Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte zeigen sich am Dienstagnachmittag weiterhin von ihrer robusten Seite. Der DAX kann sich mit einem geringen Minus von 0,2 Prozent auf 15.692 Punkte knapp behaupten, der Euro-Stoxx-50 steht unverändert bei 4.246 Punkten. Damit trotzen die Indizes weiterhin den Renditen, die vor allem vom hohen Ölpreis nach oben getrieben werden. Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihen liegt mit 2,75 Prozent in der Nähe ihres Jahreshochs. Dass die Aktienmärkte trotzdem relativ stabil tendieren, wird vor allem damit erklärt, dass viele Marktteilnehmer an die Seitenlinie abgewandert sind und auf die US-Notenbank Fed warten: "Wahrscheinlich wird bis zum Ende der Fed-Sitzung nicht mehr viel passieren", so ein Marktteilnehmer. Stark unter Druck stehen allerdings Deutsche Post, die um 6,2 Prozent einbrechen.

"Der Markt ist vor den Zahlen zum dritten Quartal vorsichtig", so ein Marktteilnehmer zur Deutschen Post. Die aktuellen Gewinnschätzungen seien möglicherweise deutlich zu hoch, sagt er. Die Annahmen für die Umsätze seien zu optimitisch, die Annahmen für die Transportkosten zu niedrig. Aus technischer Sicht arbeite der Kurs mit dem neuen 6-Monats-Tief an einem weiteren Verkaufssignal.

Am Nachmittag beginnt die zweitägige Sitzung der US-Notenbank Fed, was am Gesamtmarkt für Zurückhaltung sorgt. Fest erwartet wird, dass die Fed nach Handelsschluss am Mittwoch in Europa unveränderte Leitzinsen verkünden wird. Die Fed dürfte aber einen entschieden falkenhaften Ton anschlagen und die Möglichkeit einer weiteren Zinserhöhung später im Jahr bekräftigen, erwartet Stephen Innes, Marktstratege bei Spi-Assetmanagement. Am Markt stellen sich die Akteure bereits seit einiger Zeit zunehmend darauf ein, dass die Zinsen länger als erwartet erhöht bleiben dürften angesichts der hartnäckig hohen Inflation.

Neben den hohen Zinsen weist Thomas Altmann, Portfolio-Manager bei QC-Partners, auf den stark gestiegenen Ölpreis als zweiten großen Belastungsfaktor für die Börsen hin, weil er die Inflation anheizt und die Konjunkturentwicklung bremst. Aktuell verteuert sich Brentöl um 0,8 Prozent auf 95,17 Dollar je Barrel.

Ein Gewinner der Entwicklung ist der Stoxx-Subindex der Öl- und Gaswerte mit einem Plus von 0,9 Prozent. Noch stärker im Plus liegen die Autoaktien (+1,0%). Treiber sind hier VW, die mit einer Kaufempfehlung von Jefferies um 2,5 Prozent zulegen. Auch der Index der Finanzdienstleister gewinnt 1 Prozent. Hier ziehen Deutsche Börse um 1,9 Prozent an. Gefragt sind am deutschen Markt auch weiterhin Immobilientitel. In Vonovia setzt sich die Stabilisierung mit einem Plus von 3,9 Prozent fort. Aroundtown gewinnen sogar über 8 Prozent und Grand City Properties 4,3 Prozent. Auf der anderen Seite geben die Indizes der Einzelhandelstitel sowie der Aktien von Konsumgüterherstellern des täglichen Bedarfs etwas nach. Im DAX fallen hinter Deutsche Post die Aktien von Adidas, MTU und Sartorius alle um etwa 3 Prozent.


  Großaktionär treibt Vitesco 

Im MDAX legen Vitesco um 2,4 Prozent auf 77,75 Euro zu. Der auf Elektroantriebe spezialisierte Autozulieferer hat einen neuen Großaktionär. David Einhorn hält mit seinem Hedgefonds Greenlight Capital eine Beteiligung von gut 3 Prozent. Die Analysten der Bank of America zeigten sich mit einem Kursziel von 92 Euro im jüngsten Research optimistisch für Vitesco. Die Preise, die das Unternehmen für das erste Halbjahr ausgehandelt habe, genügten schon, um den Mittelwert der Jahresprognose für 2023 zu erreichen.

