Von Herbert Rude
FRANKFURT (Dow Jones)--Die geopolitischen Risiken mit der Krise im Nahen Osten und die steigenden Renditen setzen nun auch die europäischen Aktienmärkte wieder unter Druck. Der DAX verliert am Dienstagmittag 1,5 Prozent auf 17.757 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gibt ebenfalls um 1,5 Prozent auf 4.912 Punkte nach. Damit folgt Europa den schwachen Vorlagen aus den USA und von den asiatischen Börsen. Unter Druck stehen vor allem konjunkturabhängige oder zyklische Titel, dagegen halten sich ausgewählte defensive Titel relativ gut.
Dass Marktteilnehmer noch kein Ende des Rücksetzers erwarten, zeigen die steigenden Volatilitätsindizes. Der VIX, der die erwartete Schwankung des S&P 500 misst, stieg am Montag auf den höchsten Wert seit einem halben Jahr. Am Terminmarkt wird damit aktuell eingepreist, dass die Schwankungen an der Wall Street noch einige Zeit hoch bleiben wird.
Aktuell sorgen laut Händlern vor allem die Spannungen im Nahen Osten für Zurückhaltung. Eine Antwort Israels auf den iranischen Raketenbeschuss vom Wochenende steht laut Angaben aus Tel Aviv noch aus. Allerdings ist der Ölmarkt relativ ruhig: Brent notiert nach wie vor nahe an der Marke von 90 Dollar je Barrel und damit unter den Höchstständen der vergangenen Woche. Die Feinunze Gold kann sich nach dem starken Einbruch vom späten Freitag zwar wieder etwas erholen, sie steht mit 2.370 Dollar aber immer noch etwa 50 Dollar unter dem jüngsten Allzeithoch.
Julius Bär gibt Anlass zur Sorge
Ein Marktteilnehmer sieht so auch eher in den steigenden Renditen den Hemmschuh für die Märkte als in der geopolitischen Unsicherheit. In den USA war die Rendite 10-jähriger Anleihen am Montag auf 4,6 Prozent gestiegen und damit auf den höchsten Stand seit November. Auch in Europa geht es mit den Renditen am langen Ende nach oben. "Bei steigenden Renditen haben es die Aktien wie immer schwer", so der Marktteilnehmer. Er verweist auch darauf, dass Unternehmen nach dem Dividendenabschlag aktuell einfach weiter abverkauft werden, eben weil der Rückenwind durch die Zinsunterstützung fehlt. So verlieren Julius Bär weitere 2,6 Prozent, nachdem sie bereits am Montag "ex Dividende" gehandelt wurden, und am Dienstag fallen Swiss Re und Adecco weit stärker als es der Dividendenabschlag hergibt.
Stahlwerte stark unter Druck
Am stärksten unter Druck stehen aber die konjunktursensitiven Stahlwerte. Hier verlieren Arcelormittal 5 Prozent, Salzgitter 7,5 Prozent und Thyssen 3,5 Prozent. Der Stoxx-Index der rohstoffnahen Basic Resources, zu dem auch die Stahlwerte gehören, führt mit einem Minus von 2,7 Prozent die Verliererliste in Europa an, gefolgt vom Index der Autoaktien mit einem Minus von 2,2 Prozent. Auf der anderen Seite halten sich die Indizes der Telekom-Titel, der Versorger und der Nahrungsmittelaktien mit nur kleinen Abschlägen vergleichsweise gut.
Ericsson nach Zahlen kräftig erholt - auch Beiersdorf fest
Während die US-Berichtssaison mit den Banken gestartet hat, trudeln in Europa die ersten Zahlen zum Auftaktquartal ein. Gewinner Nummer eins in Europa sind Ericcson mit einem Plus von 6,2 Prozent. Die Bruttomarge lag mit 42,7 Prozent im ersten Quartal deutlich über den Erwartungen und auch deutlich über dem Ausblick des Unternehmens von 39 bis 41 Prozent. Zudem werde auf eine Stabilisierung der Umsätze in der zweiten Jahreshälfte gesetzt.
Besser als erwartet haben sich die Umsätze von Beiersdorf (+2%) im ersten Quartal entwickelt. Beiersdorfs organisches Wachstum war im ersten Quartal getrieben durch die Traditionsmarke Nivea. Diese legte mit organischen 12,6 Prozent das stärkste Wachstum aller Marken hin.
Fresenius profitieren von US-Start für Arthritis-Medikament
Fresenius erholen sich um 3,7 Prozent, Analysten bewerten die Markteinführung von Tyenne in den USA positiv. Tyenne ist ein Biosimilar zu Roches Actemra und werde vorwiegend zur Behandlung von verschiedenen Arthritisarten, vor allem der rheumatoiden Arthritis eingesetzt.
Die vorläufigen Erstquartalszahlen von Drägerwerk (+0,2%) sind nach Einschätzung von Jefferies durchwachsen ausgefallen. Die Umsätze sowie das EBIT hätten sich schwächer als im Vorjahr entwickelt, was vor allem auf eine schwächere Entwicklung der Medizinsparte zurückzuführen sei. Die EBIT-Marge liege gerade einmal bei 2 Prozent nach 3,8 Prozent im Vorjahr. Dennoch habe Drägerwerk den Ausblick für das laufende Jahr bestätigt. Das Unternehmen stellt unter anderem eine EBIT-Marge von 2,5 bis 5,5 Prozent für 2024 in Ausblick, die Markterwartung liegt derzeit bei 4,4 Prozent.
=== Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 4.911,53 -1,5% -72,95 +8,6% Stoxx-50 4.330,52 -1,4% -59,51 +5,8% DAX 17.757,06 -1,5% -269,52 +6,0% MDAX 26.007,93 -1,7% -439,21 -4,2% TecDAX 3.287,12 -1,4% -47,20 -1,5% SDAX 13.978,44 -2,0% -279,64 +0,1% FTSE 7.844,99 -1,5% -120,54 +3,0% CAC 7.934,23 -1,4% -110,88 +5,2% Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD Dt. Zehnjahresrendite 2,46 +0,02 -0,11 US-Zehnjahresrendite 4,65 +0,04 +0,77 DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:09 Uhr Mo, 17:20 % YTD EUR/USD 1,0626 +0,0% 1,0613 1,0632 -3,8% EUR/JPY 164,25 +0,2% 163,77 164,01 +5,6% EUR/CHF 0,9702 +0,2% 0,9688 0,9715 +4,6% EUR/GBP 0,8538 +0,0% 0,8544 0,8538 -1,6% USD/JPY 154,55 +0,2% 154,29 154,28 +9,7% GBP/USD 1,2446 -0,0% 1,2423 1,2453 -2,2% USD/CNH (Offshore) 7,2689 +0,1% 7,2728 7,2599 +2,0% Bitcoin BTC/USD 62.669,85 -1,0% 62.933,59 64.729,80 +43,9% ROHÖL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 85,13 85,41 -0,3% -0,28 +17,2% Brent/ICE 89,81 90,10 -0,3% -0,29 +17,2% GAS VT-Settlem. +/- EUR Dutch TTF 32,69 31,40 +4,1% +1,29 -13,6% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 2.373,29 2.383,15 -0,4% -9,86 +15,1% Silber (Spot) 28,40 28,87 -1,6% -0,47 +19,5% Platin (Spot) 968,21 967,50 +0,1% +0,71 -2,4% Kupfer-Future 4,31 4,38 -1,5% -0,07 +10,3% YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags ===
DJG/hru/err
(END) Dow Jones Newswires
April 16, 2024 06:37 ET (10:37 GMT)