Der deutsche Leitindex Dax schloss am Dienstag 0,4 Prozent fester bei 13.995 Punkten. Sein europäisches Pendant EuroStoxx50 gewann genauso viel und ging mit 3833 Zählern aus dem Handel. Grund für den vorsichtigen Optimismus war die angekündigte Aufhebung der Quarantänepflicht für Einreisende nach China ab dem 8. Januar. Investoren hofften auf einen anziehenden Shoppingtourismus von kaufstarken Chinesen und eine zügigere Erholung der Konjunktur in der Volksrepublik.

"Dank der Lockerungen besteht die Hoffnung, dass das chinesische Bruttoinlandsprodukt im kommenden Jahr wächst. Das macht es zu einem der wenigen Länder, die 2023 einen Anstieg der Wirtschaftstätigkeit verzeichnen könnten", sagte Sam Stovall, Chefanlagestratege beim Forschungsunternehmen CFRA in New York. Andere Analysten mahnten allerdings zur Vorsicht. Laut Susannah Streeter von der Investmentgesellschaft Hargreaves Lansdown könne die Erholung noch langsam verlaufen. "Sie wird sich wahrscheinlich zuerst in beliebten Urlaubszielen in der Region entwickeln."

INDUSTRIEMETALLE UND ÖL ZIEHEN AN

Die Hoffnung auf eine steigende Nachfrage aus China machte Industriemetalle wie Kupfer, Zink, Blei und Nickel um bis zu zwei Prozent teurer. "Das derzeitige makroökonomische Umfeld ist relativ günstig für die Kupferpreise", schrieben Analysten des chinesischen Brokerhaus Huatai Futures. Die Gewinne dürften sich aber in Grenzen halten, da viele Händler zwischen den Jahren verreist sind und die Londoner Metallbörse am Dienstag geschlossen blieb.

Die China-Hoffnungen sowie Angebotssorgen wegen des schweren Wintersturms in den USA ließen den Ölpreis auf ein Drei-Wochen-Hoch steigen. Rohöl der Nordsee-Sorte Brent und die leichte US-Sorte WTI verteuerten sich um jeweils rund 1,5 Prozent auf 85,39 beziehungsweise 80,87 Dollar pro Barrel (159 Liter). "Aber das Wetter in den USA soll sich in dieser Woche verbessern, was bedeutet, dass die Rally nicht allzu lange anhalten wird", prognostizierte Kazuhiko Saito, Chefanalyst beim Broker Fujitomi Securities.

LUXUS- UND CHINA-WERTE GEFRAGT - TESLA ERNEUT UNTER DRUCK

Die Aussicht auf einen wieder anziehenden Shoppingtourismus aus China trieb Aktien der europäischen Luxus-Konzerne an. Die Louis-Vuitton-Mutter LVMH, des Herstellers von Luxus-Jacken Moncler, der Uhren- und Accessoire-Marke Hermes und der Modegruppe Kering gewannen zwischen 1,8 und 2,7 Prozent. "China wird wahrscheinlich langfristig ein Kernmarkt für den Modekonsum bleiben", schrieben Experten des Unternehmensberaters McKinsey.

Jenseits des Atlantiks stürzte die Tesla-Aktie um weitere 8,5 Prozent auf 112,60 Dollar ab. Im Shanghai-Werk des US-E-Autobauers sollen die Bänder im Dezember und Januar weitgehend stillstehen. Einen Grund dafür gab Tesla nicht an. Ende 2021 und 2022 hatte der Elektroautobauer keine längeren Produktionspausen eingelegt. Die Nachfrage nach Teslas in China, dem größten Automarkt der Welt, hat zuletzt nachgelassen. Die Rivalen Rivin und Lucid büßten bis zu 5,6 Prozent ein.

(Bericht von Zuzanna Szymanska und Stefanie Geiger, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)