Ganz anders dagegen bei Hugo Boss und Kion. Hugo Boss verlieren 2,8 Prozent. Hier hat der Investor Mike Ashley Kasse gemacht und einen Teil seines Pakets verkauft. Kion geben um 3 Prozent nach. Der Vermögensverwalter Invesco soll einen Großteil seines Pakets an dem Gabelstaplerhersteller verkauft haben, heißt es im Handel mit Verweis auf einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters. Rund vier Millionen Papiere, entsprechend etwa 3 Prozent an Kion, sollen platziert worden sein.


  Tui nach Zwischenbericht sehr fest 

Tui ziehen kräftig um 3,8 Prozent an. Der Reisekonzern hat angesichts eine starken Nachfrage seinen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr 2022/23 bekräftigt. "Für den letzten Monat der Saison zeigte sich die Nachfrage besonders stark und liegt mit plus 8 Prozent deutlich über dem Niveau des Vorjahressommers", teilte Tui mit. Die Citi-Analysten sprechen von einem positiven Zwischenbericht. Sie sehen die starke Preisgestaltung als beruhigend für die Ausgabebereitschaft der Verbraucher an.

In der vierten Reihe machen Netfonds einen Satz um 8,7 Prozent. Damit quittiert der Markt die neue Mittelfristprognose des Vermögensverwalters. Bis 2026 soll sich das Vorsteuerergebnis mehr als verachtfachen.

In London knicken Kingfisher um 10,5 Prozent ein nach einer Prognosesenkung des Einzelhändlers. Ocado verbessern sich dagegen um 2,7 Prozent. Der Soft- und Hardwarezulieferer für den Lebensmitteleinzelhandel kommt mit seinem Zwischenbericht gut an.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.237,57        -0,2%       -8,31     +11,7% 
Stoxx-50                3.977,05        -0,2%       -7,04      +8,9% 
DAX                    15.663,04        -0,4%      -64,08     +12,5% 
MDAX                   26.937,71        +0,1%       22,61      +7,3% 
TecDAX                  3.028,35        -0,9%      -28,16      +3,7% 
SDAX                   13.013,00        +0,3%       44,66      +9,1% 
FTSE                    7.659,58        +0,1%        6,64      +2,7% 
CAC                     7.268,04        -0,1%       -8,10     +12,3% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,74                    +0,03      +0,17 
US-Zehnjahresrendite        4,35                    +0,04      +0,47 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Di, 8:19  Mo, 17:16   % YTD 
EUR/USD                   1,0688        -0,0%      1,0679     1,0676   -0,2% 
EUR/JPY                   157,90        +0,0%      157,89     157,69  +12,5% 
EUR/CHF                   0,9591        -0,0%      0,9591     0,9585   -3,1% 
EUR/GBP                   0,8622        -0,1%      0,8628     0,8620   -2,6% 
USD/JPY                   147,73        +0,1%      147,85     147,70  +12,7% 
GBP/USD                   1,2396        +0,1%      1,2377     1,2385   +2,5% 
USD/CNH (Offshore)        7,3010        +0,1%      7,3012     7,2932   +5,4% 
Bitcoin 
BTC/USD                26.962,99        +0,5%   26.794,98  27.294,03  +62,4% 
 
 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  92,81        91,48       +1,5%      +1,33  +18,5% 
Brent/ICE                  95,26        94,43       +0,9%      +0,83  +16,0% 
GAS                               VT-Settlem.                +/- EUR 
Dutch TTF                  35,07        34,48       +1,7%      +0,59  -57,8% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.933,37     1.933,86       -0,0%      -0,50   +6,0% 
Silber (Spot)              23,23        23,28       -0,2%      -0,04   -3,1% 
Platin (Spot)             946,73       938,00       +0,9%      +8,73  -11,4% 
Kupfer-Future               3,73         3,75       -0,5%      -0,02   -2,4% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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September 19, 2023 10:05 ET (14:05 GMT)