FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte notieren am Freitagmittag kaum verändert. Die Woche der Notenbanken haben Risiko-Assets wie Aktien gut überstanden. Sowohl die US-Notenbank wie auch die Europäische Zentralbank hoben wie erwartet die Leitzinsen um 25 Basispunkte an und sind mit Blick auf zukünftige Leitzinsanhebungen vom Autopiloten auf die Datenabhängigkeit gewechselt. Der DAX steigt um 0,1 Prozent auf 16.424 Zähler, knapp unter dem neuen Allzeithoch bei 16.429 Zählern. Der Euro-Stoxx-50 gewinnt ebenfalls 0,1 Prozent - auf 4.452 Punkte.

Für Druck auf die globalen Anleihenmärkte sorgte zwischenzeitlich die Bank of Japan (BoJ). Diese hat Leitzins und Zielrendite der zehnjährigen Staatsanleihen unverändert belassen. Allerdings teilte sie mit, dass sie die bisherige Obergrenze der Zehnjahresrendite von 0,5 Prozent flexibler handhaben wolle. Dies sorgte dafür, dass sogenannte Carry-Trades aufgelöst wurden, was zwischenzeitlich für Abgabedruck an den globalen Anleihenmärkten sorgte. Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren rentieren auf Sicht von 24 Stunden wenig verändert bei 2,45 Prozent.


   Inflation in Europa hartnäckig  - Wirtschaft in Deutschland stagniert 

Bei den Preisdaten weisen die bisher vorgelegten Inflationszahlen aus Europa auf einen gedämpften Anstieg hin: sowohl in Frankreich als auch in Nordrhein-Westfalen sank das Tempo des Preisanstiegs in den 5-Prozent-Bereich. In Spanien zog es zwar etwas an, das aber auf dem viel niedrigeren 2-Prozent-Niveau.

Am Vormittag wurde zudem das deutsche Bruttoinlandsprodukt veröffentlicht. Nach zwei rückläufigen Quartalen kam es in den Monaten April bis Juni nun zu einer Stagnation. Die Konsensschätzung wurde erneut verfehlt. Die deutschen Wachstumsperspektiven sind damit getrübt, auch die zuletzt veröffentlichten Einkaufsmanager-Indizes enttäuschten. Zudem mahnt die rückläufige Geldmenge nach Einschätzung der Helaba-Marktstrategen vor zu viel Optimismus. Daher dürfte ein breiter Aufschwung weiter auf sich warten lassen.


   Eon und BASF im DAX mit Zahlen 

Diese Woche war sicher eine der heftigsten der laufenden Berichtssaison, auch am Freitag wartet diese mit einigen Geschäftszahlen auf. Im DAX notieren Eon knapp im Minus. Das starke Ergebnis und die angehobene Prognose des Versorgers für das erste Halbjahr 2023 sind nach Ansicht der Citigroup eine positive Entwicklung. Völlig überraschend sei das allerdings nicht gekommen, da Aufwärtspotenzial bereits bei den Ergebnissen für das erste Quartal 2023 hervorgehoben worden sei.

Für BASF geht es nach endgültigen Geschäftszahlen um gut 2 Prozent nach oben. Analysten heben die unterschiedliche Entwicklung diverser Firmenteile hervor. So merkt Jefferies an, Chemicals und Materials hätten sich besser entwickelt, Industrial Solutions, Nutrition und Care dagegen schwächer. Für das zweite Halbjahr erwartet BASF nach Ansicht von Stifel keine weitere Abschwächung der Nachfrage, da die Lagerbestände der Kunden bereits stark abgebaut worden seien. Der Carve-out-Prozess für Automotive Catalyst sei abgeschlossen. Daher könne BASF mit der Analyse der strategischen Optionen für dieses Geschäft beginnen.

Evotec sacken um 5 Prozent ab. Wegen des Cyberangriffs im April mussten die Prognosen für das laufende Jahr massiv gesenkt werden, was hier belastet. Evotec erwartet nun einen Konzernumsatz zwischen 750 und 790 Millionen Euro, zuvor waren 820 bis 840 Millionen Euro avisiert worden.

Der Immobilienwert Patrizia bricht um 11 Prozent ein nach einer Gewinnwarnung. Die niedrigere Unternehmensprognosespanne bei Patrizia ist Baader Helvea zufolge der gedämpften Investitionstätigkeit am Markt geschuldet. Die Analysten bleiben bei ihrer vorsichtigen Einschätzung des transaktionsbasierten Geschäftsmodells. Hoffnungen auf eine Erholung im zweiten Halbjahr scheinen sich nicht zu realisieren und dürften wahrscheinlich auf das nächste Jahr verschoben werden müssen.


