Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Ein starker ifo-Geschäftsklima-Index und nachlassende Zinssorgen haben die Aktienkurse in Europa am Donnerstag schon wieder nach oben getrieben. Nach den kräftigen Abgaben zur Wochenmitte wurden die Verluste nun wettgemacht: Der Euro-Stoxx-50 stieg um 1,1 Prozent auf 4.122 Punkte, der DAX zog um 0,9 Prozent auf 15.589 Punkte an. Der ifo-Geschäftsklima-Index kletterte im Juni auf den höchsten Wert seit November 2018, die Erwartungskomponente mit 104 sogar auf den höchsten Stand seit Dezember 2010.

Die Europäische Zentralbank wird die Geldpolitik trotz der starken Konjunkturindikatoren noch lange locker lassen, wie Marktteilnehmer mit Verweis auf die Zentralbanker sagten. Und außerhalb der Eurozone lassen die Sorgen vor einer strafferen Geldpolitik eher nach. In den USA haben nach den Neubauverkäufen und den Markit-Daten am Mittwoch nun auch die Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter und die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten für Entspannung gesorgt: Sie zeigen zwar ein solides Wachstum an, die Erwartungen wurden aber verfehlt.

"Das Maximum der Dynamik liegt hinter uns", sagte Heino Ruland von Ruland Research zur US-Wirtschaft. "Damit könnte die Notenbank in ihrer Einschätzung richtig liegen, dass der Preisauftrieb demnächst schon wieder nachlässt", so ein anderer Marktteilnehmer. Und in Großbritannien hat die Notenbank am Mittag ebenfalls signalisiert, dass sie noch länger an der lockeren Geldpolitik festhalten will. Der Euro zog gegen das Pfund Sterling leicht an, zum Dollar veränderte er sich kaum.


   DAX weiterhin in Handelsspanne - Getrunken wird immer 

Aus technischer Sicht ist die Attacke im DAX auf die 15.500er Marke an der Unterseite der jüngsten Handelsspanne nun erst einmal abgewehrt. "Damit bleibt der DAX voraussichtlich zunächst noch in der Konsolidierung, die sich nun aber eher zeitlich als räumlich ausdehnen wird", sagte Commerzbank-Marktanalyst Achim Matzke. Auf der Oberseite gilt der Bereich um das Allzeit-Hoch bei gut 15.800 Punkten als Widerstand.

In Europa schlossen mit Ausnahme des Telekom-Bereichs alle wichtigen Stoxx-Branchenindizes im Plus. "Der Aufschwung ist breit angelegt", so ein Marktteilnehmer. Angeführt wurde er von den Technologie-Titeln und den Reise- und Freizeit-Aktien. Nach der Sektor-Rotation in Value-Aktien hat jetzt eine Rotation zurück in Technologieaktien begonnen", sagte Jochen Stanzl von CMC Markets. Aber auch die am Mittwoch schwachen Luxusgüterhersteller konnten sich kräftig erholen, so Kering, Hermes, Dior und L'Oreal. Das minimale Minus im Telekom-Sektor lag nur an Kursverlusten der britischen Konzerne BT und Vodafone, wobei Vodafone nur unter dem Dividendenabschlag litten.

Fest zeigten sich erneut die Anbieter von Genuss-Getränken. Nach den starken Zahlen vom Mittwoch stiegen Pernod Ricard um weitere 2,1 Prozent auf ein neues Allzeithoch, auch weil Analysten nun ihre Kurziele erhöht haben. Im Windschatten legten Campari 2,3 Prozent zu.

Im DAX standen schließlich 28 der 30 Einzeltitel auf der Gewinnerseite. Merck markierten neue Allzeithochs, die Aktie gewann 1,5 Prozent auf 157,85 Euro. Heidelbergcement zogen um 2,7 Prozent an.


   Siemens nach anfänglichen Gewinnen nun DAX-Schlusslicht - Töchter fest 

Das Schlusslicht im DAX stellte Siemens: Für die Aktie ging es nach anfänglichen Gewinnen um 1,2 Prozent nach unten. Die Aussagen vom Kapitalmarkttag hätten bisher keine positive Überraschungen geliefert, von daher stehe die Aktie leicht unter Druck, sagte ein Aktienhändler.

Dagegen stiegen Siemens Healthineers mit positiven Aussagen auf ein neues Allzeit-Hoch. Sie gewannen 3 Prozent auf 50,90 Euro, unter anderem mit einem Aktienrückkaufprogramm, das am kommenden Montag startet. Und Siemens Energy erholten sich um 2,4 Prozent.

