Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach anfänglichen Verlusten ist es an den europäischen Aktienmärkten am Dienstag wieder aufwärts gegangen. Der DAX stieg um 5 Punkte auf 14.662 Punkte, damit schloss er fast 150 Punkte oder ein Prozent über Tagestief. Der Euro-Stoxx-50 sank um 0,2 Prozent auf 3.827 Punkte. Einerseits schleppt sich die Pandemiekrise hin: "Die beschlossenen Maßnahmen, insbesondere die Verlängerung des Lockdowns bis 18. April und die Beschränkungen um Ostern, haben das Potenzial, das Sentiment einzutrüben", hatte es am Morgen von den Marktstrategen der Helaba mit Blick auf Deutschland geheißen. Andererseits hieß es am Markt aber auch, die Europäische Zentralbank könne ihre Anleihenkäufe falls nötig ausweiten und so die Lage stabilisieren. Die Renditen in Europa kamen am Dienstag wieder etwas zurück. Anleger schichteten aus zyklischen in zinssensible Sektoren um, so dass sich insgesamt keine einheitliche Tendenz durchsetzte.


   Reise- und Öl-Aktien unter Druck - Defensive Branchen gefragt 

Auf die Stimmung schlugen die neuen Maßnahmen Anlegern bei Reise-Aktien, deren Stoxx-Branchenindex um 1,1 Prozent fiel. Die kurze Euphorie über Mallorca ist mit den neuen Beschränkungen aus dem Markt gewichen, und im Inland ist der Osterurlaub passe. Tui fielen um 6 Prozent, Easyjet um 3,3 Prozent und Lufthansa um 4 Prozent.

Noch stärker nach unten ging es mit den Aktien aus dem Öl-und Gasbereich. "Die Rechnung ist ganz einfach: Weniger Reisen heißt weniger Ölbedarf", so ein Marktteilnehmer. Der Stoxx-Index der Branchentitel fiel um 1,4 Prozent, wobei BP mit einem Abschlag von 3,7 Prozent die Verliererliste anführten.

Ganz oben auf der Verliererseite stand mit einem Minus von 2,5 Prozent der Stoxx-Index der Autotitel, der allerdings zuletzt auch extrem stark gestiegen war - angetrieben vor allem von der Hausse der VW-Aktien. Diese litten nun mit 4,7 Prozent Minus unter Gewinnmitnahmen.

Auf der anderen Seite standen Versorger-Titel und die Papiere aus dem Telekom-Bereich mit einem Plus ihrer Stoxx-Branchenindex von jeweils etwa 1,5 Prozent. Sie profitierten vor allem von den sinkenden Renditen in Europa. Im DAX zogen Eon um 2,9 Prozent an und RWE um 2,5 Prozent. Deutsche Telekom setzten ihren Kursaufschwung mit einem Plus von 1,8 Prozent fort. Nach oben ging es auch mit den zinsabhängigen Immobilien-Aktien: Hier stiegen Deutsche Wohnen um 3 Prozent und Vonovia um 2,5 Prozent.

Daneben waren wieder einmal so genannte Stay-at-Home-Aktien gefragt - also Titel, die vom Lockdown profitieren. Hier stiegen Zalando sowie Zooplus um je 2,5 Prozent, Teamviewer um 1,4 Prozent und Shop Apotheke um 3,6 Prozent.


   Essilorluxottica darf Grandvision übernehmen - beide rauf 

Essilorluxottica gewannen 1,6 Prozent und Grandvision 1,5 Prozent. Die EU-Kommission will die Übernahme durch Essilorluxottica nun mit Auflagen genehmigen. Dazu müssen sich beide Seiten von rund 350 Optiker-Filialen in Belgien, Italien und den Niederlanden trennen. "Das kommt schneller als erwartet", so ein Händler. Die EU-Kommission hatte den Übernahmeplan wegen der Wettbewerbsmacht vertieft geprüft.


   Gewinnwarnung bei Volvo wegen Chip-Mangels 

Als die "bislang heftigste Gewinnwarnung wegen des Chip-Mangels" bezeichnete ein Händler die Aussagen von Volvo (minus 7 Prozent). Das Thema sei zwar bekannt und habe fast alle Autohersteller schon zu Produktionseinschränkungen und sogar Fabrikstilllegungen gezwungen, das Ausmaß bei Volvo sei aber stärker. Der Nutzfahrzeughersteller erwartet, dass der Mangel die Produktion im gesamten zweiten Quartal belasten werde und es kaum absehbar sei, wann er sich bessere. Gewinn und Cashflow werden darunter leiden. Die Analysten der Citi rechnen damit, dass das EBIT für 2021 daher 10 Prozent unter den Erwartungen liegen werde.


