FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen stehen am Freitagmittag weiter unter erheblichem Abgabedruck. "Nach der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) hat sich die Lage weiter eingetrübt", so ein Marktteilnehmer. Mit den höheren Inflationsprognosen seien die Zinserwartungen weiter nach oben angepasst worden. Zudem stiegen die Renditen in der Peripherie der Eurozone mit dem bevorstehenden Ende der EZB-Kaufprogramme besonders stark, so dass Erinnerungen an die Eurokrise heraufbeschworen würden. Im Blick steht nun die Entwicklung der US-Verbraucherpreise im Mai, die am Nachmittag veröffentlicht werden.


   US-Verbraucherpreise im Blick 

Dabei wird ein unverändert starker Anstieg um 8,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr erwartet. Schon geringe Abweichungen nach oben dürften auch in den USA die Zinserhöhungsängste weiter nähren. "Die Gefahr, dass die Notenbanken die Konjunktur abwürgen, ist real", sagt Vermögensverwalter Thomas Altmann von QC Partners. "Und diese Gefahr wird an den Aktienmärkten jetzt wieder mehr und mehr eingepreist", sagt er. Nach der zurückliegenden Bärenmarktrally mit dem DAX-Plus von 1.400 Punkten steht nun wieder die 14.000er Marke im Blick. Der DAX verliert 1,5 Prozent auf 13.982 Punkte, der Euro-Stox-50 gibt 1,9 Prozent auf 3.655 Zähler nach.

Etwas Beruhigung kommt von Inflationszahlen aus China. Dort ist es im Mai zu keinem unerwarteten Preisdruck gekommen, die Verbraucherpreise legten um 2,1 Prozent zu. Zugleich belastet ein erneuter Teil-Lockdown von Schanghai.

Jahrelang habe es keinen Grund gegeben, einzelne Länderrisiken zu bewerten, dies dürfte sich nun angesichts steigender Zinsen ändern. Investoren schichteten wieder zwischen Länderanleihen um oder handelten direkt die Länder-Spreads als Zinsdifferenz. Die deutsche Zehnjahresrendite sinkt um 2 Basispunkte auf 1,41 Prozent, die italienische, die am Vortag bereits überdurchschnittlich gestiegen war, steigt weiter von 3,61 auf 3,74 Prozent. Für den stark in Staatsanleihen investierten Bankensektor geht es 2,8 Prozent talwärts.

Schwer unter Druck stehen zinssensible Immobilienaktien. "Die Mieten sind bei Privaten nicht noch weiter erhöhbar - die gewerblichen auch nicht, wenn es in Richtung Rezession und mehr Home Office geht", kommentiert ein Händler. Die jüngsten Aussagen von Vonovia (-2%), bei hoher Inflation rund 4 Prozent Mieterhöhung pro Jahr anzustreben, dürften dauerhaft nicht umsetzbar sein. Damit seien die Erträge der Branche nach oben gekappt.

Bei den Einzelwerten stehen Bayer (-2%) im Blick. Ein Gericht in Missouri hat im Roundup-Streit für den deutschen Konzern geurteilt. Es kam zu der Auffassung, dass das Krebsleiden eines Klägers nicht durch das Pflanzenschutzmittel von Monsanto verursacht worden sei.


   Credit Suisse nach State-Street-Statement weiter unter Druck 

Weiter unter Druck stehen die Aktien von Credit Suisse. Der Kurs fällt um 3,4 Prozent. Denn State Street hat am Donnerstag nach Börsenschluss klargestellt, man sei nicht an einer Übernahme der schweizerischen Großbank interessiert. Ein entsprechendes Gerücht hatte den Kurs am Mittwoch zeitweise stark nach oben getrieben. State Street hatte zunächst nur mitgeteilt, man kommentiere den Bericht nicht.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.655,46      -1,9%      -68,99     -15,0% 
Stoxx-50                3.545,58      -1,5%      -54,61      -7,2% 
DAX                    13.981,68      -1,5%     -217,12     -12,0% 
MDAX                   29.250,46      -1,3%     -399,43     -16,7% 
TecDAX                  3.085,70      -0,8%      -23,88     -21,3% 
SDAX                   13.353,73      -1,6%     -211,38     -18,7% 
FTSE                    7.383,56      -1,2%      -92,65      +1,2% 
CAC                     6.249,80      -1,7%     -108,66     -12,6% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,40                  -0,03      +1,58 
US-Zehnjahresrendite        3,03                  -0,01      +1,52 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %   Do, 10:00  17:31 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0593      -0,2%      1,0698     1,0738   -6,8% 
EUR/JPY                   141,73      -0,7%      142,86     143,78   +8,3% 
EUR/CHF                   1,0398      -0,1%      1,0481     1,0467   +0,2% 
EUR/GBP                   0,8512      +0,2%      0,8563     0,8559   +1,3% 
USD/JPY                   133,78      -0,5%      133,46     133,88  +16,2% 
GBP/USD                   1,2445      -0,4%      1,2495     1,2547   -8,0% 
USD/CNH (Offshore)        6,7026      +0,0%      6,6923     6,6899   +5,5% 
Bitcoin 
BTC/USD                29.962,64      -0,5%   30.506,34  30.459,14  -35,2% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 122,36     121,51       +0,7%       0,85  +68,1% 
Brent/ICE                 124,05     123,07       +0,8%       0,98  +64,4% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.842,63   1.847,91       -0,3%      -5,28   +0,7% 
Silber (Spot)              21,54      21,69       -0,7%      -0,15   -7,6% 
Platin (Spot)             971,75     975,34       -0,4%      -3,59   +0,1% 
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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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June 10, 2022 06:51 ET (10:51 GMT)