Neue Allzeithochs markierten auch Puma, Carl Zeiss Meditec sowie Eckert & Ziegler. "Defensives Wachstum ist weiterhin gefragt", so ein Marktteilnehmer.


   Wacker im Aufwind - keine Curevac-Belastung 

Für die Aktie von Wacker Chemie ging es um 3,9 Prozent nach oben. Auslöser waren Aussagen von Susanne Leonhartsberger, Chefin des Biosolutions-Geschäfts bei Wacker. Sie rechnet nicht mit substanziellen finanziellen Auswirkungen durch die Enttäuschung im Zusammenhang mit Curevacs Covid-19-Impfstoffkandidaten.

Das Außenwerbeunternehmen Ströer wird etwas optimistischer und schätzt mittlerweile die Entwicklung des Geschäfts im zweiten Quartal über alle Segmente hinweg positiver ein als noch zu Beginn des Quartals. Die Aktie stieg um 1,2 Prozent. Und Koenig & Bauer hat die Personalziele des Programms P24x bereits erreicht, der Kurs zog um 2,7 Prozent an.


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Index                      Schluss-  Entwicklung  Entwicklung   Entwicklung 
.                             stand      absolut         in %          seit 
.                                                              Jahresbeginn 
Euro-Stoxx-50              4.122,43       +46,49        +1,1%        +16,0% 
Stoxx-50                   3.542,88       +23,62        +0,7%        +14,0% 
Stoxx-600             457,04               +3,94        +0,9%        +14,5% 
XETRA-DAX                 15.589,23      +132,84        +0,9%        +13,6% 
FTSE-100 London            7.109,97       +35,91        +0,5%         +9,5% 
CAC-40 Paris               6.631,15       +80,08        +1,2%        +19,5% 
AEX Amsterdam         732,70               +7,65        +1,1%        +17,3% 
ATHEX-20 Athen             2.199,28        -1,95        -0,1%        +13,7% 
BEL-20 Bruessel            4.149,61       +37,15        +0,9%        +14,6% 
BUX Budapest              48.610,40       -13,92        -0,0%        +15,4% 
OMXH-25 Helsinki           5.340,45       +54,99        +1,0%        +16,5% 
ISE NAT. 30 Istanbul       1.522,55       +10,17        +0,7%         -6,9% 
OMXC-20 Kopenhagen         1.636,86       +15,71        +1,0%        +11,7% 
PSI 20 Lissabon            5.039,50       +38,07        +0,8%         +3,7% 
IBEX-35 Madrid             9.074,10      +120,00        +1,3%        +12,4% 
FTSE-MIB Mailand          25.422,22      +345,08        +1,4%        +12,8% 
RTS Moskau                 1.664,94        -1,27        -0,1%        +20,0% 
OBX Oslo                   1.007,13        -0,02        -0,0%        +17,3% 
PX  Prag                   1.161,73        -0,26        -0,0%        +13,1% 
OMXS-30 Stockholm          2.270,94       +28,70        +1,3%        +21,1% 
WIG-20 Warschau            2.273,11       +39,41        +1,8%        +14,6% 
ATX Wien                   3.471,11       +37,04        +1,1%        +23,9% 
SMI Zuerich               11.993,64       +95,02        +0,8%        +12,1% 
 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %   Mi, 8:46  Di, 17:11 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,1927     -0,00%     1,1934         1,1905   -2,4% 
EUR/JPY                132,27     -0,07%     132,30         131,84   +4,9% 
EUR/CHF                1,0960     +0,07%     1,0961         1,0952   +1,4% 
EUR/GBP                0,8577     +0,42%     0,8552         0,8549   -4,0% 
USD/JPY                110,90     -0,07%     110,79         110,74   +7,4% 
GBP/USD                1,3905     -0,41%     1,3931         1,3927   +1,8% 
USD/CNH (Offshore)     6,4741     -0,07%     6,4849         6,4841   -0,4% 
Bitcoin 
BTC/USD             33.940,76     +1,65%  33.916,01      30.845,26  +16,8% 
 
ROHOEL                zuletzt  VT-Settl.      +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               73,15      73,08     +0,10%           0,07  +51,2% 
Brent/ICE               75,32      75,19     +0,17%           0,13  +46,9% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag      +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.779,04   1.779,00     +0,00%          +0,04   -6,3% 
Silber (Spot)           26,03      25,88     +0,61%          +0,16   -1,4% 
Platin (Spot)        1.097,55   1.088,58     +0,82%          +8,98   +2,5% 
Kupfer-Future            4,30       4,33     -0,81%          -0,04  +21,8% 
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June 24, 2021 12:23 ET (16:23 GMT)