--Verkaufspreis insgesamt 7,7 Milliarden Dollar

--Verkauf an Beteiligungsgesellschaften

--Abschluss für zweites Halbjahr geplant

--Auswirkungen auf anstehende aktualisierte Mittelfristziele

(NEU: Details, Hintergrund)

FRANKFURT (Dow Jones)--SAP hat den Anteil an ihrer US-Tochter Qualtrics verkauft. Käufer sind Silver Lake und mit ihr verbundene Fonds sowie das Canada Pension Plan Investment Board (CPP Investments). Silver Lake und CPP Investments übernehmen auch die übrigen Anteile von Qualtrics International Inc, die in den USA börsennotiert ist.

Wie SAP mitteilte, hat der Konzern seine 423 Millionen Aktien an Qualtrics für je 18,15 US-Dollar in bar verkauft bzw für insgesamt 7,7 Milliarden US-Dollar. Dies entspreche einem Qualtrics-Unternehmenswert in der Transaktion von rund 12,5 Milliarden Dollar auf vollständig verwässerter Basis und sei ein Aufschlag von 73 Prozent gegenüber dem durchschnittlichen 30-Tage-Handelskurs vor der Ankündigung der SAP, einen Verkauf zu prüfen. Gegenüber dem unbeeinflussten Schlusskurs am 25. Januar betrage der Aufschlag 62 Prozent.

Der Walldorfer Softwarekonzern hielt nach Angaben von Ende Januar nominal noch 71 Prozent an Qualtrics. Aufgrund der Anteile, die die Qualtrics-Mitarbeiter als aktienbasierte Vergütung erhalten, beträgt der verwässerte Anteil 61 Prozent.

SAP hatte im Januar 2019 rund 8 Milliarden Dollar für das auf Kundenerfahrungs-Software (Customer Experience) spezialisierte US-Unternehmen gezahlt. Inzwischen ist die Marktkapitalisierung unter diesen Wert gesunken und liegt bei knapp 7 Milliarden Dollar. Zwischenzeitlich waren es weit über 20 Milliarden Dollar. Der jetzige Verkaufspreis von 18,15 Dollar je Aktie beträgt weniger als ein Drittel des Allzeithochs von 57,28 Dollar am 4. Februar 2021.


SAP hatte bereits mit Qualtrics-Börsengang überrascht 

Schon einmal hatte SAP mit Qualtrics überrascht, als der Konzern im Juli 2020 ankündigte, die Tochter an die Börse bringen zu wollen. Damals wich der Konzern von seiner Linie ab, Zukäufe vollständig zu integrieren. Die vom langjährigen CEO Bill McDermott vorangetriebene Akquisitionsstrategie hatte jedoch zu Kundenkritik geführt, da die Einbindung zusätzlicher Softwareelemente langwierig war und nicht reibungslos funktionierte. Zudem war gerade bei den US-Zukäufen der Wunsch nach mehr Eigenständigkeit hoch, was zu internen Spannungen führte.

Die jetzt angekündigte Transaktion muss noch von den Behörden genehmigt werden, sie soll im zweiten Halbjahr abgeschlossen sein.

SAP werde Qualtrics in den Ergebnissen für das erste Quartal, die am 21. April veröffentlicht werden, als nicht fortgeführten Geschäftsbereich ausweisen.

Der Verkauf wird auch Auswirkungen auf die Mittelfristziele des Konzerns haben. Sie werden derzeit überarbeitet. Ob die neuen Planungen bereits mit dem Erstquartalsergebnis oder erst drei Monate später präsentiert werden, ist noch offen. In Aussicht gestellt ist "im ersten Halbjahr". Mit rein in den Zeitplan spielt auch, dass der langjährige SAP-Finanzvorstand Luka Mucic Ende März das Unternehmen verlässt. Seit 7. März ist bereits Dominik Asam als sein Nachfolger im Haus, der zuvor in gleicher Position für Airbus und davor für Infineon tätig war.


SAP könnte Erlös für Schuldenabbau nutzen 

Der Qualtrics-Verkauf lässt auf der einen Seite den Beitrag der US-Tochter bei Umsatz und Gewinn wegfallen, zum anderen fließt aber der Verkaufserlös ein. Mit diesem könnte SAP zudem seine Schulden senken.

Möglich wären auch neue Übernahmen. Zuletzt hatte sich das Management aber vorsichtig dazu geäußert. Eher im Blick seien Ergänzungskäufe mit einem deutlich geringeren Volumen als einst die Qualtrics-Transaktion. In den vergangenen drei Jahren und damit in der Ära des CEO Christian Klein hat SAP mehrere Zukäufe in einer Größenordnung bis maximal 1 Milliarde Euro vorgenommen.

Der Konzern hatte Ende Januar überraschend erklärt, den Verkauf der 2021 in den USA an die Börse gebrachten Tochter zu prüfen. Das Management sei überzeugt, dass diese potenzielle Transaktion beiden Unternehmen wie auch ihren Aktionären erheblichen Mehrwert bieten könnte. SAP könne sich dann stärker auf ihr grundlegendes Wachstum in der Cloud und Profitabilität konzentrieren. Qualtrics würde dies helfen seine Marktposition auszubauen.

Zuletzt hatte sich Qualtrics positiv entwickelt, das vierte Quartal hatte das Unternehmen besser als erwartet abgeschlossen, da sich das Geschäft trotz des spürbaren Gegenwinds mehr als stabil zeigte. Für das laufende Jahr liegt Qualtrics mit seiner Gewinnprognose deutlich über den Markterwartungen.

Im vierten Quartal verzeichnete Qualtrics, das Software für sogenanntes Customer Experience Management herstellt, einen Umsatz von 389,1 Millionen US-Dollar, ein Plus von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr, und übertraf damit die Konsensprognose von 381 Millionen Dollar.


Partnerschaftliche Verbindung bleibt 

Nach Aussage von SAP-CEO Klein hat "Silver Lake sowohl das operative Know-how als auch die Erfahrung mit Softwareunternehmen, um Qualtrics dabei zu helfen, seine Führungsposition in der XM-Kategorie (Experience Management) auszubauen, in der es Pionierarbeit geleistet hat".

Qualtrics habe seit der Übernahme durch SAP seinen Umsatz mehr als verdreifacht und sei gleichzeitig profitabel. SAP wolle ein enger Markt- und Technologiepartner bleiben, gemeinsame Kunden betreuen und weiterhin zum Erfolg von Qualtrics beizutragen.

Kontakt zur Autor: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_

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March 13, 2023 04:12 ET (08:12 GMT)