FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem Einbruch am Vortag in Folge des Schocks auf die Invasion Russlands in der Ukraine kehrten zum Wochenausklang die Käufer an die Börse zurück. Damit setzte sich die am Donnerstagnachmittag gesehene Stabilisierung weiter fort. An der Börse wird der Krieg zwischen Russland und der Ukraine als regionaler Konflikt eingestuft, die Auswirkungen auf die globale Wirtschaft und die weltweiten Finanzmärkte damit überschaubar gewertet. Zudem keimt die Hoffnung, dass sich beide Parteien schon bald an einen Tisch setzen könnten. Doch dürften die Vorstellungen kaum unterschiedlicher sein, gehofft wird aber auf den Dialog. Wenn auch Nachrichten noch kurzfristig für eine steigende Volatilität bei Risikoassets oder im Öl- und Gaspreis führen können, scheint die Rationalität an die Börse zurückgekehrt.

Etwas Mut schöpfen Anleger aus den bislang bekannt gewordenen Einzelheiten der westlichen Russland-Sanktionen. Diese seien trotz aller Beteuerungen der Politik nicht übermäßig hart ausgefallen, heißt es. Dass Russland hoffen kann, nicht vom Zahlungssystem Swift abgeschnitten zu werden, wird aus Marktsicht begrüßt.

Der DAX gewann 3,7 Prozent auf 14.567 Punkte, der Euro-Stoxx-50 stieg um 3,7 Prozent auf 3.971 Punkte. Am Vortag notierte der auch als Angstbarometer bezeichnete VDAX-NEW bei 40, was für Panik an der Börse steht. Nun handelte er mit 31,6 wieder deutlich darunter, die zu erwartenden Schwankungen in den kommenden Tagen und Wochen werden damit deutlich niedriger eingestuft.

Das Gold, das zuletzt als sicherer Hafen gesucht war, rutschte wieder unter die Marke von 1.900 Dollar je Unze nach einem Hoch von 1.974 Dollar am Vortag. Das Barrel der Öl-Sorte Brent fiel wieder deutlich unter die 100-Dollar-Marke. Anleger setzten darauf, dass die Zentralbanken die Inflation angesichts der drohenden Russland-Sanktionen neu bewerten.


   EZB dürfte sich alle Optionen offen halten 

In Anbetracht des unbeständigen und schwierigen Umfelds erwartet Katharine Neiss, Chief European Economist bei PGIM Fixed Income, dass die EZB sich ihre Optionen offen hält und ihre im Dezember angekündigte, vergleichsweise restriktive Haltung in Bezug auf eine allmähliche Reduzierung der Ankäufe von Vermögenswerten im Laufe dieses Jahres bekräftigt. Die jüngsten Ereignisse böten der EZB auch die Gelegenheit, die Kontrolle über die Inflation zurückzuerlangen.

Höher als erwartet ausgefallene Inflationszahlen seien eindeutig auf einen externen Schock zurückzuführen und entzögen sich somit der Kontrolle der Zentralbank. Eine solche verbale Intervention könnte die Märkte beruhigen. Darüber hinaus erwartet Neiss, dass die EZB die Flexibilität, die sie während der Pandemie an den Tag gelegt hat, in Echtzeit nutzen wird, um günstige Finanzierungsbedingungen zu gewährleisten und eine Ausweitung der Spreads von Staatsanleihen zu verhindern.


   Pläne für Porsche-IPO konkretisieren sich 

Porsche (+3,8%) und Volkswagen (+5,2%) gehörten erneut zu den Gewinnern im DAX. Hintergrund sind die sich konkretisierenden Hinweise auf einen Börsengang der Porsche AG. Der VW-Vorstand hat mit Zustimmung des Aufsichtsrats beschlossen, die Umsetzbarkeit eines möglichen Börsengangs zu prüfen. Jefferies schätzt den Wert der Porsche AG auf 60 bis 90 Milliarden Euro.

Zum Wochenschluss gab es zudem einige Quartalszahlen. So verlor die Aktie von BASF 1 Prozent. Die Geschäftszahlen sind zwar auf der Umsatzseite über den Erwartungen ausgefallen, liegen auf der Ergebnisseite aber durchgängig darunter. Belastend scheinen steigende Energie- und Rohstoffkosten gewirkt zu haben. Der Ausblick bewegte sich im Rahmen der Erwartungen.


