PARIS/LONDON/MADRID (dpa-AFX) - Nach dem Rückschlag am Vortag haben sich die europäischen Börsen am Freitag bereits wieder stabilisiert. Ungeachtet der weiter schwelenden Katalonien-Krise lag der Eurostoxx 50 zur Mittagszeit moderat mit 0,34 Prozent im Plus bei 3614,29 Punkten. Der Leitindex der Eurozone kehrte so wieder über die Marke von 3600 Punkten zurück, um die er sich schon seit Wochen bewegt. Gut an kamen zu Wochenschluss einige Quartalsberichte europäischer Unternehmen.

Vor diesem Hintergrund entwickelten sich auch die Länderbörsen in Paris und London leicht positiv. Der Pariser Leitindex CAC-40 lag zuletzt mit 0,23 Prozent im Plus bei 5380,57 Punkten, während der FTSE 100 in London in einem ähnlichen Größenmaß auf 7544,16 Punkte stieg.

Der spanische Leitindex Ibex 35 dagegen stand knapp mit 0,08 Prozent im Minus. Mittlerweile sind fast alle Hoffnungen auf eine einvernehmliche Lösung des Katalonien-Konflikts geplatzt. Die Zentralregierung will am Samstag über Zwangsmaßnahmen beraten, mit denen die Pläne der Katalanen für einen eigenen Staat gestoppt werden sollen. Die Separatisten wiederum weiteten aus Protest ihre Aktionen aus.

Unter anderem riefen sie zum kollektiven Ansturm auf die Banken des Landes auf, woraufhin ihre Anhänger reihenweise Geld abhoben. Anleger der spanischen Großbanken BBVA und Santander ließ dies aber kalt: im europaweit freundlichen Branchenumfeld ging es für die BBVA-Titel sogar deutlich um 1 Prozent nach oben. In der Spitzengruppe des EuroStoxx kletterten BNP Paribas um 1,4 Prozent.

Wie schon am Vortag machten Anlegern jedoch einen großen Bogen um Konsumgüterwerte, deren Teilindex nochmals um fast ein halbes Prozent fiel. Die Papiere von Unilever setzten ihren jüngsten Kursrutsch fort und fielen am Eurostoxx-Ende um weitere 1,32 Prozent. Sie erreichten den tiefsten Stand seit Juli. Einige Experten kürzten Tags nach den schwachen Quartalsergebnissen ihre Kursziele.

In Stockholm sorgten Quartalsberichte bei Anlegern für große Freude. Ericsson kletterten um 3,55 Prozent, obwohl der kriselnde Netzwerkausrüster im Zuge seiner Sanierung einen Milliardenverlust verkraften musste. Laut Sandeep Deshpande von JPMorgan hat das dritte Quartal nach einigen Bereinigungen aber überzeugt. Übertroffene Erwartungen hievten außerdem die Volvo-Aktien auf einen Rekordstand bei 166,90 Kronen. Die Titel des Nutzfahrzeugherstellers sprangen zuletzt noch um 6 Prozent nach oben.

Kursgewinne von knapp 1 Prozent gab es bei Swiss Re . Anleger trotzten damit den bezifferten Folgen von den jüngsten Naturkatastrophen, die der Rückversicherer auf 3,6 Milliarden US-Dollar bezifferte. Laut JPMorgan-Analyst Michael Morris war die genannte Summe niedriger als von ihm erwartet. Börsianer verwiesen als Stütze außerdem auf Spekulationen über letztlich höhere Prämien.

Mit den Accor-Aktien gab es nach Zahlen jedoch auch eine negative Kursreaktion. Sie rutschten in Paris um 2 Prozent ab, nachdem der Hotelbetreiber im dritten Quartal sein Wachstumstempo deutlich gedrosselt hatte. Auch für die Papiere des Konkurrenten InterContinental Hotels ging es in London nach Zahlen leicht um ein halbes Prozent nach unten.

Easyjet dagegen gehörten mit über 1,5 Prozent Plus zu den Gewinnern im "Footsie". Mit Spannung wird hier auf das Ergebnis der Gespräche mit der insolventen Air Berlin gewartet. Vorne im britischen Leitindex versammelten sich außerdem diverse Bergbauaktien. Antofagasta etwa waren der Spitzenreiter mit einem Anstieg um gut 2,5 Prozent./tih/ag