NEWBURY/LONDON/UTRECHT (dpa-AFX) - Der britische Telekomkonzern Vodafone und der Kabelriese Liberty Global setzen mit dem Zusammenlegen ihrer Geschäfte in den Niederlanden die Konkurrenz unter Zugzwang. Dem niederländischen Telekomprimus KPN erwächst ein neuer starker Rivale, der neben Mobilfunk auch Festnetz und Breitbandinternet anbietet - und die Deutsche Telekom steht mit ihrem schwächelnden Mobilfunkgeschäft in dem Land noch einsamer da als bislang schon. Die Bonner suchen ohnehin nach einem strategischen Ausweg aus dem schwierigen Geschäft. Der nun eingetütete Deal könnte den Druck noch einmal erhöhen.

Lange schon reden die Briten und der Kabelkonzern aus dem Reich von US-Medienmogul John Malone über die Zusammenlegung von Geschäften, nun ist es in den Niederlanden soweit. Alle Geschäftsteile sollen in einem zu gleichen Teilen kontrollierten Gemeinschaftsunternehmen vereint werden, wie beide Unternehmen in der Nacht zu Dienstag mitteilten. Bis zum Ende des Jahres soll das Geschäft abgeschlossen sein. Über Pläne der beiden Unternehmen, in Europa näher aneinander zu rücken, wird schon lange spekuliert. Im vergangenen September erst waren Gespräche zu einem großangelegten Spartentausch geplatzt.

Die Unternehmen versprechen sich von dem Joint Venture positive Effekte von bis zu 3,5 Milliarden Euro, größtenteils durch Einsparungen und zusätzliche Verkaufsmöglichkeiten. Ohne positive Umsatzeffekte gerechnet sollen es noch 2,5 Milliarden Euro an Einsparungen sein. Das ist weniger, als sich Branchenexperten wie James Britton von der japanischen Investmentbank Nomura zuvor ausgerechnet hatten. Vodafone zahlt an Liberty zudem eine Milliarde Euro in bar, um Bewertungsunterschiede der beiden Firmen auszugleichen. Die Vodafone-Aktie lag am Vormittag entgegen dem Branchentrend rund ein halbes Prozent im Minus.

Vodafone ist in den Niederlanden im Mobilfunk aktiv, Liberty im Kabelgeschäft unter dem Namen Ziggo. Zusammen haben beide rund 5 Millionen Mobilfunkkunden, 4 Millionen Video-Abonnenten und 3 Millionen Kunden im schnellen Breitbandinternet. Im vergangenen Jahr machten die Unternehmen damit Umsätze von zusammen rund 4,4 Milliarden Euro. Vodafone-Chef Vittorio Colao sagte, zusammen stehe man im Wettbewerb in den Niederlanden stärker da. Liberty-Chef Mike Fries versprach den Privat- und Geschäftskunden im Land Vorteile aus dem Geschäft.

Für Vodafone sei der Deal positiv, urteilte Analystin Caren Ngo Siew Teng von S&P Capital IQ. Die Briten könnten Ziggo zum Verkauf von Bündelangeboten aus Telefonie, Breitbandinternet und Fernsehen nutzen. Außerdem reduzierten sie die Abhängigkeit von den europäischen Mobilfunkmärkten.

Für die Deutsche Telekom engt sich der Kreis möglicher Interessenten für T-Mobile Niederlande ein. Bereits zuvor hatte es in Medienberichten geheißen, dass die Bonner mit dem Verkauf der niederländischen Mobilfunktochter nicht recht vorankommen.

Das Geschäft beinhaltet nur den Mobilfunk und leidet seit geraumer Zeit unter Kunden- und Umsatzschwund. Telekom-Chef Tim Höttges will nach den Investitionen in das Netz aber mehr daraus machen. Seine Strategie konzentriert sich ohnehin auf die Verschmelzung von Mobilfunk und Festnetz. Daher stehen ein Verkauf, aber auch Partnerschaften oder Fusionen zur Debatte.

Vodafone kommt mit dem Geschäft in Europa weiter voran. In Deutschland hatte sich der Konzern 2013 den Kabelanbieter Kabel Deutschland milliardenschwer einverleibt, in Spanien wurde Ono geschluckt. Liberty Global steckt hinter dem zweitgrößten deutschen Kabelanbieter Unitymedia./men/she/jha/