Bern (awp/sda) - Die Lockerung von Corona-Schutzmassnahmen, Solarpanels über Schweizer Autobahnen und die Einkommen der Schweizer Haushalte: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen. Die Schlagzeilen in nicht verifizierten Meldungen:

Themen rund um das Coronavirus

"SonntagsZeitung"/"SonntagsBlick":

Gesundheitsminister Alain Berset bereitet laut der "SonntagsZeitung" eine Turbo-Öffnung vor. Bereits am Mittwoch sei geplant, die Homeoffice-Pflicht und die Quarantäne nach Kontakten mit Infizierten zu streichen. Ausserdem werde der Bundesrat die Aufhebung aller weiterer Massnahmen gegen das Coronavirus den Kantonen zur Konsultation vorlegen, berichtet das Blatt gestützt auf Quellen im Bundeshaus. Am 16. Februar könnte die Öffnung im besten Fall beschlossen werden. Noch offen blieb, wann die Masken fallen dürfen. Auch die Isolationspflicht für Infizierte und das Testgebot bei Symptomen sollen bleiben. Im Interview mit dem "SonntagsBlick" warnte allerdings Lukas Engelberger, Präsident der Konferenz der Gesundheitsdirektoren, vor einer zu schnellen Öffnung. "In der Tonalität sind die Ankündigungen (...) sehr optimistisch. Damit weckt der Bundesrat Erwartungen." Die Pandemie ende nicht wie ein Krieg mit einem Waffenstillstand, sondern ebbe ab, warnte er. Mit Blick auf die Spitäler sei zudem Vorsicht geboten.

"NZZ am Sonntag":

Im Kanton Tessin gilt in öffentlichen Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen ein Einstellungsstopp für nicht gegen Covid-19 geimpfte Personen. Das bestätigte eine Sprecherin des kantonalen Departements für Gesundheit und Soziales der "NZZ am Sonntag". Die Impfung sei zu einem Zulassungskriterium für die Beschäftigung geworden. Die Zeitung vermutet, dass mit der Massnahme Bewerbungen von nicht gegen Covid-19 immunisierten Pflegekräften aus Italien vorgegriffen werden soll - in Italien gilt im Gesundheitsbereich eine Impfpflicht. Ab Mitte März besteht die Impfpflicht im Gesundheitswesen auch in Deutschland. Laut einer Umfrage der Zeitung bei Spitälern in mehreren Kantonen zeigte allerdings, dass Bewerbungen aus dem nördlichen Nachbarland nicht zugenommen haben. Auch in Frankreich muss sich das Gesundheitspersonal impfen lassen, und in Österreich soll ab Februar eine Impfpflicht für alle gelten.

"SonntagsZeitung":

Über 3500 Personen in der Schweiz haben bisher wegen Covid-19 eine Antikörper-Therapie erhalten. Das berichtet die "SonntagsZeitung" auf Grund von Zahlen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Dank dieser Therapie lasse sich verhindern, dass mehr Menschen auf der Intensivstation behandelt werden oder sterben müssten, sagte Huldrych Günthard, Infektiologe am Universitätsspital Zürich. Gemäss Studien senken Antikörpertherapien die Hospitalisationsrate um gegen 90 Prozent. Die Antikörper werden in den Risikogruppen nach Ansteckungen mit dem Coronavirus breit verwendet. Patientinnen und Patienten erhalten eine Infusion. Unklar sind die Kosten der Behandlung; laut Günthard sind es pro Behandlung ein paar Tausend Franken. Das BAG machte keine Angaben dazu. Paxlovid von Pfizer, das als Tabletten verabreicht wird, ist in der Schweiz noch nicht verfügbar. Zurzeit wird es vom Heilmittelinstitut Swissmedic geprüft.

"Le Matin Dimanche:"

Mit den Meldungen über die explosionsartig steigenden Fallzahlen von Covid-19 gibt es auch immer mehr Berichte über Patienten, die über "Nebel im Kopf" klagen. Es handle sich um eine Form von Long Covid, sagte Frédéric Assal, verantwortlich für die Abteilung für Neuropsychologie und allgemeine Neurologie am Genfer Universitätsspital (HUG) der Zeitung "Le Matin Dimanche". Die kognitiven Störungen beträfen namentlich das Kurzzeitgedächtnis. Begleitet würden sie häufig von Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Angst-Episoden oder Depressionen. Die Beeinträchtigungen lägen zwischen dem Gefühl, aus einer Narkose aufzuwachen bis zu schwierigeren Situationen - etwa geben Patienten an, ihr eigenes Auto nicht mehr erkennen zu können. Gegen 10 Prozent der von Covid-19 Genesenen sollen von Long Covid betroffen sein. Die Krankheit soll vor allem Patienten treffen, die eine leichte Form von Covid-19 hatten.

