New York (Reuters) - Der Zweikampf der Milliardäre Mark Zuckerberg und Elon Musk geht in die nächste Runde: Zuckerbergs Konzern Meta startete am Donnerstag einen Kurznachrichtendienst namens Threads, der Musks kriselndem Rivalen Twitter Nutzer abjagen soll.

"Auf geht's! Willkommen bei Threads", schrieb Zuckerberg in der neuen App. Innerhalb der ersten sieben Stunden hätten sich bereits zehn Millionen Nutzer bei Threads eingeloggt, darunter Prominente wie Jennifer Lopez, Kim Kardashian oder die demokratische US-Kongressabgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez. Auch Unternehmen wie Netflix gehörten zur ersten Welle. In Deutschland und dem Rest der Europäischen Union (EU) ist Threads allerdings bislang nicht verfügbar.

Der 39-jährige Meta-Chef postete außerdem beim Rivalen Twitter ein bekanntes Meme - ein humoristisches Bild, in dem Spiderman sich selbst gegenübersteht. Es war Zuckerbergs erster Post dort seit 2012. Damit spielte er auf die Rivalität mit dem 51-jährigen Musk an. Dieser hatte Zuckerberg vor einiger Zeit zu einem "Cage Fight" herausgefordert. Dabei kämpfen die Kontrahenten in einem Käfig mit Fäusten und Fußtritten gegeneinander. Zuckerberg trainiert seit Jahren die japanische Selbstverteidigungskunst Jiu Jitsu.

Unter den zahlreichen Kurznachrichtendiensten ist Threads nach Einschätzung von Experten der bislang einzige, der Twitter ernsthaft Konkurrenz machen könnte. Denn jeder der weltweit etwa zwei Milliarden aktiven Instagram-Nutzer kann sich mit denselben Zugangsdaten bei Threads anmelden und denselben Accounts wie auf Instagram folgen. Twitter nutzen bislang mehr als 200 Millionen Menschen regelmäßig. Andere Dienste wie Mastodon aus Deutschland oder Bluesky des Twitter-Gründers Jack Dorsey kommen nur auf 1,7 Millionen beziehungsweise 265.000 Anwender.

"Die Investoren sind begeistert von der Aussicht, dass Meta wirklich einen 'Twitter-Killer' hat, sagte Chef-Analystin Danni Hewson vom Brokerhaus AJ Bell. Meta-Aktien hatten in Erwartung der Markteinführung von Threads am Mittwoch knapp drei Prozent zugelegt und rückten im frühen US-Handel am Donnerstag weitere 1,3 Prozent auf 298,12 Dollar vor. "Zuckerberg lässt die MUSKeln spielen", schrieb DZ Bank-Analyst Ingo Wermann. Threads sei nicht nur eine Kampfansage an Twitter, sondern biete auch die Chance, mit zusätzlichen persönlichen Nutzerdaten mittel- bis langfristig die Werbeeinnahmen zu steigern. Er betrachte daher ab sofort einen Kurs von 335 statt 270 Dollar als fair.

In Großbritannien und den USA eroberte Threads die Spitzenposition des beliebtesten kostenlosen Programms im App Store von Apple. Allerdings kann man in Deutschland und dem Rest der EU Threads bislang nicht aktivieren. Einem Medienbericht zufolge sind Datenschutz-Bedenken der Grund hierfür. Dabei hat die neue App einige Funktionen, um Behörden entgegenzukommen. So signalisiert ein Kennzeichen auf dem Instragram-Profil, dass der Nutzer sich bei Threads angemeldet hat. Dieses Kennzeichen kann verborgen werden. Außerdem können die Privatsphäre-Einstellung für Instagram und Threads separat geregelt werden.

TWITTER IN DER DAUERKRISE

Seit der 44 Milliarden Dollar schweren Übernahme durch Musk im Herbst 2022 kommt Twitter nicht aus den Schlagzeilen heraus. So feuerte der Chef des Elektroautobauers Tesla rund 80 Prozent der Belegschaft. Außerdem lockerte der selbst ernannte "Absolutist der Meinungsfreiheit" die Regeln für die Moderation von Inhalten. Zuletzt stieß er Nutzer und Werbetreibende mit der Begrenzung der pro Tag lesbaren Nachrichten vor den Kopf.

Weil Hassrede auf Twitter zuletzt zugenommen hatten, hoffen einige Nutzer auf ein besseres Umfeld bei Threads. "Möge diese Plattform gute Atmosphäre, eine starke Gemeinschaft, ausgezeichneten Humor und weniger Belästigungen bieten", schrieb die Abgeordnete Ocasio-Cortez. Ein anderer Nutzer prophezeite sogar das Ende von Twitter binnen weniger Stunden. Ihm antwortete Zuckerberg mit einer Warnung vor überzogenen Erwartungen. "Wir sind erst am Anfang der ersten Runde."

(Bericht von Katie Paul, Aditya Soni; unter Mitarbeit von Yuvraj Malik und Bansari Mayur Kamdar; geschrieben von Hakan Ersen, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)