   Versorger-Aktien gesucht 

Der Konflikt in der Ukraine, die geopolitische Aggression von Russland und ein Wegfall von Nord-Stream 2 zwingt die EU verstärkt den Ausstieg aus der fossilen Energienutzung wie Gas und Öl voranzutreiben. "Die EU wird alle Ressourcen und Energien der europäischen Staaten bündeln müssen, um schnellstmöglich aus der fossilen Energiegewinnung auszusteigen und von der energiepolitischen Abhängigkeit von Russland wegzukommen", so Raimund Tittes, Vorstand der Investmentberatung InveXtra.

Nach Ansicht von Berenberg dürfte über Jahrzehnte hinweg investiert werden in erneuerbare Energien, Netze, elektrische und umweltfreundliche Infrastruktur, Wasserstoff und Biogase, Wasser- und Abfallwirtschaft sowie Energiedienstleistungen. Versorgungsunternehmen spielten eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung des Wandels in der Weltwirtschaft, und jede Investition habe einen potenziellen Multiplikatoreffekt, der es anderen ermögliche, ihre Umweltziele zu erreichen. Die sich entwickelnde EU-Taxonomie unterstütze generell Investitionen von Versorgungsunternehmen. Für den Versorger-Sektor im Stoxx-Europe-600 ging es um 4,7 Prozent nach oben, die Aktie von RWE legt um 6,1 Prozent zu.


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Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung   Entwicklung 
.                         stand      absolut         in %          seit 
.                                                          Jahresbeginn 
Euro-Stoxx-50          3.970,69      +141,40        +3,7%         -7,6% 
Stoxx-50               3.661,24      +119,73        +3,4%         -4,1% 
Stoxx-600                453,53       +14,57        +3,3%         -7,0% 
XETRA-DAX             14.567,23      +515,13        +3,7%         -8,3% 
FTSE-100 London        7.489,46      +282,08        +3,9%         -2,4% 
CAC-40 Paris           6.752,43      +231,38        +3,5%         -5,6% 
AEX Amsterdam            727,85       +19,30        +2,7%         -8,8% 
ATHEX-20 Athen         2.257,96       +92,84        +4,3%         +5,4% 
BEL-20 Brüssel         4.061,17      +162,79        +4,2%         -5,8% 
BUX Budapest          45.769,16     +2666,82        +6,2%         -9,8% 
OMXH-25 Helsinki       4.951,46      +172,36        +3,6%        -10,8% 
ISE NAT. 30 Istanbul   2.181,36      +111,24        +5,4%         +7,7% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.647,78       +60,20        +3,8%        -11,6% 
PSI 20 Lissabon        5.348,28      +146,93        +2,7%         -1,3% 
IBEX-35 Madrid         8.486,60      +288,10        +3,5%         -2,6% 
FTSE-MIB Mailand      25.773,03      +893,15        +3,6%         -5,1% 
RTS Moskau               936,94      +194,03       +26,1%        -41,3% 
OBX Oslo               1.067,20        +7,16        +0,7%         -0,1% 
PX  Prag               1.382,66       +44,32        +3,3%         -3,0% 
OMXS-30 Stockholm      2.141,52       +63,46        +3,1%        -11,5% 
WIG-20 Warschau        1.970,78      +153,33        +8,4%        -13,1% 
ATX Wien               3.506,14      +136,32        +4,0%        -12,2% 
SMI Zürich            11.987,31      +350,55        +3,0%         -6,9% 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Fr, 9:05 Uhr  Do, 17:03 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,1258      +0,5%        1,1204         1,1119   -1,0% 
EUR/JPY                130,16      +0,6%        129,17         128,53   -0,6% 
EUR/CHF                1,0447      +0,8%        1,0354         1,0322   +0,7% 
EUR/GBP                0,8399      +0,4%        0,8350         0,8367   -0,0% 
USD/JPY                115,62      +0,1%        115,27         115,59   +0,4% 
GBP/USD                1,3403      +0,2%        1,3417         1,3291   -1,0% 
USD/CNH (Offshore)     6,3151      -0,1%        6,3140         6,3279   -0,6% 
Bitcoin 
BTC/USD             39.199,59      +3,6%     38.517,04      36.133,58  -15,2% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               91,33      92,81         -1,6%          -1,48  +22,7% 
Brent/ICE               97,09      99,08         -2,0%          -1,99  +25,3% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.885,27   1.903,99         -1,0%         -18,72   +3,1% 
Silber (Spot)           23,91      24,22         -1,3%          -0,31   +2,6% 
Platin (Spot)        1.055,46   1.061,98         -0,6%          -6,52   +8,8% 
Kupfer-Future            4,48       4,46         +0,6%          +0,03   +0,4% 
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February 25, 2022 12:16 ET (17:16 GMT)