Dax und EuroStoxx wagten sich weiter vor und lagen am Freitagnachmittag 0,7 beziehungsweise ein Prozent höher bei 12.033 und 3372 Punkten. An den US-Börsen deutete sich eine festere Eröffnung an. Der Dollar geriet hingegen unter die Räder. Im Gegenzug stieg der Euro um ein halbes Prozent auf ein Zweieinhalb-Monats-Hoch von 1,1326 Dollar.

Die Jobmaschine in den USA geriet im Mai ins Stottern. Die Regierung in Washington meldete nur 75.000 neue Stellen statt der von Ökonomen erwarteten 185.000. Das Lohnwachstum lag bei 0,2 Prozent statt wie prognostiziert bei 0,3 Prozent. "Der andauernde Handelskonflikt lässt die Unternehmen vorsichtiger werden", sagte Stratege Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Die Fed werde den Arbeitsmarkt sicherlich genau im Blick behalten. "Je schwächer sich der Arbeitsmarkt entwickelt, desto wahrscheinlicher werden Zinssenkungen."

Anleger taxieren die Wahrscheinlichkeit auf eine Zinssenkung bei der Fed-Sitzung am 19. Juni inzwischen auf 35 Prozent. Vor Bekanntgabe der Zahlen waren es lediglich 24 Prozent. 2018 hatte die Fed den Schlüsselsatz vier Mal angehoben - zuletzt im Dezember auf die Spanne von 2,25 bis 2,5 Prozent.

IMMOBILIENAKTIEN BLEIBEN UNTER DRUCK

Der geplante Mietendeckel in Berlin setzte den Aktien der Immobilienfirmen erneut zu. Die Papiere der Deutschen Wohnen verloren mehr als sieben Prozent und fielen auf den tiefsten Stand seit knapp 15 Monaten. Die Titel von Adler Real Estate gaben rund fünf Prozent nach, auch die Anteilsscheine anderer Firmen gehörten zu den Verlierern. Die Analysten der DZ-Bank erklärten, durch die Pläne, Mieterhöhungen für fünf Jahre zu verbieten, stiegen die regulatorischen Risiken deutlich an. "Es stellt sich zunehmend die Frage, ob die primär ausländischen Aktieninvestoren Wohnimmobilien in Berlin weiterhin als 'sicheren Hafen' ansehen werden."

Übernahmefantasien in Verbindung mit dem neuen ProSiebenSat.1-Großaktionär Mediaset sorgten in Frankfurt und Mailand für Gesprächsstoff. Die Börse in Madrid setzte die Aktien der spanischen Mediaset-Tochter vom Handel aus. Die Mediaset-Aktie legte in Mailand 2,5 Prozent zu und war damit zeitweise stärkster Wert im italienischen Leitindex. ProSieben-Aktien stiegen um 1,5 Prozent. Insidern zufolge prüft Mediaset eine Änderung seiner Firmenstruktur, was in italienischen Medien als Schritt hin zu einer Vereinbarung mit dem deutschen Medienkonzern gedeutet wurde. Beide Konzerne hatten Berichte über eine strategische Allianz kürzlich zurückgewiesen.

In Paris feierten die Anleger den Chefwechsel beim Pharmakonzern Sanofi: die Aktien schnellten um mehr als fünf Prozent nach oben auf den höchsten Stand seit zwei Monaten. Novartis-Manager Paul Hudson wird künftig die Geschicke des Konzerns lenken. "Hudsons unmittelbare Herausforderung wird es sein, mit dem neuen Finanzchef zusammen die Kosteneffizienz zu verbessern", schrieben die Liberum-Analysten. "Hudson kommt von außen und ist kein Franzose. Seine Wahl wird als Schritt in die richtige Richtung gesehen."