   Europas Unternehmen mit durchwachsenen Zahlen 

Beim französischen Autozulieferer Valeo (-6%) sind die Halbjahreszahlen im Rahmen der Erwartungen ausgefallen. Jedoch ist der Cashflow negativ ausgefallen, was auch andere Brachenwerte belastet. So fallen in Deutschland Continental um 2,3 Prozent und Vitesco um 3,6 Prozent.

Beim Luxushersteller Kering (-3,0%) überzeugen die Geschäftszahlen nicht ganz. Der Umsatz auf vergleichbarer Basis entsprach zwar mit 5,06 Milliarden Euro der Markterwartung. Nicht überzeugen konnte allerdings der Umsatzanstieg von 1 Prozent der Problemsparte Gucci. Hier hatten Analysten wie die von Bernstein mit 4 Prozent gerechnet. Zudem steigt der Luxusgüterkonzern Kering mit einer Beteiligung von 30 Prozent bei der italienischen Modemarke Valentino ein.

L'Oreal legen 1 Prozent nach besseren Zweitquartalszahlen zu. Das organische Umsatzwachstum ist mit 13,7 Prozent laut Citigroup über der Konsensschätzung von 11,9 Prozent ausgefallen.

Bei Air France-KLM geht es trotz positiver Nachrichten um 2,7 Prozent nach unten. Die Airline hatte zwar besser als erwartet ausgefallene Geschäftszahlen vorgelegt und verhandelt über eine Kapitalspritze von Finanzinvestor Apollo, kritisiert wird aber der Ausblick auf die Kapazitätsauslastung. Während zahlreiche Airlines diese schon über dem Vor-Corona-Jahr 2019 erwarten, sieht sich Air France noch darunter. Dagegen hat IAG (+4,7%) im ersten Halbjahr wieder schwarze Zahlen geschrieben und dabei von starker Nachfrage und dem Beitrag des spanischen Geschäfts profitiert. Die Aussichten für den Sommer sind der Airline-Gruppe zufolge ermutigend.


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Aktienindex      zuletzt  +/- %  absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50   4.451,53  +0,1%     4,09     +17,3% 
Stoxx-50        4.041,95  +0,1%     3,41     +10,7% 
DAX            16.423,77  +0,1%    17,74     +18,0% 
MDAX           28.627,89  -0,5%  -152,11     +14,0% 
TecDAX          3.306,49  -0,3%   -10,61     +13,2% 
SDAX           13.675,18  -0,5%   -62,27     +14,7% 
FTSE            7.702,84  +0,1%    10,08      +3,2% 
CAC             7.456,32  -0,1%    -8,92     +15,2% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,47                      +0,00          -0,10 
US-Zehnjahresrendite        3,96                      -0,04          +0,08 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Fr, 8:22 Uhr  Do, 18:09 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,1007        +0,3%        1,0962         1,0996   +2,8% 
EUR/JPY                   153,22        +0,1%        152,79         155,08   +9,2% 
EUR/CHF                   0,9555        +0,2%        0,9545         0,9548   -3,5% 
EUR/GBP                   0,8551        -0,3%        0,8584         0,8552   -3,4% 
USD/JPY                   139,22        -0,2%        138,94         141,06   +6,2% 
GBP/USD                   1,2871        +0,6%        1,2779         1,2856   +6,4% 
USD/CNH (Offshore)        7,1590        -0,2%        7,1563         7,1663   +3,3% 
Bitcoin 
BTC/USD                29.213,86        +0,1%     29.180,33      29.281,21  +76,0% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  79,89        80,09         -0,2%          -0,20   +1,3% 
Brent/ICE                  83,83        84,24         -0,5%          -0,41   +0,8% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                  26,45        28,43         -7,0%          -1,98  -64,8% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.954,73     1.944,87         +0,5%          +9,87   +7,2% 
Silber (Spot)              24,28        24,15         +0,5%          +0,13   +1,3% 
Platin (Spot)             941,08       940,50         +0,1%          +0,58  -11,9% 
Kupfer-Future               3,90         3,88         +0,5%          +0,02   +2,1% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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July 28, 2023 07:24 ET (11:24 GMT)