Typisch für diese deutschen „Anleihe-Aktien“ wie Mercedes-Benz oder Südzucker, hat Evonik im letzten Zyklus eine Aufwertung im Bereich der Spezialchemie erfahren. Diese hat zwar die Resilienz des Konzerns gesichert, führte aber weder zu Wachstum noch zu einer Margenausweitung.

Das Jahr 2023 – wie erwartet angesichts des Inflationsdrucks und der katastrophalen wirtschaftlichen Lage in Deutschland – war schwierig. Der gesamte Chemiesektor saß im selben Boot: Traditionell rentabler als Evonik, haben sich die finanziellen Ergebnisse von BASF und Covestro an die des in Essen ansässigen Unternehmens angeglichen.

Alle Geschäftsbereiche des Konzerns verzeichnen einen Rückgang von Umsatz und Profitabilität. Nach einem außergewöhnlichen Jahr 2022 normalisiert sich der konsolidierte Umsatz und kehrt zum Durchschnitt der beiden vorherigen Zyklen zurück.

Das buchhalterische Ergebnis ist aufgrund ungewöhnlich hoher Abschreibungen und Wertminderungen negativ, aber die Cash-Generierung bleibt positiv, mit einem freien Cashflow von 940 Millionen Euro – was am oberen Ende des Zehnjahresdurchschnitts von 600 Millionen Euro liegt – und deckt weiterhin die jährliche Dividendenausschüttung von 545 Millionen Euro gut ab.

Das ist auch die Hauptvariable, auf die sich die Aktionäre – allen voran die RAG-Gruppe mit 53% des Kapitals – und der Vorstand des Unternehmens konzentrieren, deren Kultur und Management beide extrem konservativ bleiben.

Weder die einen noch die anderen beabsichtigen, neue Höhen zu erklimmen. Zum Beweis: Umsatz und Betriebsergebnis von Evonik sind heute genau auf demselben Niveau wie vor zwanzig Jahren; in realen Zahlen, also inflationsbereinigt, ist die Stagnation also offensichtlich.

Im letzten Jahrzehnt hat der Konzern 7 Milliarden Euro an Cash-Gewinnen erzielt und 5 Milliarden Euro an Dividenden an seine Aktionäre ausgeschüttet. Der aktuelle Unternehmenswert – den wir einschließlich der Rückstellungen und des Pensionsplans berechnen – beträgt 13 Milliarden Euro, während die Dividendenrendite mit 7% flirtet.

Wie bei Mercedes-Benz (zur Analyse) - nur ohne die Preismacht und die Beteiligung am Wachstumsgeschäft von Daimler Trucks (zur Analyse).