"SonntagsBlick":

Bei einer Kundgebung gegen die Schutzmassnahmen gegen das Coronavirus in Bern sind vor gut einer Woche einzelne Personen von der Berner Kantonspolizei dem rechtsextremen Umfeld zugeordnet worden. Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) beurteilt die Lage rund um die Aktionen der Massnahmengegner laufend: "Der NDB stellt derzeit fest, dass ein Teil der Gegner von Massnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie Gewalttaten befürwortet, fördert oder ausübt", sagte eine Sprecherin dem "SonntagsBlick". Nicht nur "gewalttätige Corona-Extremisten" gehörten dazu. Auch militante Rechtsextreme versuchten, in diesem Umfeld ihre Botschaften zu platzieren, hiess es beim NDB. In Österreich warnte der Chef der Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst, Omar Haijawi-Pirchner, vor einer Internationalisierung der Corona-Proteste. Diese Entwicklung sei "sehr beängstigend". Der deutsche Verfassungsschutz sprach von einer "Rechtsextremisierung" des Protests, wie der "SonntagsBlick" schreibt.

Sonstige Themen:

"NZZ am Sonntag":

Umweltministerin Simonetta Sommaruga arbeitet an einer Solar-Offensive. Das Bundesamt für Strassen (Astra) prüft, welche offenen Autobahn-Abschnitte mit Solarpanels überdacht und damit für die Energiegewinnung genutzt werden können, wie sein Direktor Jürg Röthlisberger der "NZZ am Sonntag" sagte. Zwei Pilotprojekte wurden bisher bewilligt. Bei Fully VS sollen rund 40'000 Solarpanels über 1,6 Kilometern Autobahn Strom für 5000 Einfamilienhäuser erzeugen. Ein zweites Pilotprojekt ist auf zwei Autobahn-Galerien bei Neuenhof AG und Leuzigen BE geplant. Zur Zahl der für die Stromproduktion geeigneten Autobahn-Kilometer gibt das Astra keine Schätzung ab. Die Stiftung für Landschaftsschutz gibt zu bedenken, dass Solardächer über Autobahnen ausserhalb von Siedlungen nur dort vertretbar seien, wo die Strasse in Tieflage verlaufe und landschaftlich nicht direkt auffielen. Stiftungsleiter Raimund Rodewald findet es sinnvoller, grosse Parkplätze zu überdecken.

"SonntagsBlick":

Die Schweiz braucht einen rascheren Zubau von erneuerbaren Energien, einen Ausbau der Wasserkraft und weitere Massnahmen im Winter, wenn hierzulande zu wenig Energie produziert wird. Das sagt Michael Wider, Präsident des Verbandes der Elektrizitätsunternehmen (VSE) und Geschäftsleitungsmitglied beim Stromkonzern Alpiq, im Interview mit dem "SonntagsBlick". Noch sei Zeit, das Szenario abzuwenden, in dem der Bund ab 2025 vor Energie-Engpässen warnt. Speicherkraftwerke in den Alpen könnten zwischen Februar bis April Wasser zurückhalten und so in der Zeit des Jahres produzieren, in der der Strom knapp sei. Und: 15 Wasserkraft-Projekte, die die Kantone, Umweltministerin Simonetta Sommaruga und Umweltverbände für eine zügige Realisierung ausgemacht hätten, seien 2025 nicht vollendet, gab Wider zu bedenken. Könnten erneuerbare Energien die absehbaren Lücken nicht füllen, kämen weniger attraktive Lösungen. Gaskraftwerke seien bei Engpässen nicht ausgeschlossen.