   Nordex mit gutem Ausblick sehr stark 

Für die Aktie von Nordex ging es um 7,3 Prozent nach oben. An der Börse kam vor allem der Ausblick des Unternehmens gut an. Trotz der schwierigen Bedingungen durch Covid sei Nordex im vierten Quartal auf EBITDA-Ebene in die Gewinnzone zurückgekehrt.

Wie befürchtet schlecht sind indessen die Geschäftszahlen von CTS Eventim (minus 1,4 Prozent) ausgefallen. "Die Aktien dürften weiter ein Spielball der tagesaktuellen Nachrichtenlage zu Corona bleiben" - und die sei gerade mit den fehlenden Perspektiven nach dem Oster-Lockdown und dem anhaltenden Impfdesaster weiter schlecht, so ein Händler. Sehr gut für CTS sei aber die Kostenkontrolle, der Jahresverlust 2020 sei geringer als befürchtet ausgefallen.


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Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung   Entwicklung 
                          stand      absolut         in %          seit 
                                                           Jahresbeginn 
Euro-Stoxx-50          3.827,02        -6,82        -0,2%         +7,7% 
Stoxx-50               3.276,26        -6,77        -0,2%         +5,4% 
Stoxx-600                423,31        -0,86        -0,2%         +6,1% 
XETRA-DAX             14.662,02        +4,81        +0,0%         +6,9% 
FTSE-100 London        6.699,19       -26,91        -0,4%         +4,1% 
CAC-40 Paris           5.945,30       -23,18        -0,4%         +7,1% 
AEX Amsterdam            681,74        -2,47        -0,4%         +9,2% 
ATHEX-20 Athen         1.997,52        -4,93        -0,2%         +3,3% 
BEL-20 Brüssel         3.880,73       -17,43        -0,4%         +7,2% 
BUX Budapest          43.603,02      -248,94        -0,6%         +3,6% 
OMXH-25 Helsinki       4.897,64       -13,36        -0,3%         +6,8% 
ISE NAT. 30 Istanbul   1.420,72       -12,04        -0,8%        -13,2% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.437,35       -13,05        -0,9%         -1,9% 
PSI 20 Lissabon        4.838,76       +39,33        +0,8%         -0,4% 
IBEX-35 Madrid         8.390,30       +46,80        +0,6%         +3,9% 
FTSE-MIB Mailand      24.113,86      -148,98        -0,6%         +8,8% 
RTS Moskau             1.435,67       -31,95        -2,2%         +3,5% 
OBX Oslo                 923,89       -11,52        -1,2%         +7,6% 
PX  Prag               1.088,84        +4,19        +0,4%         +6,0% 
OMXS-30 Stockholm      2.168,12        -6,51        -0,3%        +15,7% 
WIG-20 Warschau        1.923,55        -5,57        -0,3%         -3,1% 
ATX Wien               3.101,22        -8,50        -0,3%        +12,0% 
SMI Zürich            11.098,66       +50,08        +0,5%         +3,7% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite      -0,34                  -0,03      -0,58 
US-Zehnjahresrendite        1,65                  -0,05      -1,03 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %    Di, 8:20  Mo, 19:00   % YTD 
EUR/USD                   1,1864     -0,59%      1,1928     1,1943   -2,9% 
EUR/JPY                   128,93     -0,71%      129,69     129,92   +2,3% 
EUR/CHF                   1,1070     +0,47%      1,1024     1,1028   +2,4% 
EUR/GBP                   0,8615     +0,07%      0,8615     0,8612   -3,5% 
USD/JPY                   108,69     -0,11%      108,73     108,80   +5,2% 
GBP/USD                   1,3772     -0,66%      1,3845     1,3868   +0,8% 
USD/CNH (Offshore)        6,5156     +0,11%      6,5080     6,5058   +0,2% 
Bitcoin 
BTC/USD                55.625,00     +1,95%   53.583,75  56.910,49  +91,5% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  58,89      61,56       -4,3%      -2,67  +21,0% 
Brent/ICE                  62,14      64,62       -3,8%      -2,48  +20,2% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.727,42   1.739,72       -0,7%     -12,30   -9,0% 
Silber (Spot)              25,20      25,78       -2,3%      -0,59   -4,5% 
Platin (Spot)           1.176,35   1.186,33       -0,8%      -9,98   +9,9% 
Kupfer-Future               4,08       4,14       -1,5%      -0,06  +15,7% 
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March 23, 2021 13:14 ET (17:14 GMT)