Emmenbrücke (awp) - Der Spezialstahlkonzern Schmolz+Bickenbach ist im Geschäftsjahr 2015 nach Wertberichtigungen wieder in die roten Zahlen gerutscht, nachdem im Vorjahr der erste Gewinn seit drei Jahren erzielt worden war. Absatz und Umsatz litten unter der schwachen Nachfrage und sinkenden Preisen. Die Marktschwäche hielt im vierten Quartal an, und auch der Ausblick auf das laufende Jahr ist verhalten.

Während die Absatzmengen um 3,6% zurückging, sank der Umsatz um 6,6% auf 2,68 Mrd EUR. Der bereinigte Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA wies ein Minus von rund 36% auf 159,0 Mio aus, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Der EBIT brach auf 34,9 Mio von zuvor 130,2 Mio im Vorjahr ein.

Unter dem Strich resultierte ein Verlust von 166,8 Mio nach einem Gewinn in Höhe von 50,0 Mio im Vorjahr. Das Unternehmen hatte auf den im Juli 2015 abgeschlossenen Verkauf der Distributionseinheiten Wertberichtigungen in Höhe von 126,7 Mio EUR vorgenommen. Folglich wird auch keine Dividende entrichtet.

Mit den Zahlen hat der Stahlkonzern die Erwartungen der Analysten beim Umsatz fast erreicht, beim Betriebsergebnis übertroffen und beim Konzernergebnis verfehlt. Laut AWP-Konsens hatten sie im Durchschnitt einen Umsatz von 2,70 Mrd EUR, einen EBITDA von 148,6 Mio und einen EBIT von 27,5 Mio prognostiziert. Beim Reinergebnis wurde ein Verlust von 159,6 Mio erwartet.

Durch Erlöse aus dem Verkauf von Geschäftsbereichen in Höhe von 48,6 Mio EUR und den auf 179 Mio mehr als verdoppelten Free Cash Flow aus den fortzuführenden Geschäftsbereichen reduzierte sich die Nettoverschuldung um rund 116 Mio auf 471,1 Mio. Das Verhältnis von Nettoverschuldung zu Eigenkapital stand per Ende Jahr bei 62,8% (VJ 65,2%).

ALLE PRODUKTGRUPPEN UND FAST ALLE REGIONEN MIT RÜCKGANG

Alle Produktgruppen waren von rückläufigen Absatzmengen und Umsatzerlösen betroffen, schreibt der Stahlhersteller. Es sei jedoch gelungen, den Anteil der Produktgruppen mit höheren Margen zu steigern. Auch regional wurde fast überall ein Rückgang verzeichnet, mit Ausnahme der Region Asien/Afrika/Australien, welche von einer tiefen Basis aus um 9% zulegte.

Die drei wichtigsten Abnehmerindustrien Automobil, Maschinen- und Anlagenbau und Öl & Gas entwickelten sich unterschiedlich, heisst es weiter. Automobil habe robustes Wachstum gezeigt, während der Maschinen- und Anlagebau stabil geblieben sei. Im Gegensatz dazu neigte der Öl- & Gassektor im Zuge stark nachgebender Ölpreise und den damit verbundenen Investitionskürzungen zu ausgeprägter Schwäche, so S+B weiter. Zum Jahresende 2015 hin sanken die Auslieferungen an Kunden aus der Öl- & Gasindustrie von einem bereits tiefen Stand weiter.

Auch im vierten Quartal habe sich das makroökonomische Umfeld weiter abgeschwächt. Die Rohstoffpreise waren ebenfalls rückläufig und haben sich erst gegen Ende des Quartals stabilisiert.

AUSBLICK VERHALTEN - HOHE UNSICHERHEIT BEI ROHSTOFFPREISEN

Für das laufende Geschäftsjahr 2016 sind die Erwartungen verhalten, und es werden im ganzen Jahr herausfordernde Marktbedingungen erwartet. Insgesamt wird eine unveränderte Absatzmenge erwartet. Das bereinigte EBITDA wird in einer Spanne zwischen 150 Mio EUR und 190 Millionen erwartet.

Die Preisentwicklungen bei den Rohstoffen blieben mit grossen Unsicherheiten behaftet und seien kaum vorhersagbar - im speziellen würde dies die für das Unternehmen bedeutendsten Rohstoffe Schrott, Nickel, Ferrochrom und Molybdän betreffen. Hier wird eine Seitwärtsbewegung unter hoher Volatilität erwartet.

S+B will den externen Herausforderungen mit einer entschlossenen Umsetzung der Strategie, striktem Kostenmanagement und einem Fokus auf die Sicherung der Liquidität begegnen. Es seien Restrukturierungsmassnahmen und Schritte zur Reduktion des Umlaufvermögens geplant.

yr/rw