(Neu: Aussagen aus der Telefonkonferenz, Analysten, Aktienkurs.)

ESSEN (dpa-AFX) - Der Spezialchemiekonzern Evonik hat nach einem Umsatz- und Gewinnsprung die Prognose für das laufende Jahr bekräftigt. "Mit unserer geschäftlichen Entwicklung sind wir voll im Plan", sagte der neue Konzernchef Christian Kullmann am Donnerstag bei der Zahlenvorlage. Er hatte erst zur Hauptversammlung im Mai das Ruder bei dem MDax -Konzern übernommen. Umsatz und operatives Ergebnis sollen 2017 zulegen. Der operative Gewinn dürfte bei 2,2 bis 2,4 Milliarden Euro liegen, nach 2,17 Milliarden ein Jahr zuvor.

Im Vergleich zur Konkurrenz, die sich zuletzt überwiegend optimistischer gezeigt hatte, zündete dies am Markt nicht. Die Aktien standen am Vormittag in einem schwächeren Gesamtmarkt mit Abschlägen von 2,01 Prozent auf 28,00 Euro unter Druck. Evonik war im April 2013 mit 33 Euro an der Börse gestartet. Im Sommer 2013 fiel der Kurs unter die Marke von 24 Euro. Den höchsten Stand erreichten die Aktien im August 2015 bei knapp 37,745 Euro. Händler und Analysten zeigten sich in ersten Reaktionen von der Halbjahresbilanz eher enttäuscht.

Niedrigere Preise bei Tierfuttereiweiß belasteten die Essener auch im zweiten Quartal. Evonik hatte die Preise zuletzt von dem gedrückten Niveau aus erhöht. Für das dritte Quartal seien vor diesem Hintergrund niedrigere Volumen zu erwarten. Der grundlegende Wachstumstrend für das Geschäft bestehe aber fort. Dank der jüngsten Zukäufe und einer höheren Nachfrage legte der Umsatz insgesamt um 11 Prozent auf 3,61 Milliarden Euro zu. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kletterte um 9 Prozent auf 635 Millionen Euro. Die Ebitda-Marge verschlechterte sich leicht von knapp 18 auf 17,6 Prozent.

Im Juni hatte Kullmann angekündigt, dass er die Ebitda-Marge nachhaltig auf ein Niveau von 18 bis 20 Prozent bringen will. Erste Schritte seien erfolgt. Aber der Umbau passiere - wie angekündigt - nicht über Nacht, erklärte er. Dazu zähle auch ein aktives Management des Portfolios.

Der Gewinn schnellte im zweiten Quartal im Jahresvergleich um 42 Prozent auf unterm Strich 235 Millionen Euro in die Höhe. Vor einem Jahr hatte der Preisverfall bei Futtermitteladditiven dem Konzern stark zu schaffen gemacht. Analysten hatten insgesamt zwar etwas mehr Umsatz, dafür aber ein geringeres operatives Ergebnis erwartet. Das operative Ergebnis der drei wichtigsten Bereiche habe die Erwartungen weitgehend erfüllt, schrieb Goldman Sachs-Analyst Stephen Benson in einer ersten Reaktion. Dies könnte aber etwas enttäuschen, da die Wettbewerber besser abgeschnitten und ihre Jahresziele aufgestockt hätten.

Im Januar hatte Evonik für mehrere Milliarden das Spezialadditiv-Geschäft des US-Konkurrenten Air Products geschluckt. Die Integration verlaufe reibungslos, hieß es nun. Im zweiten Quartal konnte Evonik die ersten Früchte der größten Übernahme in der Konzerngeschichte bereits ernten. Auch die Übernahme des Kieselsäure-Geschäfts des US-Unternehmens J.M. Huber sei auf gutem Weg. Diese dürfte wie geplant im zweiten Halbjahr 2017 abgeschlossen werden.

Mit den jüngsten Übernahmen verringert Evonik seine starke Abhängigkeit von einzelnen Produkten. Bei Tierfutter-Eiweiß und Hochleistungssaugstoffen wehte zuletzt ein rauer Wind: Die Geschäfte stehen schon seit längerer Zeit unter Preisdruck durch einen verstärkten Wettbewerb.

Personell rüstet Evonik auf: Der ehemalige BASF -Manager Harald Schwager wird Anfang September stellvertretender Vorstandsvorsitzender, mit der Zuständigkeit für Chemie und Innovation. Er gilt als ausgesprochener Kenner der Branche.

Evonik - mit weltweit mehr als 35 000 Mitarbeitern - gehört mehrheitlich der deutschen Steinkohlestiftung RAG. Diese muss aus ihren Einnahmen die Folgelasten des Steinkohlebergbaus finanzieren./jha/men/stb