Für rund 1,8 Milliarden Euro kauft die Tochter T-Mobile Austria die Sparte UPC Austria vom Kabelnetzbetreiber Liberty Global, wie beide Konzerne am Freitag mitteilten. Damit stemmen die Bonner die zweite Akquisition innerhalb einer Woche nach der Übernahme der Niederlande-Tochter von Tele2. Durch den Kauf von UPC Austria kann die Telekom künftig in Österreich erstmals Mobilfunk- sowie Festnetzangebote aus einer Hand anbieten. Damit sei die Telekom bei ihrem Ziel "ein wichtiges Stück vorangekommen", solche "Produkt-Bündel" in ganz Europa bereitstellen zu können, sagte Europa-Vorstand Srini Gopalan.

Der ehemalige deutsche Staatskonzern setzt in Europa seine Abkehr von der Fokussierung aufs Mobilfunkgeschäft fort. In den Niederlanden holte sich die Telekom-Tochter T-Mobile NL mit dem Tele2-Kauf ebenfalls Festnetz ins Haus und in Polen wird mit der dortigen Orange-Tochter über den Zugang zu deren Glasfasernetz verhandelt. Einigen sich beide, bleiben neben den USA nur noch Albanien und Tschechien, wo die Telekom in großem Stil nur im Mobilfunk tätig ist. Experten rechnen damit, dass die US-Tochter T-Mobile US nach den gescheiterten Fusionsgesprächen mit dem Rivalen Sprint auch dort nach einer branchenübergreifenden Partnerschaft Ausschau halten könnte.

Analysten und Börsianer begrüßten den Österreich-Kauf. Die zweite Übernahme innerhalb einer Woche zeige, dass sich die Telekom wieder auf Europa konzentriere, meinten Börsianer. Wolfgang Specht vom Bankhaus Lampe erklärte, dass es durch die Übernahme künftig einfacher werde, mit dem Marktführer Telekom Austria zu konkurrieren. Zudem werde die Markteinführung der nächsten Mobilfunk-Generation 5G leichter.

Die Kombination beider Firmen werde die notwendige Größe schaffen, um mit Wettbewerbern mitzuhalten, sagte Liberty-Global-Chef Mike Fries. Medienberichten zufolge könnte der Verkauf in Österreich Auftakt für neue Fusionsverhandlungen zwischen Liberty Global und Vodafone sein, die bisher immer im Sande verlaufen waren.

Zusammen kommen T-Mobile Austria und UPC künftig auf rund 6,7 Millionen Kundenbeziehungen und einen voraussichtlichen Umsatz 2017 von rund 1,2 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr erlöste das Österreich-Geschäft der Deutschen Telekom 855 Millionen Euro und trug damit knapp sieben Prozent zum Europa-Umsatz bei. Stimmen die Wettbewerbsbehörden zu, könnte die Übernahme den Angaben zufolge im zweiten Halbjahr 2018 zum Abschluss kommen. Die Synergien werden nach Integrationskosten mit rund 800 Millionen Euro veranschlagt.