Zürich (awp) - Zum Ende einer insgesamt durchwachsenen Börsenwoche setzt auch der Schweizer Aktienmarkt seine Abwärtsbewegung fort. Allerdings fallen die aktuellen Verluste moderater aus als am Vortag. Schuld an der insgesamt negativen Wochenbilanz sind vor allem die wichtigsten Notenbanken der Welt. Ein stärkerer Rückgang der US-Inflationszahlen hatten zu Wochenbeginn nämlich noch kurzzeitig für Hoffnung gesorgt. Doch ab Wochenmitte holten dann das Fed, die SNB, die EZB und die Bank of England mit Zinserhöhungen von jeweils 0,5 Prozentpunkten Investoren auf den Boden der Tatsachen zurück. Alle Notenbanken stellten dabei nicht nur weitere Zinsschritte im kommenden Jahr in Aussicht. Sie machten auch klar, dass die Zinsen länger höher bleiben werden.

Nur so meinen sie die anhaltend hohe Inflation bekämpfen zu können. Wie ein Portfolio-Manager zusammenfasst: "Die Märkte haben sich diese Woche vorschnell erholt: Die Inflation mag ihren Höhepunkt erreicht haben, bleibt aber beunruhigend hoch und bringt sowohl wirtschaftliche als auch gesellschaftliche Herausforderungen mit sich." Tatsächlich hat vor allem die EZB mit ihren Aussagen über weitere Zinsschritte trotz der schwachen Wirtschaftsaussichten die Anleger verunsichert. In diesem Umfeld vermögen nicht einmal die etwas besser als erwartet ausgefallenen EU-Einkaufsmanager-Indizes die Investoren umzustimmen. Vielmehr ist mit einem turbulenten Wochenausklang zu rechnen, da am heutigen Hexensabbat Futures und Optionen auf Indizes wie auch Optionen auf einzelne Aktien verfallen.

Der SMI gibt gegen 10.55 Uhr mittlerweile um 0,34 Prozent nach auf 10'843,53 Punkte, nachdem er knapp behauptet in den Handel gestartet war. Auf Wochensicht zeichnet sich aktuell ein Minus etwa 2 Prozent ab.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und in dem die Gewichtung der Schwergewichte stärker gekappt ist, verliert 0,71 Prozent auf 1647,32 Punkte und der breite SPI 0,43 Prozent auf 13'838,88 Zähler. Von den 30 SLI-Werten geben alle bis auf drei nach.

Es sind denn auch die Kursgewinne von 0,7 Prozent bei Nestlé und 0,5 Prozent bei Roche, die den Leitindex vor noch grösseren Abgaben bewahren. Schwergewicht Nummer drei, Novartis, hinkt mit -0,2 Prozent etwas hinterher.

Das grösste Plus verzeichnen allerdings die Aktien der Credit Suisse, die sich um 0,9 Prozent auf 2,856 Franken verteuern. Damit zeichnet sich nach den zuletzt wieder deutlichen Kursverlusten eine vorsichtige Gegenbewegung ab. Laut Händlern hatte in den letzten Tagen die Kapitalerhöhung weiter nachgewirkt und den Druck auf den Kurs hoch gehalten. Im frühen Handel waren die Titel zunächst bis auf 2,838 Franken zurückgekommen. Damit rückt das zu Monatsbeginn erreichte Rekordtief von 2,654 Franken in Sichtweite.

Am Ende der Kurstafel sind erneut konjunktursensitive Titel wie Logitech, Temenos oder AMS Osram zu finden, die sich um bis zu 2,9 Prozent verbilligen.

Aber auch die beiden Uhrenhersteller Swatch (-2,0%) und Richemont (-1,1%) werden im grösseren Stil aus den Depots entfernt. Hier verweisen Marktteilnehmer auf die rasant steigenden Corona-Infektionszahlen in China, die verunsicherten.

Überdurchschnittliche Kursverluste von um die 2 Prozent verbuchen auch noch Partners Group, Givaudan oder Sonova. Nachrichten liegen zu diesen Titeln nicht vor.

In den hinteren Reihen hatten sich Bachem (-1,2%) zunächst gegen den Markttrend gestemmt und dank eines Milliarden-schweren Folgeauftrags Kursgewinne verbucht. Allerdings können sich die Papiere nun dem Markttrend nicht weiter entziehen.

Noch stärker geht es für andere Vertreter der Gesundheitsbranche abwärts. So geben Evolva, Tecan, HBM Healthcare, Idorsia oder Zur Rose zwischen 3,9 und 1,9 Prozent nach. Steigende Finanzierungskosten stellen gerade für die kleineren Biotechs ein Problem dar. Ausserdem erschwert das derzeitige Marktumfeld weitere Kapitalmassnahmen.

hr/kw