Zoom startete mit einem deutlichen Vorsprung vor Teams, aber Microsofts Lösung hat aufgeholt und ihn längst übertroffen. Die Stärke von Teams liegt natürlich darin, dass es in Office und die Windows-Plattform integriert ist, die standardmäßig auf 90% der Unternehmenscomputer installiert ist.

Es ist schwierig für Zoom, mit einem so überwältigenden Wettbewerbsvorteil zu konkurrieren. Obwohl das "Work from Home" anhalten wird, muss das Unternehmen aus San José in der Lage sein, sich zu diversifizieren, um wieder Wachstum zu erzielen. Die bisher untersuchten Ansätze haben noch zu keinen Ergebnissen geführt.

Es ist auch wichtig, keine Fehler zu machen. Die Aktionäre haben weise den Kauf des Softwareherstellers Five 9 blockiert, den Zoom mit dem 25-fachen der Einnahmen erwerben wollte, obwohl das Unternehmen noch keinen Gewinn erzielt hatte. Eine solche Aggressivität war nicht beruhigend.

Ein weiteres beunruhigendes Element ist die zweifelhafte Transparenz bei der Anzahl der Nutzer, bei der nie ganz klar war, wie das Management von Zoom sie erfasst. In diesem Zusammenhang ist ein Rückgang von 3% im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres zu verzeichnen, während Teams im Gegenzug Nutzer gewinnt.

Zoom hat seine Bewertung von 160 Milliarden US-Dollar, die auf dem Höhepunkt der Pandemie erreicht wurde, nie verdient. Es ist nicht einmal sicher, ob es seinen aktuellen Unternehmenswert - die Marktkapitalisierung abzüglich der 5,5 Milliarden US-Dollar überschüssiger Barmittel - von 14 Milliarden US-Dollar verdient.

Das Management erwartet in diesem Jahr ein stagnierendes Wachstum. Wie üblich sollte man vorsichtig mit den "bereinigten" und "Non-GAAP"-Gewinnen umgehen. Natürlich zeigt Zoom ohne die Ausgaben für aktienbasierte Vergütungen eine operative Marge von 38%... Alles wäre so viel einfacher, wenn man diese massiven Ausgaben einfach mit einem Federstrich ausradieren könnte.

Berücksichtigt man jedoch diese realen Personalkosten, sinkt die besagte operative Marge auf 0,9%. Die Ausgaben für aktienbasierte Vergütungen sind in der Tat spektakulär gestiegen. Im vergangenen Geschäftsjahr beliefen sie sich auf 1,3 Milliarden US-Dollar bei einem Umsatz von 4,4 Milliarden US-Dollar.

Hinzu kommt eine merkwürdige Ungleichheit: Die Aktienoptionen des Personals haben einen Ausübungspreis, der dem aktuellen Aktienkurs mehr oder weniger entspricht, während die des chinesisch-amerikanischen Gründers Eric Yuan bei etwa 5 US-Dollar liegen. Das Vermögen des Letzteren ist daher komfortabel gesichert.

Man kann das Glas auch halb voll betrachten und zum Beispiel darauf hinweisen, dass Zoom nun in einem Quartal doppelt so viel Umsatz erzielt wie vor der Pandemie. Die Braut sieht aus dieser Perspektive schöner aus.

Falls eine Neuerfindung nicht gelingt, wäre wohl ein Aufkauf das Beste, was Zoom passieren könnte. Mehr als ein Aktionär dürfte das erhoffen und die Daumen drücken!