Ein kapitalintensiver Sektor
Das Geschäft der Telekommunikationsbetreiber ist recht schwierig: Obwohl sie die Zukunft der intelligenten Städte (smart cities) und des ultraschnellen Breitbands in der Hand haben - mit denen sie bestehenden Netze weiter vernetzen und intelligenter machen können - stehen sie unter deflationärem Druck, der sie daran hindert, die Preise nach eigenem Gutdünken anzuheben. Jede Gerätegeneration (4G, 5G und bald 6G) verhindert, dass die Preise für Telekommunikationsdienste weiter sinken. Hinzu kommen die Regierungen als häufige Anteilseigner der Unternehmen, die Dienstleistungen für die Gemeinschaft erbringen, was Preissteigerungen bremst. Mit anderen Worten: Der Sektor ist nicht der attraktivste. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass einige Aktien aus der Masse herausragen. Eine dieser Aktien ist die Deutsche Telekom. Das Unternehmen ist „Europameister“ und schneidet besser ab als seine Konkurrenten, vor allem was die Fähigkeit zur internationalen Expansion betrifft.
Der amerikanische Traum
In der Tat ist die amerikanische Expansion der Hauptmotor für das Wachstum der deutschen Telekom. Das Unternehmen hält einen Anteil von 52 % an T-Mobile, dem drittgrößten Mobilfunkbetreiber nach AT&T und Verizon. Diese drei Akteure bilden in den USA ein Oligopol. Der Deutschen Telekom gehören auch die wichtigsten Anbieter in Griechenland (Hellenic Telecommunications mit 49,2%), Kroatien (Hrvatski Telekom mit 52,2%) und Ungarn (Magyar Telekom mit 59,2%). Diese beherrschende Stellung der Muttergesellschaft bzw. ihrer Tochtergesellschaften in Europa im Allgemeinen und in Osteuropa im Besonderen - wo das Wachstum am stärksten ist - schafft einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil. Die Aktivitäten erfordern viel Infrastruktur, aber das Unternehmen besitzt einen gewissen Burggraben (Moat) dank der hohen Kapitalinvestitionen, die es stärken.
Die Geschäftsbereiche der Deutschen Telekom, die bisher grob in T-Home, T-Mobile und T-Systems aufgeteilt waren, wurden zu einem einzigen zusammengefasst. Die 2018 angekündigte und 2020 wirksam gewordene Fusion mit Sprint hat die Deutsche Telekom auf die nächste Stufe gehoben - vor allem hinsichtlich des Aufbaus eines robusten 5G-Netzes in den USA mit schnelleren Verbindungen.
Solides Geschäft
Obgleich sich das Umsatzwachstum eher verlangsamen wird, dürften die Cash-Erträge (Bargewinne) weiterhin in einem gesunden Tempo wachsen. Die auszuschüttenden Dividenden sollten relativ hoch ausfallen. Die Investitionen in die Glasfasertechnik dürften das Europa-Geschäft etwas belasten, aber durch starke Gewinne in den USA kompensiert werden. EBITDA-Margen von 34 % erscheinen nachhaltig und könnten bis 2024 sogar 38-39 % erreichen. Die Sparprogramme werden es dem Unternehmen ermöglichen, seine Margen trotz der notwendigen Investitionen in Europa zu verbessern. Die Deutsche Telekom hat dies bereits in der Vergangenheit mit T-Mobile bewiesen.
Die jüngsten Ergebnisse waren solide und entsprachen den Erwartungen. Für T-Mobile fielen sie sogar besser aus als erwartet. Wie die nachstehende Gewinn- und Verlustrechnung zeigt, stieg der Umsatz Jahr für Jahr stetig an.
„Dividendenschnäppchen“
Das Geschäft der Deutschen Telekom in Europa und Deutschland zeigt zwar nur ein geringes Wachstum - die Konkurrenz hat es hier zumeist jedoch mit Nullwachstum zu tun. Da die Investitionen in Glasfasernetze zunehmen, wird das EBITDA nach den Investitionsausgaben in den kommenden Jahren wahrscheinlich zu einem Nullwachstum der "europäischen" Dividende führen - bis 2021 stieg sie um 6,5 %. Die Investitionsausgaben machen 70 % des EBITDA aus, was in einer kapitalintensiven Branche üblich ist. Lässt man die US-Tochter T-Mobile außer Acht, so beträgt die Marktkapitalisierung der Deutschen Telekom nicht 100 Mrd. USD, sondern 20 Mrd. USD. Das entspricht einer "europäischen" Rendite von 18 %, da nur Europa zur Dividende beiträgt. Die Deutsche Telekom ist also sowohl eine Geschichte des stetigen Wachstums in den USA als auch ein Dividendenerfolg in Europa. Eine gute Gelegenheit also für Anleger, die eine hohe Dividende anstreben.
Im Blick behalten
Auf der Risikoseite steht ein verstärkter Wettbewerb im Fernsehbereich in Osteuropa und Deutschland. Die Konkurrenz kommt hier vor allem von Vodafone, das 2019 die Vermögenswerte von Liberty Global in Deutschland, der Tschechischen Republik, Ungarn und Rumänien übernommen hat.
Schlussfolgerung
Die Deutsche Telekom ist nach wie vor ein defensiver Titel, den man bei volatilen Märkten (wie es derzeit der Fall ist) im Portfolio haben sollte. Schließlich handelt es sich um eine der besten Aktien in einem schwierigen investitionsintensiven Sektor. Im Falle einer anhaltenden Hausse wird die Deutsche Telekom aufgrund ihres defensiven Charakters sicherlich schlechter abschneiden als ihre Vergleichsindizes.