Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt ist im Verlauf des Mittwochvormittags moderat in den roten Bereich gerutscht. Der Leitindex SMI hielt sich jedoch die ganze Zeit über der Marke von 10'900 Punkten. Nach den Avancen der letzten Zeit seien die leichten Gewinnmitnahmen keine Überraschung, meinen Händler. Dies gelte umso mehr, weil die Unsicherheit vor dem Zinsentscheid der US-Notenbank vom Abend doch ziemlich gross sei. Das Fed habe es heute in der Hand, ob es zu einer Fortsetzung des Rallys komme oder die Aktienmärkte einen Rücksetzer hinnehmen müssten, kommentierte ein Analyst.

Fed-Chef Jerome Powell müsse nämlich den Spagat hinbekommen, den Investoren einerseits eine weiter ultraexpansive Geldpolitik zu versprechen und andererseits ihnen ihre Inflationsangst zu nehmen, umschreibt er die schwierige Ausgangslage für den Notenbanker. Dabei gehe es nicht zuletzt um die Frage, "wann und wie die Notenbank eventuell auch mit Zinserhöhungen reagieren wird, wenn die Preise steigen".

Der SMI notiert gegen 11 Uhr 0,23 Prozent tiefer bei 10'919,03 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsst ebenfalls 0,23 Prozent auf 1'765,13 und der umfassende SPI 0,22 Prozent auf 13'742,82 Stellen ein. Der Leitindex bewegte sich den ganzen Vormittag in einem engen Band von nur gut 40 Punkten. Die Einbussen relativieren sich zudem angesichts der Avancen von insgesamt fast 1 Prozent an den beiden Vortagen und von über 2 Prozent in der Vorwoche.

Zwei Drittel der 30 Top-Werte erleiden aktuell Verluste. Diese halten sich jedoch in Grenzen, nur die stets volatilen AMS (-1,7%) geben mehr als 1 Prozent nach. In den letzten Tagen und Wochen haben bei manchen Investoren die Ängste zugenommen, dass der Chip- und Sensorenhersteller beim wichtigen Kunden Apple in Zukunft nicht mehr die gleich wichtige Rolle spielen könnte wie in der Vergangenheit.

Unter Druck sind auch Logitech (-0,9%), wo es einmal mehr zu Gewinnmitnahmen kommt. Das gleich gilt für Partners Group (-0,8%), die am Vortag nach der Zahlenvorlage Gewinne verbucht hatten, und für Lonza (-0,7%), die als eher hoch bewertet gelten. Dahinter haben sich verschiedene Zykliker bei den Verlierern eingereiht, etwa ABB, Geberit, LafargeHolcim und Sika. Sie büssen rund ein halbes Prozent ein.

Auch Swatch (-0,5%) geben nach, obwohl Firmenpatron Nick Hayek in einem Zeitungsinterview Optimismus versprüht hat. Der Boom werde kommen, sagte er. Konkretisiert wird dies allenfalls am (morgigen) Donnerstag, wenn die neusten Zahlen zu den Uhrenexporten veröffentlicht werden.

Auch die drei Schwergewichte Roche, Novartis und Nestlé erweisen sich mit Abgaben von 0,2 bis 0,3 Prozent nicht als Stützen für den Markt. Dass Roche am Morgen ein neues Analysegerät lanciert hat, gilt als nebensächlich.

Das Gewinnerfeld wird von den UBS-Papieren (+0,9%) angeführt, die sich damit im Einklang mit den avancierenden Bankenpapieren in ganz Europa befinden. Die CS-Valoren (+0,3%) notieren zwar ebenfalls im Plus, hinken der Entwicklung aber etwas hinterher. Am Vortag hatte die Aktie trotz positiver Angaben zum Jahresstart leicht nachgegeben, was unter anderem mit den Problemen des Instituts im Zusammenhang mit Greensill erklärt wurde. Nun kommt noch ein negativer Analystenkommentar von Kepler Cheuvreux dazu, in dem eine Kaufempfehlung zurückgenommen wird.

Relativ klare Gewinne verzeichnen ausserdem noch Temenos (+0,7%) und Adecco (+0,6%).

Im breiten Markt haben diverse Unternehmen ihre Zahlen präsentiert. Applaus erhalten die überraschend guten Ergebnisse von V-Zug (+5,4%), derweil werden Orell Füssli (-5,4%) nach der Dividendenkürzung aus den Depots geworfen.

Im Plus sind nach dem Kurssprung von fast 20 Prozent vom Vortag erneut Tornos (+0,5%). Es kursieren Gerüchte, wonach Michael Piepers Artemis-Holding hinter den hohen Kaufvolumina stecken könnte. Denn am Dienstagabend wurde bekannt, dass der Milliardär sein Rieter-Aktienpaket verkauft hat und somit auf einem hohen Cash-Bestand sitzt.

Bei Rieter wiederum sorgt die Veränderung im Aktionariat für eine positive Kursentwicklung (+0,6%). Ein Analyst denkt laut darüber nach, dass der Einstieg des neuen Grossaktionärs Picanol Spekulationen über eine Mehrheitsübernahme anheizen könnte.

rw/uh