Berlin (Reuters) - Der Hamburger Hafen bekommt die weltweiten Krisen in Politik und Wirtschaft zu spüren.

Im vergangenen Jahr musste Deutschlands größter Seehafen beim Container-Umschlag einen Rückgang um rund sieben Prozent auf 7,7 Millionen Standardcontainer (TEU) hinnehmen, wie die Unternehmensvereinigung Hafen Hamburg Marketing (HHM) am Dienstag mitteilte. "Der Rückgang ist in erster Linie der schwierigen geopolitischen und wirtschaftlichen Situation geschuldet, mit der sich alle Marktteilnehmer konfrontiert sehen", erklärte HHM-Vorstand Axel Mattern. Eine konkrete Prognose für 2024 wagte er nicht, sagte aber: "Wir freuen uns, wenn wir halten können, was wir haben".

Über den Hafen der Hansestadt wurden im vergangenen Jahr gut 114 Millionen Tonnen Seegüter umgeschlagen. Das sei ein Minus von 4,7 Prozent. Bei den in der Branche stärker beachteten Zahlen zum Container-Umschlag konnte die Unternehmensvereinigung um die Jahreswende einen Hoffnungsschimmer ausmachen: So habe der Rückgang im ersten Halbjahr 2023 noch bei 11,7 Prozent und damit über dem Jahreswert gelegen. Auch in den ersten beiden Monaten 2024 zeige sich ein geringeres Minus als 2023. Zudem sei der Rückgang von Container-Ladung 2023 niedriger als bei den nordeuropäischen Rivalen, so dass der Hamburg Hafen hier seine Marktanteile habe halten können. Schon 2023 war der Container-Umschlag im Hamburger Hafen um rund fünf Prozent gesunken.

Die Unternehmervereinigung verwies auf zahlreiche Faktoren, die das Geschäft beeinflussten, auf die der Hafen selbst aber keinen Einfluss habe. So hätten sich auch die rückläufige Entwicklung der deutschen Wirtschaft und das verhaltene Konsumklima 2023 negativ ausgewirkt. Doch auch international gibt es noch keine Entwarnung. Erst am Montag hatte die Welthandelsorganisation (WTO) erklärt, der globale Warenaustausch könne sich in diesem Jahr noch schwächer entwickeln als bislang vorhergesagt. Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Kristalina Georgiewa, forderte unterdessen wieder mehr internationale Zusammenarbeit und mehr Vertrauen. Im vergangenen Jahr seien rund 3000 Maßnahmen ergriffen worden, die den internationalen Handel einschränkten. Dies sei fast drei Mal so viel wie 2019.

CHINA GRÖSSTER HANDELSPARTNER DES HAMBURGER HAFENS

Der größte Handelspartner des Hamburger Hafens ist laut HHM weiterhin China inklusive Hongkong. Hier ging der Container-Verkehr allerdings im Vergleich zum Vorjahr leicht auf knapp 2,2 Millionen TEU zurück. Ein Plus von acht Prozent auf 653.000 TEU gab es dagegen beim Container-Verkehr mit den USA, dem zweitgrößten Handelspartner. Auf den Plätzen drei bis fünf folgen Singapur, Polen und Schweden. Indien rückte auf Platz acht vor.

Die Krise im Roten Meer führt im Hamburger Hafen laut HHM zwar zu Verzögerungen, aber nicht zu Störungen des Betriebs. Im Januar seien ein paar weniger Schiffe eingelaufen, die dann im Februar nachgekommen seien. Die Terminals zeigten ausreichend Flexibilität, um diese problemlos abzuarbeiten. Es gebe keine Verkehrsengpässe. Von Situationen wie bei der Blockade des Suezkanals durch das Schiff "Evergiven" sei man derzeit weit entfernt. Wegen wiederholter Angriffe jemenitischer Huthi-Rebellen auf Frachtschiffe meiden viele Reedereien das Rote Meer und den Suezkanal. Stattdessen nehmen die Schiffe die deutlich längere Route um das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas. Die Hamburger Terminalbetreiber HHLA und Eurogate hatten sich früheren Angaben der Unternehmervereinigung zufolge bereits auf die Verzögerungen vorbereitet.

(Bericht von Elke Ahlswede, Mitarbeit Christian Krämer, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)