--Brenntag nennt keine Gründe für Gesprächsabbruch

--Hedgefonds hatten Zusammenschluss kritisiert

--Aktie legt vorbörslich zu

(NEU: Durchgehend neu mit Marktreaktion, Hintergrund)

Von Christine Benders-Rüger und Stefanie Haxel

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Chemikalienhändler Brenntag will den US-Wettbewerber Univar Solutions nicht mehr übernehmen. Man habe sich entschlossen, die Gespräche nicht fortzuführen, teilte Brenntag mit, ohne eine Begründung zu nennen. Die beiden Unternehmen hatten im November 2022 vorläufige Übernahmegespräche bestätigt, waren dann aber unter Druck ihrer jeweiligen Aktionäre geraten. Händler rechnen nun mit kräftigen Kursgewinnen der Brenntag-Aktie am Dienstag. Im vorbörslichen Handel legt die Aktie um 5 Prozent zu.

Der DAX-Konzern Brenntag sieht Fusionen und Übernahmen als Motor künftigen Wachstums und hält kontinuierlich nach Übernahmezielen Ausschau. Nach dem Markteinstieg in Israel im Frühjahr durch die Übernahme des Spezialchemikalien-Distributeurs Y.S. Ashkenazi Agencies und der Beteiligung an der saudi-arabischen Al-Azzaz Chemicals Company im Sommer hatte Brenntag Ende November Übernahmegespräche mit Univar Solutions bekanntgegeben. Das US-Unternehmen bezeichnet sich als einen weltweit führenden Distributor von Spezialchemikalien und Ingredienzien mit einem erstklassigen Portfolio - und wäre mit einer Marktkapitalisierung von knapp über 5 Milliarden US-Dollar der mit Abstand größte Zukauf für Brenntag gewesen.

Der Essener Konzern hat sich zuletzt mit kleineren Vermögenswerten verstärkt. Im Jahr 2021 tätigte er Akquisitionen mit einem Unternehmenswert von rund 440 Millionen Euro und plant nach jüngsten Aussagen mit M&A-Ausgaben von 400 bis 500 Millionen Euro pro Jahr.

Kurz nach der Bekanntgabe der Gespräche mit Univar meldete der an dem US-Konzern beteiligte Hedgefonds Engine Capital Bedenken an und forderte von Univar, auch andere Optionen zu prüfen. Man erkenne zwar die industrielle Logik einer Übernahme durch den deutschen DAX-Konzern und gehe von beträchtlichen Synergien aus, allerdings seien auch Private-Equity-Investoren in dem Markt aktiv. Engine Capital regte einen formalen Verkaufsprozess im Rahmen eines Bieterwettbewerbs an, um den bestmöglichen Wert für die Aktionäre zu erzielen.

Gut drei Wochen später forderte dann der Hedgefonds und Brenntag-Aktionär Primestone Capital das Management des Chemikalienhändlers in einem offenen Brief auf, die Gespräche mit Univar unverzüglich zu beenden. Die Primestone Capital LLP, die über von ihr kontrollierte Fonds 2 Prozent an Brenntag hält, fürchtete bei einem Zusammenschluss mit Univar enorme Umsatzverluste, die alle Kostensynergien zunichtemachen würden. Zur Wertsteigerung des Unternehmens sollte sich Brenntag nach der Forderung von Primestone darauf konzentrieren, die eigene Bilanz zu verbessern.

Auch am Markt waren die Übernahmepläne als durchaus sinnvoll, aber teuer bewertet worden. Die "schmallippige Erklärung" Brenntags über die Beendigung der Gespräche ohne jede weitere Erklärung "deutet an, dass es Ärger hinter den Kulissen über die Unternehmensstrategie gibt", kommentierte ein Händler.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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January 03, 2023 03:01 ET (08:01 GMT)