Sursee (awp) - Der Bekleidungshersteller Calida setzt voll und ganz auf sein Kerngeschäft. So will das Traditionsunternehmen seine Marken Calida und Aubade stärken und das Online-Geschäft ausbauen. Die Bereinigung von Altlasten reisst dieses Jahr aber ein tiefes Loch in die Kasse.

Calida hat einige turbulente Monate hinter sich. Vor allem die im Jahr 2022 getätigten Übernahmen von Cosabella und Erlich Textil seien "nicht sehr gut gelungen", wie der exekutive VR-Präsident Felix Sulzberger am Dienstag an einer Telefonkonferenz sagte. Bei der Strategie-Überprüfung sei die Bereinigung dieser Problemzonen denn auch das Hauptthema gewesen.

Grosser Abschreiber auf Cosabella

Die Anfang 2022 übernommene US-Lingeriemarke Cosabella sei seither "markant" hinter den ursprünglich gesetzten Zielen zurückgeblieben, so Sulzberger. "Die ursprünglichen Annahmen haben sich als viel zu optimistisch erwiesen." Der Umsatz der Marke sei im ersten Halbjahr 2023 zwar auf dem Niveau des Vorjahres geblieben, das erwartete Wachstum aber ausgeblieben.

Nach der Neubeurteilung werden nun Wertberichtigungen von 33 bis 43 Millionen Franken und zusätzlich Aufwendungen in Höhe von 6 Millionen Franken verbucht, wie heute vermeldet wurde. Ganz abschreiben will das Management die Marke aber noch nicht. "Wir glauben weiterhin an Cosabella und wollen diese mit einer gestärkten Basis in den USA weiterentwickeln."

Erlich-Verkauf bis Ende Jahr

Ganz trennen wird sich Calida dagegen von der ebenfalls erst 2022 übernommenen Online-Marke Erlich Textil, auf die bereits zum Halbjahr eine Abschreibung in Höhe von 19 Millionen Franken vorgenommen wurde. "Wir prüfen derzeit noch verschiedene Optionen, darunter auch ein Management-Buy-Out", so Sulzberger. Der Verkauf soll noch bis Ende Jahr über die Bühne gehen.

Ebenfalls ausgemustert wird der verlustbringende Multibrand-Webshop "onmyskin.com", was ebenfalls Abwicklungskosten von rund 3 Millionen Franken mit sich bringt. Rund 20 Stellen werden in diesem Zusammenhang gestrichen.

Hoher Verlust erwartet

Für das laufende Gesamtjahr rechnet Calida angesichts des derzeit schwachen Konsumumfelds auch ohne Sondereffekte weiterhin mit einem Umsatz und EBIT unter Vorjahr. Aufgrund der hohen Wertberichtigungen wird das Jahr unter dem Strich aber tiefrot ausfallen.

Die einmaligen Aufwendungen beziffert Calida auf insgesamt 61 bis 71 Millionen Franken, wovon aber nur 5 Millionen cashwirksam seien. Zum Vergleich: Im Geschäftsjahr 2022 hatte Calida noch einen Gewinn von 22 Millionen Franken geschrieben.

Beitrag ab 2024

Bereits im kommenden Jahr soll sich die Reduktion des Markenportfolios und der Verzicht auf den Aufbau von Konzern-Plattformen auszahlen. Erwartet werde bei den Kernmarken ein "solides organischen Wachstum" über dem Markt, wobei dem weiteren Ausbau des Online-Geschäfts grosse Beachtung geschenkt werden soll.

Bis 2026 soll die EBIT-Marge auf "überdurchschnittliche" 10 Prozent ansteigen, so lautet die Zielsetzung weiterhin. Gleichzeitig soll die Dividendenpolitik beibehalten werden, wonach "mindestens die Hälfte" des erwirtschafteten Free Cash Flows ausgeschüttet werden soll.

Veraison-Vertreter tritt ab

Weiter teilte das Unternehmen mit, dass Eric Sibbern sich nach Abschluss der Strategieüberprüfung aus dem Verwaltungsrat zurückzieht. Er werde sich auf seine operativen Tätigkeiten bei Veraison fokussieren. Veraison hält jüngsten Angaben zufolge knapp 10 Prozent an Calida. Gut ein Drittel der Aktien liegt weiterhin bei der Familie Kellenberger.

An der Börse wurden die Neuigkeiten und der hohe Abschreiber gelassen aufgenommen. Die Titel schlossen gar um 0,5 Prozent im Plus bei 30.30 Franken. Seit Anfang Jahr steht damit aber noch immer ein Minus von mehr als einem Drittel zu Buche.

an/jl