Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt setzt sich die Erholung zur Wochenmitte den dritten Handelstag in Folge fort. Händler sprechen von einer allgemeinen Beruhigung nach der turbulenten Vorwoche. Zur überraschenden Zinssenkung der US-Notenbank Fed vom Vortag heisst es mittlerweile, die Währungshüter hätten am Ende das falsche Signal ausgesendet. So sprechen einige Experten von einer überstürzten Reaktion.

Die Entscheidung der US-Notenbank folgte am Dienstag auf eine Telefonkonferenz der G7-Finanzminister. In der gemeinsamen Erklärung hiess es, man werde die wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus beobachten und stehe gegebenenfalls parat, um einzuschreiten. Da weder EZB noch SNB angesichts der Negativzinsen noch viel Munition hätten, dürften sie wohl eher zu anderen Massnahmen greifen, heisst es von Beobachtern.

Der SMI gewinnt gegen 11.10 Uhr um 1,40 Prozent hinzu auf 10'228,52 Punkte. Der SLI, der die 30 wichtigsten Werte einschliesst, steigt um 1,25 Prozent auf 1'559,73 Zähler und der breite SPI um 1,18 Prozent auf 12'445,92 Punkte. Im SLI steht 29 Gewinnern nur Alcon mit Verlusten gegenüber.

Insgesamt habe sich der Markt nach den Turbulenzen der vergangenen Woche aber weiter beruhigt, stellt ein Händler heraus. So sinkt der Volatilitätsindex VSMI erneut und auch die Nachfrage nach Gold hat sich beruhigt. Gleichzeitig legen die Ölpreise wieder etwas zu. "Es ist zwar etwas ruhiger am Markt, der Boden ist aber noch nicht gefunden", schränkt ein weiterer Marktteilnehmer ein.

Ein Blick auf die Kurstafel zeigt, dass Investoren in dem aktuellen Umfeld weniger konjunktursensible Anlagen weiterhin vorziehen. Entsprechend stark sind Vertreter aus der Telekom-, Nahrungs- und Gesundheitsbranche gefragt.

Bei den Blue Chips werden Swisscom (+2,3%) verstärkt gekauft und auch im breiten Markt greifen Börsianer besonders oft bei den Sunrise-Aktien (+3,9%) zu. Abgesehen von den defensiven Eigenschaften wie etwa der Dividendenrendite stützen auch Analystenkommentare die beiden Titel.

Die drei Schwergewichte Roche, Nestlé und Novartis tragen mit ihren Kursgewinnen zwischen 1,8 und 1,6 Prozent ebenfalls massgeblich zu dem freundlichen Bild bei. Roche hatte am Morgen einerseits eine weitere Auszeichnung der US-Behörde FDA für einen Krebstest erhalten. Zudem haben die chinesischen Gesundheitsbehörden das Arthritis-Mittel Actemra zur Behandlung von Corona-Patienten empfohlen.

Aus der Gesundheitsbranche geht es zudem noch für Vifor und Lonza (beide +1,6%) überdurchschnittlich aufwärts. Auf Jahressicht sind Lonza auch weiterhin mit einem Kursplus von aktuell etwa 15 Prozent der grösste Gewinner unter den Blue Chips.

Dichtauf folgen die Aktien vom Branchenkollegen Alcon, der auf Jahressicht mehr als 11 Prozent hinzugewonnen hat. Dass sich die Papiere aktuell mit -1,1 Prozent am Ende der Kurstafel befinden, könnte daher mit Gewinnmitnahmen erklärbar sein, heisst es.

Schwächer als der Gesamtmarkt entwickeln sich auch die Bankaktien. Mit Gewinnen zwischen 0,4 und 1,2 Prozent hinken Julius Bär, UBS und CS der Gesamtentwicklung hinterher. Sie leiden unter der US-Zinssenkung vom Vortag. In Reaktion auf die Senkung war die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen US-Staatsanleihen erstmals unter die Schallmauer von 1,0 Prozent gefallen. Die Rendite der US-T-Bonds gilt als guter Kursindikator für Bankaktien.

Insgesamt wird das Nachrichtenaufkommen vor allem von Geschäftszahlen aus den hinteren Reihen dominiert. Deutliche Reaktionen rufen dabei der gesenkte Ausblick von Dormakaba (-7,6%) oder der tiefere Gewinn von Siegfried (-4,3%) hervor.

Derweil profitieren Zur Rose mit +5,3 Prozent weiter von den Spekulationen über einen Zusammenschluss Shop Apotheke. Nach Zahlen halten sich derweil Autoneum (+3,5%) und auch Helvetia (+1,0%) gut.

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