Sursee (awp) - Beim Wäsche- und Lingerie-Hersteller Calida hat es zuletzt gekriselt. Felix Sulzberger soll nun das Ruder herumreissen. Neben seinem Mandat als Verwaltungsratspräsident übernimmt er vorübergehend auch die Rolle des CEO. Grundlegend ändern will er aber nichts.

"Ich gehe nicht mit dem Zauberstab hin. Wir müssen einfach optimieren, wo wir können, und solide arbeiten", sagt er in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der "Luzerner Zeitung". Es gehe darum, die richtigen Prioritäten zu setzen, dann folgten auch die guten Resultate.

Offenbar gar nicht gut lief es zuletzt aber bei der erst im Februar 2022 übernommenen deutschen Erlich Textil. Die auf E-Commerce und Nachhaltigkeit spezialisierte Marke soll verkauft werden. Calida rechnet deswegen mit Wertberichtigungen (u.a. Goodwill und Brand) von insgesamt 23 bis 25 Millionen Franken.

Keine grundlegenden Änderungen

Aber auch in anderen Geschäftsbereichen lief es nicht wie gewünscht. Der Konzern aus Sursee rechnet daher neu mit sinkenden Umsatz- und Gewinnzahlen im laufenden Jahr. Auch die Mittelfristziele stehen derzeit auf dem Prüfstand.

Grundlegend will Sulzberger dennoch nichts ändern. Im verweist auf die "seit über einem Jahrzehnt im Branchenvergleich überdurchschnittlich guten Resultate" bei der Kernmarke Calida, beim Möbelgeschäft Lafuma Mobilier und der Lingerie-Marke Aubade.

Offene Fragen bei US-Marke Cosabella

Auch die im letzten Jahr gekaufte US-Premiummarke Cosabella beurteilt er im Interview positiv. "Cosabella passt auch strategisch zur Calida-Gruppe", sagt er. Das Team mit einer eigenen Struktur am Hauptsitz in Miami sei "hervorragend".

Gleichzeitig räumt er ein, dass auch Cosabella bisher die Umsatzerwartungen nicht erfüllen konnte. Es gebe eine Reihe offener Fragen rund um Beschaffung und Produktion sowie einige operative Herausforderungen. Möglicherweise müsse auch mehr investiert werden, so Sulzberger.

Kein Verkaufsdruck bei Möbelgeschäft

Das Möbelgeschäft von Lafuma Mobilier passe strategisch nicht zu einer Bekleidungsfirma, räumt Sulzberger zudem ein. Schon vor zehn Jahren habe man einen Verkauf ins Auge gefasst, aber das Geschäft laufe nach wie vor sehr gut. Entsprechend spürt der Calida-Chef ad interim hier keinen "unmittelbaren Verkaufsdruck".

Angesprochen auf die Belastung seines Doppelmandats sagt Sulzberger, dass es sich nur um eine Übergangsphase handle. Ziel sei es nun, die CEO-Funktion bald mit der "richtigen Person" zu besetzten.

Der gebürtige Berner war bereits von 2001 bis 2016 Konzernchef bei Calida. Er hatte damals zu einem Zeitpunkt übernommen, als die Gruppe Verluste schrieb. Danach gelang unter ihm der Turnaround.

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