FRANKFURT (Dow Jones)--Mit kräftigen Aufschlägen präsentieren sich Europas Börsen am Donnerstagmittag. Für Erleichterung sorgen Aussagen von Fed-Präsident Jerome Powell im Rahmen der geldpolitischen Entscheidung vom Vorabend: die US-Notenbank prognostiziere keine Rezession mehr. Die US-Notenbank hat wie erwartet die Leitzinsen um 25 Basispunkte angehoben. Powell habe seine Tendenz hin zu strafferer Geldpolitik aufrechterhalten, so die Commerzbank, und neben der Datenabhängigkeit künftiger Zinsentscheidungen betont, dass die September-Sitzung wieder "live" sein werde. Der DAX gewinnt 0,9 Prozent auf 16.280 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es 1,4 Prozent auf 4.406 nach oben.

Anleger warten nun auf die geldpolitische Entscheidung der EZB. Auch hier geht der Markt fest von einer Zinserhöhung von 25 Basispunkten aus. Der Fokus liegt auf dem geldpolitischen Ausblick. EZB-Präsidentin Christine Lagarde werde wahrscheinlich den Zins-Autopiloten abschalten, so die Commerzbank. An den Märkten wird ein weiterer Zinsschritt im September weiterhin mit hoher Wahrscheinlichkeit eingepreist. Die EZB wird sich nach Einschätzung der Helaba alle Optionen offenhalten, um notfalls nochmals an der Zinsschraube drehen zu können.

Für den Sektor der europäischen Technologiewerte geht es um 2,9 Prozent nach oben. Positiv wirkt hier die Einschätzung von Samsung, dass wohl das Schlimmste für den globalen Markt der Speicherchips überstanden sei. In Europa legen die Aktien von Aixtron (+12%) und Sopra Steria (+10,3%) zweistellig zu, nachdem die Unternehmen die Ausblicke nach oben genommen haben. Auch STMicroelectronics legen nach Zahlenausweis um 4,5 Prozent zu. Hier heißt es von der Citi, die Margen zeigten sich als widerstandsfähig und die erwartete Schwäche der Unterhaltungselektronik sei durch die Nachfrage aus dem Auto- und Industrie-Bereich sogar überkompensiert worden. Infineon gewinnen 4 Prozent.


   UMG-Zahlen überzeugen 

Mit einem kräftigen Kurssprung von 10,5 Prozent ragen auch die Aktien von Universal Music Group hervor. Das Musik- und Medienunternehmen konnte deutlich bessere Halbjahreszahlen vorlegen. Der Markt dürfte darauf nicht vorbereitet gewesen sein, denn Analysten wie die der Citigroup kommentieren, sie hätten sich auf ein ereignisloses Quartal eingestellt. Stattdessen seien die Erwartungen auf fast allen Bereichen übertroffen worden. Stark gewachsen sei vor allem der Streaming-Bereich mit plus 13 Prozent, während Erwartungen nur auf rund 8,5 bis 10 Prozent gelautet hatten.

Als überraschend positiv werden Zahlen und Ausblick von JCDecaux (+1,4%) im Handel bezeichnet. Der französische Außenwerber konnte das erste Halbjahr besser als erwartet abschließen. "Tendenziell scheint die ganze Werbebranche doch besser zu laufen als befürchtet", kommentierte ein Händler. Dies habe man schon an den Zahlen der Google-Mutter Alphabet und Publicis sowie am Vorabend bei Meta gesehen. Ströer gewinnen 1,8 Prozent und Prosiebensat1 7 Prozent.

Aus dem Automobilsektor haben Mercedes-Benz, VW und Renault Geschäftszahlen vorgelegt. Mercedes-Benz (+2,4%) hat dank eines guten zweiten Quartals die Jahresprognose leicht erhöht. Analyst Tom Narayan von RBC Capital Markets wertet dies positiv. Er hebt die Margenstärke hervor, die bei Cars mit 13,5 über dem Konsens von 13,2 Prozent gelegen habe und bei Vans sogar mit 15,5 deutlich über dem Konsens von 14,6 Prozent. Nach schwachen Geschäftszahlen verlieren VW 3,6 Prozent. Die Verkäufe dieses Jahr sollen zwischen 9 und 9,5 Millionen Fahrzeugen liegen - bisher wurden rund 9,5 Millionen erwartet. Das kommt an der Börse ebenfalls gut an.


