Bern (awp) - Die Wirtschaftsaussichten für die Schweiz bleiben gut. Die Erholung habe sich zuletzt wie erwartet fortgesetzt und sei sowohl auf der Nachfrage-, wie auch auf der Produktionsseite breit abgestützt gewesen, sagte der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Thomas Jordan, am Donnerstag an der SNB-Medienkonferenz in Bern.

Und die vorlaufenden Indikatoren deuten laut Jordan auf eine Fortsetzung der Konjunkturerholung hin. So auch die Unternehmensgespräche, welche die SNB-Delegierten für regionale Wirtschaftskontakte zwischen Mitte April und Anfang Juni geführt hätten. Diese wiesen auf eine anhaltend gute Dynamik im zweiten Quartal hin. Zudem blieben die befragten Unternehmen für die zweite Jahreshälfte zuversichtlich.

Auch international bleiben die Konjunktursignale für die kommenden Monate günstig, erklärt Jordan. In der Eurozone habe sich das Wachstum zuletzt zwar verlangsamt, dies sei aber teilweise auf vorübergehende Faktoren wie Streiks und das ausserordentlich kalte Wetter zurückzuführen. Das Basisszenario der SNB gehe daher davon aus, dass die Weltwirtschaft weiterhin stärker als ihr Potenzial wachsen wird.

Die Risiken wiederum sind laut Jordan eher nach unten gerichtet. Im Vordergrund stünden politische Entwicklungen in einzelnen Ländern sowie mögliche internationale Spannungen und protektionistische Tendenzen.

Die Erhöhung dieser Risiken habe auch Auswirkungen auf die Stimmung an den Finanzmärkten. Zusätzliche Herausforderungen ortet der SNB-Chef in der Normalisierung der Geldpolitik in den Industrieländern.

Franken bleibt ein sicherer Hafen

Der Franken ist im Urteil von Jordan insgesamt immer noch hoch bewertet. Und die zum Teil ausgeprägten Bewegungen auf den Devisenmärkten würden zeigen, dass die Lage fragil bleibe und der Franken bei erhöhter Unsicherheit weiterhin als sicherer Hafen gesucht werde.

In diesem Jahr wertete der Franken erst auf. In diese erste Phase fielen die US-Steuerreform und höhere Unsicherheiten an den Finanzmärkten. Ab Ende Februar schwächte sich der Franken laut SNB wieder auf breiter Basis ab, parallel zu einer allgemeinen Verbesserung der weltwirtschaftlichen Lage. Diese Entwicklung hielt bis in den Mai hinein an; in der dritten Phase schwächte sich der Euro wieder ab. Auslöser hierfür waren laut Jordan die politische Unsicherheit in Italien.

ra/hr