8270      -0,4%        0,8310        0,8322   -1,6% 
USD/JPY                125,93      +0,2%        125,40        125,69   +9,4% 
GBP/USD                1,3047      -0,5%        1,3139        1,3041   -3,6% 
USD/CNH (Offshore)     6,3954      +0,3%        6,3749        6,3804   +0,6% 
Bitcoin 
BTC/USD             39.965,31      -3,0%     41.215,90     40.914,25  -13,6% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.         +/- %       +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex              103,18     104,25         -1,0%         -1,07  +39,6% 
Brent/ICE              107,72     108,78         -1,0%         -1,06  +40,7% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag         +/- %       +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.966,16   1.977,78         -0,6%        -11,63   +7,5% 
Silber (Spot)           25,37      25,74         -1,4%         -0,37   +8,8% 
Platin (Spot)          983,55     989,90         -0,6%         -6,35   +1,3% 
Kupfer-Future            4,70       4,72         -0,4%         -0,02   +5,6% 
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April 14, 2022 12:09 ET (16:09 GMT)