Sursee (awp) - Der Unterwäsche- und Lingerie-Hersteller Calida trennt sich schon nach einem Jahr von Erlich Textil. Offenbar war die Übernahme des deutschen Start-ups ein Fehlgriff. Auch bei den Kernmarken lief es nicht so rosig wie erhofft. Nun stellt der Surseer Konzern die Mittelfristziele in Frage.

Steigende Zinsen, die hohe Inflation und geopolitische Spannungen belasten den Konsum, wie Calida am Donnerstag mitteilte. Der Umsatz von Erlich hat sich gar derart verschlechtert, dass Calida ein Weiterführen der Marke unter eigenen Dach nicht mehr für sinnvoll hält. Nun sucht man einen Käufer und erwartet per Ende Juni eine satte Werteberichtigung von 23 bis 25 Millionen Franken.

Dabei wurde die auf nachhaltige Unterwäsche spezialisierte Online-Marke erst im Februar 2022 übernommen. Dies nicht zuletzt mit dem Ziel, die Wachstumsfelder Nachhaltigkeit und E-Commerce zu stärken.

Umsatzmässig dürfte der nun angekündigte Verkauf aber nur mässig ins Gewicht fallen: mit 21 Mitarbeitenden setzte Erlich 2021 7 Millionen Euro um. Der Umsatz von Calida belief sich dagegen 2022 insgesamt auf 324 Millionen Franken.

Marke Calida "erfreulich"

Immerhin scheint die Marke Calida noch immer eine solides Fundament zu geben. Die Wäschemarke hat sich den Angaben zufolge "äusserst erfreulich" entwickelt.

Bei der Edel-Lingeriemarke Aubade und im Möbelgeschäft Lafuma Mobilier läuft dagegen nicht alles rund. Bei beiden Marken gingen zuletzt die Umsätze nach einer starken Wachstumsphase zurück. Das Niveau liege aber weiter deutlich über demjenigen, das während der Corona-Pandemie verzeichnet worden war.

Bei der übernommenen US-Marke Cosabella verzeichnet Calida zwar einen Umsatzanstieg, die Verkäufe liegen aber unter den mittelfristigen Zielen. Mit der Cosabella-Übernahme ging im Mai das Tor zu den USA auf. Der adressierbare Markt habe sich dank Cosabella fast verdoppelt: Zum westeuropäischen Unterwäsche-Markt mit einem Umsatz von 25 Milliarden Dollar komme der US-Markt mit 20 Milliarden dazu, hiess es damals.

Mittelfristziele bedroht

Insgesamt erwartet Calida nun im laufenden Jahr einen Umsatz und Betriebsgewinn (EBIT) unter Vorjahr. Zudem steht die Wachstumsstrategie bis 2026 auf dem Prüfstand. Bisher erwartet die Gruppe jährlich ein organisches Wachstum von 4 bis 6 Prozent und eine EBIT-Marge von 10 Prozent. Auch die Aktionäre sollten in Form stetig steigender Dividenden profitieren. Nun werden die Ziele in den kommenden Monaten einer "eingehenden Prüfung" unterzogen.

Analysten zeigen sich entsprechend enttäuscht. So sieht ZKB den Verkauf "nach nur so kurzer Zeit und mit so hohen Abschreibungen (...) sehr kritisch". Der zuständige Analyst erwartet für 2023 neu einen EBIT-Rückgang von 5,5 Prozent (bisher +5,0%).

Die Calida-Aktien bekommen denn auch ihr Fett weg. Am (heutigen) Donnerstag verlieren sie bis gegen 13.20 Uhr 3,6 Prozent auf 36,45 Franken. Damit knüpfen sie an die bisher schwache Leistung im laufenden Jahr an (-20%).

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