   TPI-Gewinnwarnung drückt auf Stimmung bei Windanlagenbauern 

Zufrieden mit den Zahlen von Nestle (+1,4%) äußern sich Händler, die Erwartungen seien leicht überboten worden, vor allem beim Umsatz. Schaue man jedoch tiefer in die Zahlen, zeige sich, dass der Umsatz wie auch schon zuvor bei Unilever nur noch von höheren Margen getrieben werde. Das Volumen ging hingegen leicht zurück. Auch die Analysten von Jefferies unterstreichen daher, es habe sich um eine preisgetriebene Überraschung gehandelt.

Die Gewinnwarnung von TPI Composites verdirbt auch bei Europas Windanlagenbauern die Stimmung. Nordex fallen trotz gut aufgenommener Zahlen um 0,3 Prozent, Vestas sogar um 2,8 Prozent. Der Hersteller von Turbinenblättern erwartet einen Umsatz im zweiten Quartal von rund 380 Millionen Dollar und danach einen zurechenbaren Verlust von 78 bis 83 Millionen Dollar. Die Umsatzprognose wurde ebenfalls leicht gesenkt. Die Analysten der Citi weisen darauf hin, dass TPI rund 35 Prozent der Blätter von Vestas herstelle.

Heidelberg Materials (+4,6%) hat im zweiten Quartal trotz rückläufiger Absatzmengen einen deutlich höheren operativen Gewinn eingefahren als im Vorjahr. Der Baustoffkonzern profitierte von starken Preiserhöhungen bei einer gleichzeitigen Entspannung bei den Energiekosten. Die Prognose für das Gesamtjahr erhöhte der DAX-Konzern.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.404,79        +1,3%         58,64         +16,1% 
Stoxx-50                4.006,48        +0,8%         32,93          +9,7% 
DAX                    16.279,75        +0,9%        148,29         +16,9% 
MDAX                   28.707,55        +1,5%        432,38         +14,3% 
TecDAX                  3.309,70        +2,3%         75,55         +13,3% 
SDAX                   13.774,84        +0,8%        105,83         +15,5% 
FTSE                    7.695,51        +0,2%         18,62          +3,0% 
CAC                     7.413,91        +1,4%         98,84         +14,5% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,47                      -0,01          -0,10 
US-Zehnjahresrendite        3,87                      +0,00          -0,01 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Do, 8:29 Uhr  Mi, 17:34 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,1135        +0,4%        1,1091         1,1074   +4,0% 
EUR/JPY                   156,14        +0,4%        155,47         155,47  +11,2% 
EUR/CHF                   0,9538        -0,0%        0,9545         0,9552   -3,6% 
EUR/GBP                   0,8592        +0,3%        0,8563         0,8567   -2,9% 
USD/JPY                   140,21        +0,0%        140,20         140,39   +6,9% 
GBP/USD                   1,2957        +0,1%        1,2945         1,2927   +7,1% 
USD/CNH (Offshore)        7,1464        -0,1%        7,1381         7,1487   +3,2% 
Bitcoin 
BTC/USD                29.493,45        +0,1%     29.459,95      29.320,34  +77,7% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  79,48        78,78         +0,9%          +0,70   +0,8% 
Brent/ICE                  83,61        82,92         +0,8%          +0,69   +0,5% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                  28,44        29,28         -2,9%          -0,83  -64,3% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.976,61     1.972,11         +0,2%          +4,50   +8,4% 
Silber (Spot)              25,08        24,93         +0,6%          +0,15   +4,6% 
Platin (Spot)             963,90       966,00         -0,2%          -2,10   -9,8% 
Kupfer-Future               3,91         3,89         +0,6%          +0,02   +2,0% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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July 27, 2023 07:15 ET (11:15 GMT)