FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 15. Januar 2016. Anleger gehen lieber wieder auf Nummer sicher und kaufen Bundesanleihen - oder sie warten einfach ab. Der Euro-Bund-Future kletterte diese Woche in Richtung Allzeithoch.

Auch in der zweiten Handelswoche im neuen Jahr blieb es turbulent. "Asien, der Ölpreis und die Autoindustrie halten uns weiter in Atem", kommentiert Arthur Brunner von der ICF Bank. "Daher gilt weiter: heraus aus Aktien, hinein in Bundesanleihen."

Je nach Nachrichtenlage schwang des Pendel aber auch immer mal wieder in die andere Richtung: "Nachdem am Dienstag die chinesische Notenbank eingriff, um die Abwertung des chinesischen Renminbi zu bremsen, beruhigte sich die Stimmungslage etwas", berichtet Sabine Tillmann von der Hellwig Wertpapierhandelsbank. "Auch der Mittwoch startete mit Zahlen zur chinesischen Handelsbilanz für Dezember, die sich besser als erwartet darstellten."

Hohe Ausschläge im "Sorgenbarometer"

Der Euro-Bund-Future notiert am Freitagmittag bei 159,77 Punkten nach 159,73 vor einer Woche. Am gestrigen Donnerstag war das Marktbarometer sogar auf 160,33 Prozent geklettert - und lag damit nur noch knapp unter dem Allzeithoch von 160,69 Punkten vom April 2015. Zehnjährige Bundesanleihen werfen heute 0,54 Prozent ab, vergangenen Freitag waren es 0,51 Prozent.

"Die Vielzahl der negativen Meldungen ließ das ‚Sorgenbarometer' Euro-Bund-Future immer wieder heftig ausschlagen", bemerkt Klaus Stopp von der Baader Bank, er spricht von einem "wilden Gehüpfe" der Rendite für zehnjährige deutsche Staatsanleihen. "Die Umsätze sind aber dünn", ergänzt Brunner. Viele Anleger, die sich üblicherweise zu Jahresanfang neu positionierten, warteten jetzt erst einmal ab.

Auch Staatsanleihen anderer europäischer Länder sind gesucht. "Neuemissionen von Spanien (WKN A18W1C), Portugal (ISIN PT0TET0E0012), Belgien (WKN A18W1U) und Polen (WKN A18WWR, A18WWS) kamen gut an", meldet Brunner. "Dass Anlagebedarf vorhanden war und ist, wurde insbesondere an den spanischen Emissionen deutlich", stellt Stopp fest. Diese seien trotz der Unsicherheiten wegen des Unabhängigkeitsstrebens Kataloniens mehrfach überzeichnet gewesen.

Neue EZB-Maßnahmen?

Rainer Gutermann von der Commerzbank rechnet für die kommende Woche mit einem weiterhin volatilen Handel. "Dabei dürfte die Entwicklung in China und den Schwellenländern den allgemeinen Risikoappetit bestimmen." Die Angebotswelle an neuen Emissionen erreiche zwar allmählich ihren Scheitelpunkt, allerdings seien für die kommenden zwei Wochen weitere Emissionen im Umfang von etwa 40 Milliarden Euro zu erwarten.

Gleichzeitig rückten Spekulationen auf weitere Maßnahmen der EZB wieder in den Fokus. "Angesichts der kollabierenden Ölpreise und Inflationserwartungen muss die EZB ihre Inflationsprognosen wohl bald deutlich reduzieren." Das spreche letztendlich für weitere Lockerungsmaßnahmen.

Ölpreisspekulanten aktiv

Der Ölpreisverfall - der Brent-Preis ist am Mittwochabend erstmals seit April 2004 unter die Marke von 30 US-Dollar gefallen - setzt den ohnehin schwächelnden Venezuela-Anleihen weiter stark zu. Einige Mutige stiegen jetzt aber wieder ein, wie Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft beobachtet hat. Gekauft würden - in kleinen Mengen - ein bis 2026 laufender Bond mit Kupon von 11,75 Prozent (WKN A1GWK1) und ein bis 2020 laufendes Papier mit 6 Prozent (WKN A0GKSP), beide lauten auf US-Dollar. "Das sind wohl Ölpreisoptimisten." Die erste Anleihe wird aktuell zu 35,3 Prozent gehandelt, die zweite zu 33 Prozent.

Razzia lastet auf Renault

Nachdem am gestrigen Donnerstag bekannt wurde, dass drei Werke des französischen Autobauers Renault im Rahmen einer Überprüfung von Abgasmesswerten durchsucht worden sind, gerieten neben Renault-Aktien auch die Anleihen unter Druck, wie Brunner berichtet. Betroffen ist etwa der bis 2029 laufende Bond der Renault-Bank RCI (WKN A1ZP10). Auch Daimler-Anleihen wurden abgegeben. VW-Hybridanleihen (WKN A1ZE21) wurden ebenfalls verkauft. "Das lag aber eher daran, dass die Reise des VW-Chefs Matthias Müller in die USA nicht wirklich überzeugt hat."

Die Deutsche Bank hat zwei neue, auf US-Dollar lautende Papiere auf den Markt gebracht. Das eine (WKN XM1L1M) hat eine Laufzeit von fünf Jahren und einen Zinssatz von 3,125 Prozent, das andere (WKN XM1L1N) läuft zehn Jahre und bietet 4,1 Prozent. Beide sind von der Stückelung her (1.000 US-Dollar) auch für Privatanleger geeignet.

von: Anna-Maria Borse

© 15. Januar 2016 - Deutsche Börse AG

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