"SonntagsZeitung":

Zwischen 2007 und 2018 hat das Medianeinkommen der Schweizer Haushalte um 7,9 Prozent zugenommen. Das zeigen laut "SonntagsZeitung" die neuesten Steuerdaten. Im Schnitt entspricht dies einem Zuwachs von 0,7 Prozent oder 355 Franken pro Jahr. Da es in den untersuchten Jahren praktisch keine Inflation gegeben habe, sei das ein guter Zuwachs, sagte Martin Eichler, Chefökonom beim Wirtschaftsforschungs- und Beratungsinstitut BAK Economics. Mit dem Bank Cler Swiss Income Monitor wollen BAK Economics und Bank Cler aufzeigen, wie sich die Einkommen im Land und in den einzelnen Kantonen entwickeln. Das höchste Medianeinkommen hatte mit 67'800 Franken pro Haushalt der Kanton Zug. Schlusslichter waren die Kantone Jura, Tessin und Wallis. Stark gestiegen sind die Einkommen besonders in Obwalden und in Uri, vermutlich wegen Steuerreformen. Genf verzeichnete als einziger Kanton einen Rückgang des Medianeinkommens, und zwar um 5 Prozent. Möglicherweise sind Abwanderungen nach Frankreich der Grund.

"NZZ am Sonntag":

Der Import von Süssgetränken aus Polen in die Schweiz ist vergangenen Jahr verdreifacht, wie Zahlen des Bundesamtes für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) zeigen. Hintergrund ist laut der "NZZ am Sonntag" ein Preiskampf zwischen dem Detailhändler Coop und Coca- Cola Schweiz. Vergangenes Jahr habe Coop deshalb auf Cola aus Polen zurückgegriffen. Gegenüber der Zeitung versicherte Coop, es handele sich um eine vorübergehende Massnahme. Man suche mit Coca-Cola Schweiz eine Lösung mit fairen Preisen. Coca-Cola Schweiz ihrerseits wies gegenüber der Zeitung auf die höheren Produktionskosten im Inland hin, und man habe ausserdem viel investiert, um weniger CO2 auszustossen. Günstigeres Cola aus Polen, Tschechien oder Serbien wurde laut "NZZ am Sonntag" früher und vorübergehend auch schon bei Denner, Migrolino und der Landi gefunden. Waren die Produkte nicht mehr im Angebot, war das ein Zeichen dafür, dass sich die Parteien hatten einigen können.

"Le Matin Dimanche":

Seit Januar hat die Schweiz lauter Staatssekretärinnen, aber keine Staatssekretäre mehr, wie die Westschweizer Sonntagszeitung "Le Matin Dimance" berichtet. Ein Zufall sei das nicht. Denn dass alle diese Spitzenpositionen innerhalb der Bundesverwaltung nun von Frauen besetzt seien, liege am Entscheid von alt Bundesrätin Micheline Calmy-Rey (SP) im Jahr 2005, im Concours diplomatique Kandidaturen von Frauen zu bevorzugen. Damals seien 14 Prozent der Diplomatinnen und Diplomaten Frauen gewesen, und die Funktion sei mit Männern assoziiert worden, berichtete die ehemalige Aussenministerin dem Blatt. "Ich war der Meinung, dass das nicht gehe für die Vertretung der Schweiz im Ausland." Der Entscheid der Genferin, Frauen zu bevorzugen, löste zunächst ein Aufbegehren aus. Aber die für die Botschafter-Laufbahn ausgewählten jungen Frauen hätten gezeigt, dass sie ihren Aufgaben gewachsen seien und der Zorn habe sich gelegt.

"NZZ am Sonntag":

Schulleiterinnen und Schulleiter arbeiten im Mittel 51 Stunden in der Woche, wenn sie ein Vollzeit-Pensum haben. Bei einem 70-Prozent-Pensum sind es rund 42 Stunden. Das zeigt eine Umfrage, über die die"NZZ am Sonntag" berichtet. Durchgeführt wurde die Befragung vor der Omikron-Ansteckungswelle; Rund 2000 von 4700 angeschriebenen Schulleitungen nahmen teil. Eine Mehrheit der Schulleiter gab an, sie hätten ihre Funktion nicht wegen Geld oder Karriere gewählt, sondern weil sie Verantwortung übernehmen, die Schule entwickeln und für das Wohl anderer sorgen wollten. Das sagt Studienleiter Pierre Tulowitzki von der Pädagogischen Hochschule Nordwestschweiz. Auch ergab die Umfrage eine Lohndifferenz zwischen Männern und Frauen. Bei einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 137'000 Franken beträgt die Differenz rund 9800 Franken. Der Schulleiterverband will nun auf politischer Ebene Entlastung und Lohngleichheit fordern, wie Präsident Thomas Minder sagte.