Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag nach einer schwachen Eröffnung schnell auf Erholungskurs eingeschwenkt und schliesslich klar im Plus geschlossen. Der SMI bewegte sich damit im Gleichschritt mit den US-Leitindices. Die Bäume wuchsen am Dienstag aber auch nicht gerade in den Himmel. Vielmehr waren die Blicke auf die Zwischenwahlen in den USA gerichtet, die im Tagesverlauf begonnen haben. Sie werden über den künftigen Spielraum von US-Präsident Joe Biden entscheiden. Das habe die Anleger eher zum Abwarten als zum Handeln motiviert, sagte ein Marktkenner.

Welchen Einfluss die Wahlergebnisse auf die Aktien haben werden, wird sich dann am (morgigen) Mittwoch zeigen. Die Prognosen sagen voraus, dass die Republikaner in mindestens einer der beiden Kammern die Mehrheit übernehmen werden. Das lässt einen Stillstand in der US-Politik befürchten. Die nächste echte Bewährungsprobe für die Börse steht aber vor allem am Donnerstag an, wenn die neusten US-Inflationsdaten veröffentlicht werden. Diese könnten einen Fingerzeig dafür geben, ob der nächste Zinsschritt des Fed wirklich "nur" bei 50 Basispunkten liegen wird, statt wie zuletzt üblich bei 75 Basispunkten. "Das Schlimmste für den Aktienmarkt wäre deshalb ein erneuter Sprung in der Teuerungsrate", sagte ein Börsianer.

Der SMI als wichtigster Schweizer Aktienindex schloss schliesslich 0,71 Prozent höher bei 10'827,04 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewann 1,18 Prozent auf 1646,58 und der breite SPI 0,79 Prozent auf 13'844,45 Zähler. Von den 30 Blue Chips standen bei Börsenschluss deren drei im Minus.

Deutlich nach oben ging es etwa mit verschiedenen "Jahresverlierern" wie AMS-Osram (+5,1%), Geberit (+4,0%), Logitech (+4,3%), Straumann (+4,2%) oder Sonova (+3,6%).

Auch VAT (+5,7%) zählten zu dieser Kategorie und setzten die vor zwei Tagen initiierte Erholung fort. Gestützt wurden die Papiere von einer Studie der ZKB. Der zuständige Autor schrieb, dass die dem Sektor bevorstehende Durststrecke nun weitgehend im Kurs des Chip-Zulieferers reflektiert sei.

Swiss Re (+0,5%) konnten derweil mit dem Markt nicht ganz mithalten. Branchennachbar Munich Re konnte sich trotz Hurrikan-Schäden in den schwarzen Zahlen halten: Es kam daher zu Umschichtungen, sagten Händler.

Gar noch knapper im Plus schlossen die SMI-Schwergewichte Roche (+0,1%), Novartis und Nestlé (je +0,3%).

Es erging ihnen somit aber immer noch besser als den Luxusgüteraktien Richemont (-0,5%) und Swatch (-2,5%). Hier wurden bisherige China-Hoffnungen endgültig ausgepreist. Die beiden Papiere hatten zuletzt immer wieder von den Spekulationen auf ein mögliches Ende der Null-Covid-Strategie in China profitiert. Einer baldigen Lockerung haben die Granden der kommunistischen Partei aber zuletzt eine Absage erteilt.

Zudem senkte der für die CS zuständige Analyst über beiden Valoren den Daumen. Für Richemont gab es ein tieferes Kursziel, für Swatch wurde die Empfehlung gar direkt von "Outperform" auf "Underperform" gesenkt und das Kursziel halbiert.

Bei den Finanzwerten griffen die Anleger vor allem bei Julius Bär und der arg gebeutelten CS zu, die sich um rund 1,7 Prozent verteuerten. Die Valoren der Grossbank UBS (+0,4%) wurden hingegen eher liegengelassen.

Im breiten Markt kletterten die Aktien des Elektronikkomponenten-Hersteller Lem um 1,6 Prozent. Die Westschweizer hatten Halbjahreszahlen vorgelegt und die Erwartungen der Analysten deutlich übertroffen. Ebenfalls klar im Plus schlossen etwa Crealogix (+8,3%) oder Zur Rose (+6,5%).

PSP notierten nach Zahlen 1,4 Prozent leichter. Der Reingewinn der Immobiliengesellschaft war in den ersten neun Monaten des Jahres wegen der tieferen Portfolioaufwertung um ein Drittel zurückgegangen.

Idorsia fielen um 5,0 Prozent zurück. Das Biotechunternehmen stellte Studiendetails zu seinem Bluthochdrucksenker Aprocitentan vor. Diese seien gut, seien aber auch nicht überragend ausgefallen, erklärten Marktbeobachter.

kw/cf