PARIS/LONDON/MAILAND (dpa-AFX) - An Europas Börsen agieren die Anleger auch am Freitag weiterhin mit großer Vorsicht. Die Sorge vor einer weiteren Ausbreitung der Corona-Pandemie und einer weltweiten Rezession hält die Akteure an den Märkten in Schach. Nach moderaten Gewinnen am Vortag gab der EuroStoxx 50 vor dem Wochenende wieder nach und stand am Mittag mit 1,14 Prozent im Minus bei 2657,81 Punkten. Nach einer wechselhaften Woche steuert der europäische Leitindex damit aktuell auf einen Wochenverlust von mehr als zwei Prozent zu.

Auch in Paris und London ging es abwärts: Der französische Cac 40 verlor 1,26 Prozent auf 4167,88 Zähler und der Londoner FTSE 100 gab um 1,17 Prozent auf 5416,08 Punkte nach.

Damit hat sich die jüngste Erholung an den internationalen Märkten, die vor allem durch die Rettungspakete der Notenbanken und Staaten angetrieben war, vorerst wohl nur als Strohfeuer erwiesen. Dem EuroStoxx 50 hatte vom Tief bei 2450 Punkten bis Ende März gut 400 Punkte aufgeholt. Doch den Anlegern schwant, dass ein Ende der Pandemie inklusive der Ausgangsbeschränkungen womöglich so schnell nicht in Sicht kommt - mit gravierenden Folgen für die Wirtschaft.

"Die Angst vor einer globalen Konjunkturabkühlung wird immer größer", schrieb Christian Henke von IG Markets. Er befürchtet, das der an diesem Freitag im weiteren Handelsverlauf anstehende US-Arbeitsmarktbericht einer Erholung definitiv den Todesstoß versetzen wird. Jüngsten Zahlen zufolge hatte sich die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe im Vergleich zur Vorwoche verdoppelt. Analysten rechnen mit einem starken Arbeitsplatzabbau, als Folge dürfte die Arbeitslosenquote sprunghaft steigen.

An Europas Börsen standen unterdessen am Mittag die Versicherer besonders stark unter Druck. Der Stoxx Europe 600 Insurance war mit einem Minus von knapp viereinhalb Prozent der mit Abstand schwächste Sektor. Vorangegangen war am Vorabend die Aufforderung der Europäischen Versicherungsaufsicht Eiopa an die Unternehmen in der Branche, eine Pause bei Dividenden und Aktienrückkäufen einzulegen.

Im EuroStoxx 50 erwischte es in der Folge besonders heftig die Papiere des französischen Versicherers Axa, dessen Aktienkurs gab um mehr als fünfeinhalb Prozent nach. An der Schweizer Börse verloren Zurich Insurance mehr als neun Prozent.

Auch der Bankensektor wird weiterhin von den Anlegern wegen der Sorgen um mögliche Kredit- und Dividendenausfälle gemieden - er knüpfte zuletzt mit minus 2 Prozent an den schwachen Lauf der vergangenen Tage an. Stattdessen flüchteten die Investoren in die als defensiv geltenden Pharmawerte, die von der Corona-Krise profitieren.

In Stockholm konnten sich unterdessen die Papiere der Textilkette H&M nach der Veröffentlichung des Quartalsberichts deutlich von ihren Vortagesverlusten erholen. Analysten zufolge waren die Zahlen des von fast 3800 Filialschließungen weltweit betroffenen Unternehmens besser ausgefallen als befürchtet. Die Aktie hatte am Morgen zeitweise mehr als zehn Prozent zugelegt, zuletzt betrug das Plus noch gut drei Prozent.

Papiere von Amadeus IT hielten sich nach dem am Vortag veröffentlichten Zwischenbericht mit rund zwei Prozent Minus im Mittelfeld. Laut Goldman-Analyst Matija Gergolet fällt der Umsatzrückgang des IT-Dienstleisters für die Touristik wegen der Corona-Krise zwar noch stärker aus als von ihm befürchtet. Er begrüßte aber die angekündigten Maßnahmen zur Verbesserung der Liquidität inklusive der Kapitalerhöhung./tav/fba