FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger haben am Donnerstag euphorisch auf Aussagen des Biotech-Unternehmens Medigene zu neuen klinischen Studien reagiert. Damit konnten die Aktien zumindest einen Teil der jüngsten Verluste wettmachen. Die Geschäftszahlen und der Ausblick des TecDax-Aufsteigers gerieten zur Nebensache.

Bis zum Mittag legten die Aktien als unangefochtener Spitzenreiter im TecDax einen Kurssprung von 11,44 Prozent auf 11,59 Euro hin. Zuletzt war es allerdings deutlich bergab gegangen. Vor allem in den vergangenen zwei Tagen waren die Titel auch im Sog der schlechten Branchenstimmung um rund 15 Prozent abgestürzt - wie andere Pharmawerte hatten sie unter den aufkommenden Zweifeln an den Wahlversprechen von US-Präsident Donald Trump gelitten. Im Vergleich zum Zwischenhoch im Januar stand gar ein Kursrückgang um bis zu ein Drittel zu Buche.

ANALYST: MITTEL MÖGLICHERWEISE AUCH GEGEN ANDERE KREBSARTEN

Der angekündigte Start der ersten klinischen TCR-Studie im laufenden Jahr sei schon vorher bekannt gewesen, betonte Bernhard Weininger vom Analysehaus Independent Research. Neu seien allerdings die Details, wie diese konkret aussehen sollten. Das habe am Markt für Gewissheit gesorgt, dass es nun losgehe, und den Aktienkurs beflügelt. Bei ohnehin schwankungsanfälligen Biotech-Werten wie Medigene reichten solche Nachrichten für eine Kurserholung aus, ergänzte ein Händler.

Bei den für 2017 und 2018 geplanten TCR-Studien geht es um die Entwicklung T-Zell-gerichteter Krebstherapien. Die T-Lymphozyten (kurz T-Zellen) sind eine Zellgruppe der weißen Blutkörperchen. Die kombinierte Phase I/II-Studie konzentriere sich zunächst auf Blutkrebserkrankungen und solle herausfinden, welche Dosierung am wirksamsten zur Behandlung sei, erläuterte Weininger. In der zweiten Phase werde die erfolgreichste Dosierung mit Kontrollgruppen getestet. Zudem könnte die Indikation dann auf andere, "feste" Tumorarten wie etwa Leberkrebs ausgeweitet werden.

AUSBLICK UND ZAHLEN FINDEN WENIG BEACHTUNG

Der Ausblick auf das laufende Jahr sei zwar neu, spiele am Markt aber keine große Rolle, so der Experte weiter. Der von Medigene angepeilte Umsatz von 8 bis 10 Millionen Euro liege etwas unter seiner Prognose. Zudem rechnet das Unternehmen mit einem operativen Verlust (Ebitda) von 16 bis 18 Millionen Euro. Diese Prognose enthalte keine künftigen Meilensteinzahlungen aus der bestehenden strategischen Partnerschaft mit dem US-Unternehmen Bluebird oder Umsätze aus potenziellen neuen Transaktionen.

2016 hatte Medigene die Erlöse vor allem dank eines Verkaufs um satte 43 Prozent auf 9,75 Millionen Euro gesteigert und den Verlust unter dem Strich um 27 Prozent auf 9,5 Millionen Euro reduziert.

Die im Dezember 2016 in den TecDax zurückgekehrten Medigene-Papiere gehörten bereits 2003 zur Erstbesetzung im Technologiewerte-Index der Deutschen Börse. Seitdem waren sie mehrfach ab- und wieder aufgestiegen./gl/mis/stb