Zürich (awp) - Die Wirren um Aryzta gehen weiter. Der schweizerisch-irische Backwarenkonzern hat ein neues Übernahmeangebot des US-Hedgefunds Elliott Advisors auf dem Tisch. Dass dieses in der aktuellen Form Erfolg haben wird, ist aber eher unwahrscheinlich.

Aryzta und Elliott haben das neue Angebot bzw. die entsprechenden Medienberichte vom Wochenende am Montagmorgen bestätigt. Elliott will demnach das gesamte Aktienkapital von Aryzta zu 0,80 Franken pro Aktie - insgesamt rund 790 Millionen Franken - übernehmen.

Der Verwaltungsrat werde das Angebot "zu gegebener Zeit sorgfältig prüfen", sagte Aryzta dazu. Die für den 15. Dezember geplante Generalversammlung, an der über weitere Veränderungen im Verwaltungsrat entschieden werden soll, werde derweil wie geplant stattfinden. Elliott beantragt hingegen eine Verschiebung der Versammlung auf später.

Das Angebot ist gemäss Aryzta an gewisse Bedingungen geknüpft, Details dazu haben die beteiligten Parteien bisher aber nicht veröffentlicht. Gemäss einem Bericht des Finanzportals "The Market" lautet - neben der Verschiebung der GV - eine der Bedingungen, dass der Aryzta-Verwaltungsrat eine Transaktionsvereinbarung eingeht, in der er bis Dienstagabend um Mitternacht zusichert, das Angebot zu unterstützen oder es wenigstens nicht abzuweisen. Laut Bloomberg ist zudem die Finanzierung des Angebotes dieses Mal gesichert.

Ob es das Angebot zum Schluss dann auch wirklich in der jetzigen Form wird und ob es Chancen bei den Aktionären hat, muss sich aber noch zeigen. Analysten zweifeln daran. Bei der ZKB etwa geht man davon aus, dass der Aryzta-Verwaltungsrat jetzt eine Fairness-Opinion in Auftrag geben wird und schliesslich die Aktionäre entscheiden müssen. Allerdings werde Elliott zum gebotenen Preis kaum Erfolg haben.

GV-Verschiebung wäre keine gute Idee

Dass Aryzta die GV vom 15. Dezember nicht verschieben will, sei zudem sinnvoll, da dies sonst die "valable Alternative" eines Alleingangs verzögern würde. Auch für den Broker Helvea ist es sehr unwahrscheinlich, dass das Angebot in dieser Form über die Bühne gehen wird. Allerdings sei derzeit nur schwer einzuschätzen, ob es ein letzter Vorstoss von Elliott sei oder ein nächster Schritt zu einem "ernsthafteren Angebot".

Elliott versucht bekanntlich schon seit ein paar Monaten eine Übernahme. Erstmals hat die US-Gesellschaft im September, letztmals vor gut zwei Wochen ein Angebot zum gleichen Preis auf den Tisch gelegt. Der Verwaltungsrat zeigte Elliott aber die kalte Schulter.

Und VR-Präsident und Interim-CEO Urs Jordi scheint dem Angebot weiterhin kritisch gegenüberzustehen. So sagte er am Wochenende in der "Finanz und Wirtschaft": "Elliott müsste genau dasselbe machen wie wir. Fokussieren, verschlanken und vereinfachen. Der Unterschied wäre, dass die heutigen Aktionäre davon nicht mehr profitieren könnten." In Kontakt mit Elliott stand der Aryzta-Verwaltungsrat zuletzt offenbar nicht mehr: Die Gespräche seien am 24. Oktober ohne Ergebnis abgebrochen worden, so Jordi.

Offenbar ist auch der Markt nicht von der Offerte überzeugt. Zwar war der Aktienkurs im frühen Handel um rund 7 Prozent auf 0,776 Franken angestiegen, mittlerweile sind die Avancen aber wieder fast vollständig weggebrochen (aktuell noch +0,8%). Der mit einem Anteil von 9,8 Prozent grösste Aryzta-Aktionär, die Finanzgesellschaft Veraison, äusserte sich derweil nicht im Detail. "Wir prüfen stets alle Optionen, wenn solche vorliegen", hiess es dort gegenüber der Nachrichtenagentur AWP.

Restrukturierung läuft bereits

Wie Aryzta ebenfalls heute bekannt gab, geht es mit der vom neuen Management angestossenen Restrukturierung bereits vorwärts, und es wurden bereits erste Firmenteile verkauft. So wurde das nordamerikanische Fertigpizza-Geschäft zu nicht genannten Konditionen an die Beteiligungsgesellschaft Brynwood Partners veräussert. Auch haben mit Personalchef Tony Murphy und dem Leiter des US-Geschäfts John Heffernan weitere Manager den Konzern verlassen.

Jordi hatte am 1. Dezember seine Pläne für eine grosse Umstrukturierung bekanntgegeben. Durch den Verkauf von Teilen des Geschäfts will er 600 bis 800 Millionen Euro einnehmen und damit die Schulden des Konzerns abbauen. Die Teilverkäufe sind für die nächsten sechs bis neun Monate geplant. Zudem will Jordi den lokalen Gesellschaften mehr Verantwortung übertragen.

uh/tt